Ästhetik des Konsums
Ambivalenz der Verführung
Der Konsumbegriff hat in der politischen Diskussion gerade angesichts der ökologischen Krise unserer Tage, aber weit früher schon in den Traditionen einer zivilisationskritischen Kulturkritik einen schweren Stand. Konsum kennzeichnet hier ein falsches Leben im Gegensatz zu einem früheren gesellschaftlichen Zustand authentischer Befriedigung wahrer Bedürfnisse. Konsum steht nicht so sehr für einen paradiesischen Überfluss, sondern für ein Zuviel und ein Nicht-Nötiges.
Es gilt Konsum jenseits seiner üblichen kulturkritischen Abwertung zunächst einmal als zivilisatorische Praxis aufzufassen, die nicht nur bei der ökonomischen, sondern auch sozialen Konstitution des modernen Individuums in säkularisierten Funktionsgesellschaften, insbesondere der Erlebnisgesellschaft unserer Tage, eine bedeutende Rolle spielte und spielt. Dabei geht es um die Ästhetik des Konsums insofern die Dynamik des neuzeitlichen Konsums die Dynamik der ästhetischen Formen in sämtlichen Lebensbereichen mitbegründete und umgekehrt in dieser einen Motor fand. Damit ist er aber Bestandteil desselben zivilisatorischen Prozesses, der auch Kunst und Design überhaupt erst ermöglichte. Insbesondere Letzteres ist von seiner Entstehung zusammen mit Kunst und moderner Marktökonomie am Beginn der Renaissance und seiner Ausformung mit der Industrialisierung nicht vom Bedürfnis und der Möglichkeit des Konsums zu trennen.
Wenn wir heute angesichts der katastrophalen sozialen und ökologischen Auswirkungen des Konsums also zu recht Konsumkritik üben und üben müssen, dann folgert daraus auch notwendig eine Kritik der Kunst und des Designs. Worin lägen also Möglichkeiten desselben die Ausrichtung jenes nun problematisch werdenden Konsums zu verändern, dessen Erfolg es mit die Wege geebnet hat.
Die Autoren:
Alexander Becker ist Professor für theoretische Philosophie an der Philipps-Universität Marburg. Seine Forschungs- und Lehrschwerpunkte sind Sprachphilosophie, Ontologie, Ästhetik, Philosophie der Antike, Philosophie der Aufklärung (bes. französischer Materialismus) und ostasiatische Philosophie.
Agnes Bube ist seit April 2023 Akademische Rätin am Institut für Grundschulpädagogik des Fachbereichs Bildungswissenschaften an der Universität Koblenz. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin (seit 2007) am Institut für Gestaltungspraxis und Kunstwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover (LUH) sowie zudem seit 2019 Gastdozentin und Lehrbeauftragte am Zentrum für Lehrer*innenbildung an der Universität Wien. Von 2015 bis 2020 hatte sie eine Lehrkooperation mit Prof. Dr. Stefan Brée (Bildung und Erziehung im Kindesalter) an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim. Ab 2002 war sie Lehrbeauftragte an der Zentralen Einrichtung für Weiterbildung der LUH (u.a. Zertifikat für Ästhetische Bildung und Gestaltung, Zertifikat für Kulturwissenschaften, FrauenAkademie). Agnes Bube ist Mitherausgeberin der Buchreihe „Erfahrungsorientierte Bildungsforschung“ (Beltz Juventa), Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik e.V. (DGÄ) sowie Teil des Netzwerks „Phänomenologische Vignetten- und Anekdotenforschung“ (VignA).
Dennis Improda, geb. 1980 in Neustadt am Rübenberge, absolvierte ein Studium Kunst und Germanistik (Lehramt GHR), war theaterpädagogisch in diversen Projekten tätig und lehrte an verschiedenen Schulen. Seit 2009 ist er Mitarbeiter am Institut für Gestaltungspraxis und Kunstwissenschaft (IGK), Leibniz Universität Hannover (LUH).
Matylda Krzykowski works with space: objects within space and ideas outside of space.
Marlon Lieber is a lecturer, writer, and postdoctoral researcher at Goethe-University Frankfurt, where he received a PhD in American Studies in 2018. Reading Race Relationally: Embodied Dispositions and Social Structures in Colson Whitehead’s Novels, his first book, has been published with transcript in 2023. His current research project investigates how U.S. literature has articulated the ambiguities of planning reason from the early nineteenth century to the present and looks at the writings of Charles Brockden Brown, Herman Melville, Lewis Mumford, Ursula K. Le Guin, Kim Stanley Robinson, and others.
Norbert M. Schmitz lehrt als Professor für Ästhetik an der Muthesius – Kunsthochschule. Er hat zwischen 1992 und 1996 als Hochschulassistent am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal gearbeitet. Im Jahr 2000 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 240 an der Universität-Gesamthochschule Siegen für das Projekt ‚Anschluß – Einschluß – Teilnahme‘- Formen interaktiver Medienkunst‘. Daneben war Norbert M. Schmitz als Lehrbeauftragter von 1991 – 2000 am Institut für Medienwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum und seit 1997 an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz und ab WS 1999/2000 an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und gelegentlich an der Fachhochschule Salzburg tätig. Vortragstätigkeit im In- und Ausland (Österreich, Schweiz, Frankreich, USA und Pakistan).
Gerhard Schulze, geboren 1944, studierte Soziologie in München und Nürnberg, Promotion zum Dr. rer. pol. und Habilitation für Soziologie in Nürnberg. Zur Zeit ist er Professor (em.) für Methoden der empirischen Sozialforschung und Wissenschaftstheorie an der Universität Bamberg, Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Erstellt: 16.08.2024 - 10:08 | Geändert: 16.08.2024 - 11:02