Die Schlacht um den Hügel
Eine Chronik aus Fiesole vom August 1944
"Zu anti-deutsch" sei Hanna Kiels Text, so das Argument, an dem die deutsche Veröffentlichung der "Schlacht um den Hügel" 1947 scheiterte. Die Schriftstellerin und Kunsthistorikerin Hanna Kiel schildert in ihrer "Chronik" jene Wochen im August 1944, als die Wehrmacht die nördlichen Hügel von Florenz besetzte, bis zur Befreiung durch Partisanen und Alliierte. Die Autorin berichtet als Augenzeugin, doch ihre Chronik ist weit mehr als ein bloßes Protokoll des Kriegsgeschehens. Hanna Kiel erinnert den Alltag eines Krieges, in dem es neben Gewalt und Tod auch menschliche Hilfe und Verständigung zwischen den eigentlich verfeindeten Seiten gab.
Ihre Perspektive auf den Kriegsalltag in Italien ist einzigartig. Verfasst zwischen Ende 1945 und Anfang 1946, ist "Die Schlacht um den Hügel" ein eindrücklicher Bericht des Erlebten und zugleich ein literarischer Text, geprägt von bemerkenswerter Reflexion und Distanz.
Pressestimmen:
»Die Wiederentdeckung eines Textes ist auch die Wiederentdeckung einer Persönlichkeit.« Von Henning Clüver Cluverius 14.05.2024
»Eine eindrucksvolle Erfahrung.« [Podcast 6:35] Von Katharina Döbler Deutschlandfunk Kultur 08.05.2024
»Hanna Kiel hat über das, was sie im Sommer 1944 in Fiesole gesehen, gehört und erlebt hat, eine aufwühlende literarische Erzählung geschrieben, ein Kapitel deutsch-italienischer Geschichte. Ergänzt durch historische und biografische Hintergründe im Nachwort der Herausgeberin Eva-Maria Thüne fügt es sich ein in das große Drama des Zweiten Weltkriegs und bewahrt es vor dem Vergessen.« [Podcast 05:53, verfügbar bis 26.04.2025] Von Dorothea Breit WDR3 26.04.2024
»Die Stärke Kiels liegt darin, diesen Alltag plastisch einzufangen, das Chaos, das mit versteckten Partisanen, orientierungslosen italienischen Faschisten und anrückenden Alliierten einherging.« Christiana Pöhlmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»›Die Schlacht um den Hügel‹ ist eine dichte Chronik der Kämpfe, der Flucht, des Hungers und des Sterbens, ein universelles Zeugnis direkter Kriegsauswirkungen. Hanna Kiel macht etwas sichtbar, was heute so ähnlich in der Ukraine unter russischem Beschuss stattfindet.« Cornelia Geißler, Berliner Zeitung
»Eine beispielhafte Schilderung dessen, was Krieg und Besatzung bedeuten.« Bettina Hartz, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Das ungemein Fesselnde dieses Buches ist der Gegensatz zwischen der Härte des Erlebten und der um Nüchternheit bemühten Schilderung der Erzählstimme, die immer wieder stummes Entsetzen spürbar macht.« Roberta De Righi, Abendzeitung
»Es sind nicht viele Seiten, die man braucht, um die schwierige Lage der Bewohner zu begreifen. Jedes Wort, jeder Satz, jede Seite sind ein Schlag ins Gesicht jeden Aggressors. (...) Mit dem Abstand von achtzig Jahren ist dieses Buch ein nicht zu unterschätzender Beitrag im Kampf gegen den Wahnsinn.« Karsten Koblo, aus-erlesen.de
»Es ist ein eindrucksvoller Augenzeugenbericht der Zeit, historisch und als Quelle interessant, aber auch sprachlich-literarisch geglückt.« Thomas Bremer, Zibaldone – Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart
Die Autorin:
Die 1894 geborene Hanna Kiel hatte in München über Ludwig Tieck promoviert und war Teil der intellektuellen Szene der 1920er Jahre - sie war u. a. mit Klaus und Erika Mann, mit Renée Sintenis und mit Annemarie Schwarzenbach befreundet und arbeitete für den Verleger Kurt Wolff, vor allem für die Zeitschrift "Genius". 1935 veröffentlichte sie eine Monografie zu Renée Sintenis sowie mehrere Erzählungen und Romane. Die von ihr anvisierte Emigration in die Vereinigten Staaten gelang nicht, doch 1939 bot sich ihr die Möglichkeit zu einem Forschungsaufenthalt in Florenz, wohin sie im selben Jahr übersiedelte. 1944 erlebte sie dort die Besatzung und Befreiung der Region. Nach dem Krieg wirkte sie bis zu ihrem Tod am Kunsthistorischen Institut Florenz und in der Villa I Tatti als Übersetzerin und Kunsthistorikerin. Sie übersetzte zahlreiche wichtige kunsthistorische Werke und berichtete in den 1950er und 1960er Jahren in deutschsprachigen Zeitschriften über Ausstellungen in Italien. Daneben war sie als Literaturvermittlerin tätig und gab 1962 den Band "Italien erzählt" heraus. Nach Deutschland kehrte sie nicht mehr zurück. Sie starb 1988 in Florenz im Alter von 94 Jahren.
Die Herausgeberin / Nachwort:
Eva-Maria Thüne hat Germanistik und Philosophie in Deutschland studiert und ist Professorin für Deutsche Sprache und Sprachwissenschaft an der Universität Bologna. Sie beschäftigt sich mit Migration und Sprachbiografien und hat Interviews mit Menschen geführt, die als Kinder aus Nazi-Deutschland nach Großbritannien fliehen konnten (»Gerettet. Berichte von Kindertransport und Auswanderung nach Großbritannien«, Hentrich & Hentrich 2019).
Hanna Kiel und Iryna Vikyrchak auf der Leipziger Buchmesse 2024
→ Kurt Wolff Stiftung Youtube 28.03.2024
Erstellt: 12.08.2024 - 07:54 | Geändert: 12.08.2024 - 08:11