Die Grenzen der Geschlechtsmoral
Robert Michels zu Sexualmoral und Frauenbewegung vor dem Ersten Weltkrieg

Der Soziologe Robert Michels steht in seinem eigenen Schatten als Klassiker der Parteiensoziologie. Neben seiner weltberühmten Parteienstudie erschien jedoch im Jahr 1911 mit den Grenzen der Geschlechtsmoral ein Buch, das ein anderes Licht auf das Gesamtwerk des Wahlitalieners wirft. Mit der vorliegenden Neuausgabe ist die sexualaufklärerische Schrift nach 110 Jahren wieder regulär erhältlich und wurde von den Herausgebern mit weiteren Artikeln von Michels zu Sexualmoral, Geschlechterverhältnissen und Frauenbewegung aus dessen frühen Schaffensperiode vor dem Ersten Weltkrieg ergänzt.

ISBN 978-3-942106-81-8 26,80 € Portofrei Bestellen

Statt als Elitetheoretiker erscheint Robert Michels in diesen Schriften als feministischer Mitstreiter der Frauenbewegung sowie soziologischer Bewegungsforscher. Die Grundlage für eine kritische Relektüre des Michels’schen Gesamtwerkes ist damit gelegt. Herausgegeben von Vincent Streichhahn und Hans Geske.

Mehr Infos

Inhaltsverzeichnis

Leseprobe bei Google Books

Die multidisziplinäre Tagung zu Robert Michels, der aus wissenschaftlicher Sicht vor allem für seine soziologischen Untersuchungen zum Parteiwesen bekannt ist, befasste sich mit Michels' weit weniger rezipiertem Einfluss auf die Frauenbewegung am Anfang des 20. Jahrhundert und stellte – ganz im Sinne der Ausrichtung als Workshop – den Diskurs über die 2021 von Vincent Streichhahn und Hans Geske wiederveröffentlichte Essaysammlung „Die Grenzen der Geschlechtsmoral“ in den Vordergrund. Halle (Saale), der Ort von Michels' 1900 erfolgter Promotion, war bereits 2010 Ausrichtungsort einer Tagung zu dessen Parteiensoziologie, wie Harald Bluhm einleitend berichtete. Von Jakob Ole LenzH-Soz-Kult 28.05.22

Gekürzte Fassung obigen Beitrags zur Tagung zu Robert Michels. [PDF] Von Jakob Ole Lenz sexologie-info.de

[Essay] Der Grenzgänger: Robert Michels zwischen Frauenbewegung, Sozialdemokratie und Soziologie - Die Forschung über Robert Michels tendiert dazu, das Werk des Soziologen vom Ende her zu interpretieren. In der Rezeption erscheint Michels daher überwiegend als Elitetheoretiker, in dessen Klassiker Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie von 1911 sich einerseits seine Enttäuschung über die repräsentative Demokratie widerspiegele, und in dem andererseits die „Keimzelle“ eines autoritären Politikverständnisses angelegt gewesen sei. Die Enttäuschung seiner einstigen demokratischen Hoffnungen, so die verbreitete Lesart, hätte ihn schließlich von der Sozialdemokratie über den Syndikalismus zum italienischen Faschismus geführt. Andere Werke und damit anders gelagerte Interpretationsstränge sind – verglichen mit der Soziologie des Parteiwesens – weitgehend unbekannt. Das gilt auch für Michels’ ebenfalls 1911 erschienene Schrift Die Grenzen der Geschlechtsmoral, die im Zentrum des vorliegenden Essays steht. Von der Forschung bislang weitgehend vernachlässigt, besitzt die „sexualreformerische Aufklärungsschrift“ durchaus das Potenzial, die bisherige Rezeption gehörig durcheinander zu wirbeln. Unternahm Michels schon in der Soziologie des Parteiwesens, den Versuch, die Demokratie durch die kritische Darstellung ihrer Funktionsweise zu reformieren,6 so ist jener reformerische Gestaltungswille und Fortschrittsoptimismus in den Grenzen der Geschlechtsmoral offenkundig. [PDF] Von Vincent Streichhahn ssoar.info 05.10.2021

Pressestimmen:

RezensionsnotizenPerlentaucher

Der Autor:

Der Soziologe Robert Michels wurde durch ein Standardwerk zur politischen Parteiensoziologie weltberühmt.Im Jahr 1911 erschien mit den "Grenzen der Geschlechtsmoral" ein Buch, das ein anderes Licht auf das Gesamtwerk des Wahlitalieners wirft, nämlich als einen der ersten männlichen Vorkämpfer der damals noch jungen Frauenbewegung.

Robert Michels, Freund Max Webers, früher Parteienforscher und scharfer Kritiker des Wilhelminismus, ist jetzt auch als Frauen- und Genderforscher neu zu entdecken. Von Jens Hacke → ZEIT Nr. 36/2021

Autoren
Verlag

Erstellt: 19.06.2024 - 07:38  |  Geändert: 19.06.2024 - 08:03