Verbotene Utopie. Die SED, die DEFA und das 11. Plenum. Von Andreas Kötzing und Ralf Schenk

Das 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 zählt zu den einschneidenden kulturpolitischen Zäsuren der DDR-Geschichte. Im Zuge der Tagung wurden zahlreiche Bücher, Theater- und Musikstücke verboten, die sich kritisch mit der Entwicklung der DDR-Gesellschaft auseinandersetzten. Auch die DEFA war massiv betroffen: Zwölf Spielfilme - unter anderem DAS KANINCHEN BIN ICH, SPUR DER STEINE und DENK BLOSS NICHT, ICH HEULE - wurden verboten oder in der Produktion gestoppt und in den "Giftschrank" verbannt.

ISBN 978-3-86505-406-7     29,00 €  Portofrei     Bestellen

Das Plenum hinterließ tiefe Spuren: Einige Regisseure durften keine Spielfilme mehr drehen, gesellschaftskritische Themen wurden in den folgenden Jahren kaum noch bearbeitet. Viele dieser Filme konnten erst 1989/90 aufgeführt werden.Die Autoren des Bandes schildern anhand der einzelnen Verbotsfilme den künstlerischen Aufbruch der DEFA und analysieren zugleich dessen Scheitern. Was verband die Filme des "Jahrgangs 65" miteinander? Warum stießen sie auf den Widerstand eines mächtigen Flügels innerhalb der SED-Kulturpolitik? Welche ästhetischen und politischen Impulse strahlen die Filme heute noch aus? Ein ausführlicher Beitrag schildert den kulturpolitischen Kontext des 11. Plenums und ordnet die Ereignisse in größere gesellschaftliche Zusammenhänge ein.
Das Buch enthält zudem eine Auswahl bislang unveröffentlichter Dokumente sowie eine CD mit Originaltönen vom 11. Plenum. Die Redebeiträge vermitteln einen ungeschönten Eindruck von der Vehemenz des kulturpolitischen "Kahlschlags" in der DDR.Mit Beiträgen von Günter Agde, Matthias Dell, Tobias Ebbrecht-Hartmann, Ralph Eue, Barbara Felsmann, Lukas Foerster, Detlef Kannapin, Ursula von Keitz, Ekkehard Knörer, Andreas Kötzing, Claus Löser, Volker Petzold, Rainer Rother, Ralf Schenk, Regine Sylvester, Chris Wahl und Michael Wedel.

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Die Herausgeber:

Andreas Kötzing
Dr. Andreas Kötzing, geb. 1978. Er studierte Neuere und Neueste Geschichte sowie Kulturwissenschaften an der Universität in Leipzig. Anschließend war er als Volontär bei der Bundeszentrale für politische Bildung (Bonn) tätig. Er promovierte über die Geschichte der Filmfestivals von Leipzig und Oberhausen im Kalten Krieg. Seit 2013 ist er Lehrbeauftragter an der Universität Leipzig und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut der TU Dresden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Deutsch-Deutschen Nachkriegsgeschichte sowie film- und medienhistorische Themen im 20. Jahrhundert.

Ralf Schenk
Dr. h. c. Ralf Schenk, geboren 1956. 1975–79 Studium der Journalistik in Leipzig. Filmkritiker und -historiker. Rund zwanzig Bücher zur Filmgeschichte, u.a. »Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946–92« (1994), »Schwarzweiß und Farbe. DEFA-Dokumentarfilme 1946–92« (1996), »Die Trickfabrik. DEFA-Animationsfilme 1955–90« (2003), »Eine kleine Geschichte der DEFA« (2006), »Bilder einer gespaltenen Welt. 50 Jahre Leipziger Dokumentar- und Animationsfilmfestival« (2007). Mitarbeit an der Rekonstruktion der verbotenen DEFA-Filme DIE SCHÖNSTE (1958/2000), FRÄULEIN SCHMETTERLING (1965/2005) und HÄNDE HOCH ODER ICH SCHIESSE (1966/2009). Ständiger Mitarbeiter der »Berliner Zeitung« und der Zeitschrift »film-dienst«. Gastvorlesungen und -seminare an Universitäten in Deutschland, Kanada, Österreich, Argentinien und den USA. Seit 2004 Mitglied der Auswahlkommissionen des Berlinale-Wettbewerbs. 2011 Ehrendoktorwürde (Dr. h.c. phil.) der Hochschule für Film und Fernsehen ›Konrad Wolf‹ in Potsdam-Babelsberg. Seit Juni 2012 Vorstand der DEFA-Stiftung in Berlin.

 

Erstellt: 25.10.2018 - 06:43  |  Geändert: 02.12.2020 - 17:58