01.10.2023

„Der marxistische Philosoph Domenico Losurdo und seine Haltung zu China“ - Vortrag von Andreas Wehr

Ein Vortrag am 29.09.23 als Podcast (nur Ton) auf Einladung des Deutsch-Chinesischen Freundschaftsverein e.V. Ludwigsfelde. Auf unserer Internetseite finden Sie weitere Informationen zum Verein:
www.dcfv-ludwigsfelde.de

Gliederung des Vortrages:
1. Weshalb siegte die Revolution in China?
2. Die russische und chinesische Revolution und die Hoffnung auf die Weltrevolution
3. Über das Zerwürfnis zwischen Sowjetunion und China
4. Was ist die Hauptaufgabe der Volksrepublik?
5. Ist China ein kapitalistisches Land?
6. Wie sollte sich die Linke gegenüber China verhalten?

Prof. Dr. phil. Domenico Losurdo (1941-2018) war Präsident der Internationalen Gesellschaft Hegel-Marx für dialektisches Denken und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Zahlreiche Bücher, so über Hegel, Nietzsche, Gramsci oder Stalin, begründeten sein Renommee als international einflussreicher Philosoph und Historiker.

Das Referat ist nachlesbar auf der Website:
https://www.andreas-wehr.eu/china-ein...

Dr. Andreas Wehr ist Mit-Gründer des Marx-Engels-Zentrums Berlin:
https://mez-berlin.de/

Im Vortrag empfohlene Bücher:

   Domenico Losurdo: Der westliche Marxismus. Wie er entstand, verschied und auferstehen könnte. ISBN 978-3-89438-694-8
   Domenico Losurdo: Flucht aus der Geschichte? - Die russische und die chinesische Revolution heute. ISBN 9783910080720
   Domenico Losurdo: Wenn die Linke fehlt ... - Gesellschaft des Spektakels, Krise, Krieg. ISBN 978-3-89438-651-1
   Domenico Losurdo: Der Kommunismus - Geschichte, Erbe und Zukunft. ISBN 978-3-89438-815-7
   Domenico Losurdo: Stalin - Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende. ISBN 978-3-89438-496-8
   Beat Schneider: Chinas langer Marsch in die Moderne. Russland, China und der Westen. ISBN 978-3-89438-792-1
   Xi Jinping: China regieren. Bezug über: https://www.rotes-berlin.de/produkt/x...

Sprache (Ton)
Deutsch
Laufzeit
54min

Erstellt: 20.12.2023 - 20:39  |  Geändert: 18.06.2025 - 11:28

verwendet von

Domenico Losurdo, Prof. Dr. phil., 1941-2018, war Präsident der Internationalen Gesellschaft Hegel-Marx für dialektisches Denken und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Zahlreiche Bücher, so über Hegel, Nietzsche, Gramsci oder Stalin, begründeten sein Renommee als international einflussreicher Philosoph und Historiker.

Wikipedia (DE): Domenico Losurdo

Nach dem Ende des 'sozialistischen Lagers' und der Auflösung der UdSSR gerieten der Marxismus und die kommunistische Bewegung wie die Linke insgesamt, insbesondere im Westen, in eine Krise, die als unumkehrbar erscheint. Diese Krise ist aber kein auswegloses Schicksal. Um einen Weg zu finden, sie zu überwinden, formulierte Domenico Losurdo in diesem Buch, seinem letzten, jenseits aller apologetischen Absichten eine historisch-philosophische Bewertung der sowjetischen Erfahrung und des Marxismus überhaupt. Ist der 'reale Sozialismus' ergebnislos gescheitert? Ist die marxsche Theorie damit hinfällig? Losurdo geht aber noch einen Schritt weiter und befragt den Marxismus, was er in absehbarer Zukunft zu leisten imstande sein kann.

Beat Schneider verfolgt das Ziel, immer wieder gestellten zentralen Fragen zur neuen Weltmacht nachzugehen: Ist das 4000-jährige China eines der größten Phänomene der Geschichte? Was macht seine Kultur aus? Wie hat das Entwicklungsland China die antikoloniale Befreiung und den Aufstieg zu einer wirtschaftlichen Großmacht geschafft? Ist es wirklich auf dem Weg zum Sozialismus, und wieso reagieren viele westliche Linke mit Ignoranz? Was bedeutet überhaupt »Sozialismus chinesischer Prägung«? Wie emanzipiert sind die chinesischen Frauen? Menschenrechte, Uiguren, digitale Überwachung und Null-Covid-Politik - wie berechtigt sind die Vorwürfe im Westen? Ist Xi Jinping wirklich ein zweiter Mao Zedong? China und der Westen - wer bedroht wen?

Edition Marxistische Blätter 105. Was der Autor vormals in zwei Flugschriften * unserer Zeitschrift „Marxistische Blätter“ um die Jahrtausendwende veröffentlicht hat, wurde von ihm überarbeitet, aktualisiert und erweitert. Grund für uns, daraus ein Taschenbuch zu machen. Denn sein Anliegen ist und bleibt für heutige Kommunisten hochaktuell: sich der eigenen Geschichte kritisch bilanzierend stellen und daraus neue Kraft für kommunistische Identität schöpfen.

"Westlicher Marxismus", mit diesem Etikett werden sehr unterschiedliche Theoretiker versehen, gemeinsam ist ihnen die Abgrenzung zum "klassischen" oder "orthodoxen" Marxismus. Domenico Losurdo argumentiert, dass dem eine Loslösung von den epochalen Emanzipationskämpfen zugrunde liegt. Dies reiche zurück bis in die Periode, "in welcher der Erste Weltkrieg und die Russische Revolution theoretisch verarbeitet wurden". Hier und nicht erst in der Stalin-Ära sucht er den Ursprung dieses Strangs der Marx-Diskussion. "Und wenn die Risse und die darauffolgende Entfremdung", so fragt er, "außer auf die Unterschiedlichkeit der objektiven Situation und der kulturellen Tradition zurückgingen auf die theoretischen und politischen Grenzen vornehmlich des westlichen Marxismus?"

Die Versprechen des Jahres 1989 auf eine Welt im Zeichen von Wohlstand und Frieden sind nicht in Erfüllung gegangen. Die Finanzkrise vergrößert auch in entwickelten Ländern das Massenelend und verschärft die soziale Ungleichheit derart, dass es dem großen Geld ermöglicht wird, die politischen Institutionen zu kapern. Auf internationaler Ebene folgt ein "kleiner Krieg" auf den anderen, der allerdings im jeweils betroffenen Land zehntausende Tote mit sich bringt. Darüber hinaus zeichnet sich am Horizont die Gefahr größerer Konflikte ab, die sogar die Schwelle zum Atomkrieg überschreiten könnten.

Es gab Zeiten, da blickten berühmte Staatsmänner wie Churchill oder Intellektuelle wie Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger oder Heinrich Mann voller Achtung und Bewunderung auf Stalin und auf das von ihm geführte Land. Doch mit dem Kalten Krieg und nicht zuletzt mit der Geheimrede Chruschtschows wurde Stalin zu einem "Monster", das vielleicht nur mit Hitler zu vergleichen sei. Domenico Losurdo setzt sich mit den Konflikten und Interessen auseinander, die diesem Umsturz der Sichtweise zugrunde liegen.