Ordnung und Inferno
Das KZ-System im letzten Kriegsjahr
Eine grundlegende Neubewertung der letzten Phase der nationalsozialistischen Konzentrationslager.
Stefan Hördler stellt den aktuellen Forschungsstand, die Schlussphase der nationalsozialistischen Konzentrationslager sei durch Desorganisation, Chaos und Willkür geprägt gewesen, in Frage: Er zeigt, dass ab März 1944 eine umfassende Neuordnung des KZ-Systems einsetzte, und dass das letzte Kriegsjahr eine eigenständige Phase in der Genese der Lager darstellte. Ab 1944 verfolgte das NS-Regime zwei Ziele: erstens eine forcierte Ökonomisierung und zweitens eine Stabilisierung des Lagersystems. Zur Analyse beider Dimensionen führt der Autor den Begriff der Rationalisierung ein, unter dem sowohl die Massenmorde als auch eine utilitaristisch ausgerichtete 'Auslese' der arbeitsfähigen Häftlinge als Teile dieser Entwicklung zusammengefasst werden können.
Ausgezeichnet mit dem Tiburtius Preis - Preis der Berliner Hochschulen (2013).
Der Autor:
Stefan Hördler, geb. 1977, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen. Zuvor war er Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Washington und am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien sowie Fellow am Center for Advanced Holocaust Studies des U.S. Holocaust Memorial Museum. Veröffentlichungen u. a.: Die fotografische Inszenierung des Verbrechens. Ein Album aus Auschwitz (mit Tal Bruttmann und Christoph Kreutzmüller, 2019); SA-Terror als Herrschaftssicherung. »Köpenicker Blutwoche« und öffentliche Gewalt im Nationalsozialismus (als Hg., 2013)
Erstellt: 07.08.2022 - 06:57 | Geändert: 21.12.2022 - 11:52