Tanz der Kakerlaken
Roman um einen kenianischen Michael Kohlhaas. Beißend kritisch, rasend komisch.
Dusman Gonzaga ist genervt! Die Kakerlaken in Dacca House machen ihn schier verrückt. Jede Nacht droht er, dass es kein Morgen für sie gibt. Doch der neue Tag bricht an und alles bleibt, wie es war in dieser heruntergekommenen Mietskaserne in Nairobi.
Den skrupellosen Eigentümer von Dacca House interessiert das Geziefer so wenig wie die Ratten, verstopfte Toiletten und fehlende Duschen. Aus einst geräumigen Wohnungen hat er unzählige Verschläge gemacht, in die kaum mehr als ein Bett passt. Die Bewohner - eine seltene Mischung aus kleinen Händlern und Schwindlern, Weisen und Verrückten - werden für ihre jämmerlichen Unterkünfte eiskalt abkassiert und wagen nicht, aufzubegehren. Dusman aber hat das Stillhalten satt und beschließt, die Sache anzugehen. Erst will er noch seinen Job als Parkuhren-Wächter loswerden (Parkuhren machen ihn fast so verrückt wie Kakerlaken), dann plant er einen Mietboykott, der ihn beinahe Kopf und Kragen kostet, aber auch positive Überraschung mit sich bringt!
Meja Mwangis Tragikomödie um einen afrikanischen Michael Kohlhaas, der wild entschlossen in den Kampf gegen Unrecht und Korruption zieht, ist mit ihren witzigen Dialogen und komischen Szenarien trotz beißender Sozialkritik ein großes Lesevergnügen!
REZENSION: Es gibt Romane, die mitunter auch von fernen Landen und Leuten erzählen. Man hat es in einem solchen Fall mit einer Art von prosaischem Reiseführer zu tun, die freilich anders als diese der Fiktion sei Dank nicht an die Werbetauglichkeit von Worten und Inhalten gebunden sind. Vielmehr kann sich ein Roman den Mut zur Ungeschminktheit leisten und das tut „Tanz der Kakerlaken“ beträchtlich: (...) Der Autor Meja Mwangi ist selbst Kenianer und weiß wohl, welche Art von Lindenstrasse er da beschreibt. Es ist ein Termitenhügel der Groteske, das ganze Haus pulsiert, stoffwechselt laut und schmerzhaft vor sich hin, scheidet aus. Aber empörungstaugliche Sozialkritik ist es dennoch nur bedingt, stellt sich doch immer wieder die Frage, ob nun die Menschen unter den Verhältnissen leiden oder umgekehrt. Das Ganze ist gut geschrieben, die Dialoge sind lebhaft, temperamentvoll, der Erzählstil ist bis hin zur Zackigkeit kompakt und die Charaktere sind, auch dialogrhetorisch trennscharf sortiert. Mwangis eigener Blick ist sarkastisch aber ehrlich. Von Michael Lösch Literaturzeitschrift.de 29.12.2015
Pressenotizen Perlentaucher
Der Autor
Meja Mwangi (* 27. Dezember 1948 in Nanyuki, Kenia) ist ein kenianischer Schriftsteller. Er gilt neben Ngũgĩ wa Thiong’o als wichtigster Schriftsteller seines Landes. 1992 erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Die Übersetzerin
"jutta himmelreich übersetzerin. dolmetscherin. dozentin. diplomatin im dienste der weltliteratur. deutsch. english. farsi. français. español."
Erstellt: 18.01.2025 - 10:31 | Geändert: 18.01.2025 - 10:49