medico international (Medienpräsenz)

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Voraussetzungen für ein planetarisches Bewusstsein

Vortrag von Achille Mbembe (politischer Philosoph, Johannesburg)

Wenn Reparatur und Reparation des Gewesenen Voraussetzungen sind für den „Aufstieg zum Menschsein“, dann geht es in der Politik um einen Dialog gleichberechtigter Subjekte im Kampf um eine „von der Last der Rasse“, damit aber auch vom Kapital befreiten Welt (Mbembe). Der Weg wie das Ziel einer solchen Politik liegt in der Globalisierung von Rechten, die historisch immer schon als universelle Rechte eingefordert, zunächst aber immer nur exklusiv, d.h. als rassifiziertes Privileg durchgesetzt wurden.

Achille Mbembe ist ein kamerunischer Philosoph, politischer Theoretiker und öffentlicher Intellektueller. Nach Stationen an verschiedenen US-amerikanischen Universitäten lehrt er heute an der University of the Witwatersrand in Johannesburg. Für sein Buch „Kritik der schwarzen Vernunft“ (2013) wurde Mbembe 2015 mit dem 36. Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Er ist einer der wichtigsten lebenden Autoren, wenn es um die Nachwirkungen des Kolonialismus geht. Um die Verbreitung von Macht- und Souveränitätsstrukturen zu beschreiben, zu deren Kennzeichen die Produktion von Tod in großem Maßstab gehört, prägte er den Begriff der „Nekropolitik“. Zuletzt erschien von ihm „Out of the Dark Night. Essays on Decolonization“ (2020).

Die (Re)konstruktion der Welt. Hilfe. Solidarität. Politik.

Eine Konferenz nicht nur zur miserablen Lage der Welt, sondern auch und vor allem zu den Möglichkeiten ihrer Rekonstruktion zu einem Ort, den zu bewohnen sich endlich lohnen wird. In Vorträgen und Foren geht darum, das Verhältnis von Hilfe, Solidarität und Politik aus dem Versprechen zu bestimmen, das wir uns in der Erklärung der Menschenrechte selbst gegeben haben: Das Versprechen einer globalen und sozialen Ordnung, in der die uns allen zuerkannten Rechte voll verwirklicht wären.

Die Online-Konferenz fand vom 12. bis zum 14. Februar 2021 statt und wurde von medico international e. V. in Kooperation mit dem European Center for Constitutional and Human Rights, der Friedrich Ebert Stiftung, der Goethe Universität Frankfurt, dem Institut für Sozialforschung Frankfurt, dem International Institute of Political Murder und der Rosa Luxemburg Stiftung veranstaltet. 

Vom demokratischen Experiment zur autonomen Selbstverwaltung. Ein Rück- und Ausblick auf eine Region geprägt von Hoffnung, Selbstbestimmung und Solidarität. Gesprächsrunde mit Sherwan Bery (Kurdischer Roter Halbmond, Rojava], Müslüm Örtülü, Mitarbeiter von Civaka Azad (kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit), Anita Starosta (medico international) und Michael Wilk (Arzt und Psychotherapeut, "Erfahrung Rojava").

Am 19. Juli 2012 zogen sich die Truppen des Assad-Regimes aus Kobanê zurück. Kurdische Kräfte übernahmen die Stadtverwaltung und stießen damit die Übernahme auch in anderen Teilen in der Region an. Aus dem demokratischen Experiment, wie medico die Entwicklungen Rojavas lange beschrieb, ist inzwischen eine konföderale und autonome Selbstverwaltung geworden, in der Minderheitenrechte, Gleichberechtigung und Demokratie das Handeln leiten. Zehn Jahre nach der friedlichen Übernahme Kobanês ist es nun an der Zeit, gemeinsam Bilanz zu ziehen und Perspektiven zu diskutieren.

Die Veranstaltung fand im Vorfeld der Konferenz "10 Jahre Rojava" am 10. und 11. September 2022 statt. Mehr Informationen: www.medico.de/10-jahre-rojava