Die Affekte
Roman
Im Nachkriegsmünchen ist er verfemt, und so geht er mit seiner Frau und den drei Töchtern nach Bolivien, der exzentrische Hans Ertl, einst Riefenstahls erster Kameramann und Rommels ›Leibphotograph‹. Doch auch das neue Leben ist reich an Spannungen, und für seine nächste Expedition, die Suche nach der verlorenen Inkastadt Paititi, muss die ganze Familie einen hohen Preis zahlen. Insbesondere Monika, die älteste Tochter und ihrem Vater frappierend ähnlich, scheint jeden Halt zu verlieren. Was als persönliche Sinnkrise beginnt, wird zu ihrer politischen Radikalisierung führen und sie zu immer extremeren Maßnahmen treiben.
Rodrigo Hasbún hat eine spektakuläre historische Episode zu einem hochexplosiven Kammerspiel verdichtet. Er erzählt von den Hoffnungen und Ernüchterungen einer deutschen Familie im südamerikanischen Exil und von den unentrinnbaren Fliehkräften der Geschichte.
Monika Ertl – entpolitisiert. Wir sich aber als Romanfigur eine der wichtigsten bolivianischen Revolutionär*innen des 20. Jahrhunderts aussucht, sollte sie als solche ernst nehmen und zumindest versuchen zu verstehen, warum und wofür sie gekämpft hat. Dabei kann man das, was Monika Ertl bewegte, richtig finden oder man kann es in Grund und Boden verdammen, aber es zu ignorieren, nimmt ihr ein zentrales Stück ihrer Würde. Und das sollte Literatur niemals tun. Von Gert Eisenbürger ila 416 (Juni 2018)
Wie Soldaten auf Kriegssuche. Es ist Christian Hansens so eleganter wie formvollendeter Übersetzung aus dem Spanischen zu verdanken, dass die tragische Geschichte einer im wahrsten Sinne urdeutschen Familie nun auch hierzulande in Form eines Romans zu erfahren ist, der Politik und Poesie stimmig miteinander verbindet. Von Katrin Hillgruber Tagesspiegel 21.11.2017
Eine Heldensaga als private Katastrophe. Rodrigo Hasbún wirft einen neuen Blick auf das Leben der Sozialrevolutionärin. Der Autor erzählt von Ertls bürgerlicher Familie, Verlorenheit, Entwurzelung und Gewalt. Von Katharina Döbler Deutschlandfunk Kultur 26.10.2017
Weitere Pressestimmen
»Die Geschichte der Familie Ertl ist ein faszinierender historischer Stoff. Dank dem bolivianischen Schriftsteller Rodrigo Hasbún kann man ihn nun wiederentdecken. Mit Die Affekte hat er einen eindrucksvollen Roman vorgelegt, der auf kleinstem Raum verschiedene Perspektiven verschränkt.« Martina Laubli Neue Zürcher Zeitung 29.12.2017
»Hasbún ist ein stilistisch versierter Erzähler, dem das Kunststück gelingt, Gefühle auf ungefühlige Weise zu erfassen.« Jutta Person Süddeutsche Zeitung 26.08.2017
»Jeder wird von der unbezwingbaren Wucht, von der die Figuren bestimmt werden, affiziert.«
Wiebke Porombka Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Dank Hasbúns Sprache – vorzüglich ins Deutsche übertragen von Christian Hansen – vermittelt dieses kleine Werk mit seinen 140 Seiten aber den Eindruck, fünf Menschen näher kennengelernt zu haben als manche Bekanntschaft aus dem echten Leben.« Christian Baron neues deutschland 10.10.2017
»Auf nur 140 Seiten gelingt es Rodrigo Hasbún, ohne jede Sentimentalität, aber dennoch feinfühlig eine tragische Familiengeschichte so zu erzählen, wie sie sich abgespielt haben könnte.« Eva Karnofsky WDR 5 09.09.2017
»Rodrigo Hasbún, einer der wenigen bolivianlschen Autoren, die auf Deutsch übersetzt werden, bearbeitet eigenwillig ein aktuelles Thema, indem er die Radilkalisierung einer Jugendlichen zur selbstmörderischen Kämpferin schildert.« Tina Uhlmann Berner Zeitung 06.09.2017
»Eine Familiengeschichte mit einer Handgranate im Herzen.« The Guardian
»[Es geht darum], was Sprache vermag. Dass gleich ein Ton getroffen ist, der mitteilt: Hier geht dich etwas an. Hier rumort etwas, das dich beschäftigen will, über die Lebenszeit hinaus und jenseits dessen, was denn im Faktischen verhandelt wird.« Elke Schmitter DER SPIEGEL
»Hasbúns zweiter Roman ist weder ein nostalgieseliger politscher Abenteuerroman noch eine Familienbiografie, sondern vor allem ein intimes Kammerspiel, atmosphärisch dicht und lakonisch unterkühlt erzählt und von Christian Hansen glänzend übersetzt.« Martin Halter Badische Zeitung 28.10.2017
Erstellt: 22.04.2025 - 06:42 | Geändert: 22.04.2025 - 07:04