Wenn das der Führer wüsste
Hitler hat gesiegt, die Atombombe fiel nicht auf Hiroshima, sondern auf London. Das Germanische Weltreich ist errichtet. Lediglich der großasiatische Raum wird von den Japanern beherrscht. Berlin ist die Hauptstadt der Macht, die Hauptstadt Deutschlands und damit der halben Welt. Der Papst und der Dalai-Lama werden in einer Kölner neurochirurgischen Klinik gefangen gehalten, von Irland bis zum Ural erheben sich die SS-Ordensburgen, die Zuchtmutterklöster, die Walhallen der Ariosophen, die Napolas und Untermenschenlager. Das ist die Kulisse, als Adolf Hitler stirbt und unter ungeheurem Pomp bestattet wird.
Sein Nachfolger heißt Ivo Köpfler (Heil Köpfler!). Mittendrin in diesem Albtraum der getreue Parteigenosse Albin Totila Höllriegl, ein Österreicher, den ein gewaltiger Auftrag nach Berlin führt ... Wenn das der Führer wüsste sorgte sowohl auf der Frankfurter Buchmesse 1966 als auch bei der Literaturkritik für Aufsehen und wurde zum Verkaufsschlager, der sich einige Zeit in den Bestsellerlisten halten konnte. Ein Roman, den man nicht mehr vergisst. Mit Gastauftritten von Heimito von Doderer und Martin Heidegger, für den Basil eigens eine Kunstsprache erfunden hat.
Otto Basils grandiose Dritte-Reich-Satire. Der österreichische Autor veröffentlichte 1966 mit dem damaligen Bestseller einen fiktionalen Roman, der den Sieg Adolf Hitlers zum Ausgangspunkt machte. Von Christian Schachinger. Der Standard 14.05.2024
REZENSION: Der aktuelle Weltenlauf lässt das von Basil skizzierte Szenario womöglich sogar weniger absurd erscheinen als dies 1966 der Fall war. Puls24 08.05.2024
REZENSION: Otto Basil ist ein heute weitgehend vergessener, einstmals recht bekannter österreichischer Schriftsteller, der allerdings eher durch seine Herausgeberschaft der Literaturzeitschrift „PLAN“ als auch als Publizist und Literaturkritiker bekannt wurde. Sein einziger, hier vorliegender Roman, war bei seinem Erscheinen 1966 ein veritabler Erfolg, geriet aber bald darauf in Vergessenheit. litteratur 03.01.2019
REZENSION: Basils Roman rechnet mit dem Mief der Nachkriegszeit und ihrer fehlenden Aufarbeitung ab. Basil klagt nicht nur die Macht an, sondern auch die Intellektuellen, die sich im Schatten der Macht verstecken, die Dichter und Philosophen sogar an vorderster Front. Von Christian Stiegler ORF 02.03.2011
Weitere Pressestimmen:
Man legt diesen Roman mit Atemnot aus der Hand. ORF Diese Wiederentdeckung ist zum Fürchten. Peter Pisa, Kurier Basils Buch, an dessen endzeitlicher Atmosphäre Quentin Tarantino seine helle Freude hätte, gerät zum NS-Roadmovie: Albin Höllriegls VW und Hitlers Autobahnen sind dafür prädestiniert. Marcel Atze Basils krude Geschichtsfantasie, die eine Satire auf den Nationalsozialismus, aber auch eine bittere Parodie auf die weltpolitischen Verhältnisse der Nachkriegszeit ist, hat sich sehr gut gehalten und ist auch deshalb frisch und lesbar geblieben, weil der Autor sich trotz seines Themas in kein moralisches Korsett zwängen ließ. Falter So wüst, krude, perfide, bösartig, grotesk atemberaubend und durch und durch nicht im Geringsten zur Identifikation einladend – es gibt nicht einen Charakter, der auch nur einen sympathischen Wesenszug aufweist – war damals seit Längerem kein deutschsprachiger Roman mehr gewesen. Nicht mehr seit Günter Grass’ Blechtrommel von 1959. Verglichen mit dem Danziger ist Basil trockener. Zugleich aber rabiater. Und in seiner Konsequenz auch selbstpeinigender. Der Standard Man muss dieses Buch bis zum bitteren Ende gelesen haben. Katharina Schmid, Wiener Zeitung Es gibt kein Entrinnen aus dieser stickigen, entmenschlichten, apokalyptischen Welt, die Otto Basil erschaffen hat: weder für seine Romanfiguren noch für den Leser, der doch immer so gerne auf der Seite der Guten steht. Doch die Guten existieren nicht. Süddeutsche Zeitung
Der Autor
Otto Basil (1901–1983), Studium der Germanistik und Paläontologie in Wien und München. Danach arbeitete er als Journalist und Verlagslektor, Barpianist und Industrieangestellter. Er wirkte außerdem als Dramaturg und Publizist in Kultur-Zeitschriften. Anfang der 1920er Jahre war er einer der Herausgeber der Zeitschrift Das Wort. Weiterhin schrieb er Mitte der 1920er Jahre Artikel für das Prager Abendblatt. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland im Jahr 1938 erhielt er Schreibverbot. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Pressereferent und Dramaturg am Wiener Volkstheater und gab die Literatur- und Kunstzeitschrift PLAN heraus. Von 1948 bis 1964 war Basil Leiter des Ressorts Kultur der Tageszeitung Neues Österreich sowie bis zu seinem Tod 1983 freier Schriftsteller in Wien.
Erstellt: 19.12.2024 - 06:09 | Geändert: 19.12.2024 - 06:54