Der Imperialismus unserer Tage
Die globale Offensive gegen die Errungenschaften des 20. Jahrhunderts
Beginnend mit dem 11. September 2001 veröffentlichte Aijaz Ahmad über die nächsten zwei Jahre hinweg eine Reihe umfangreicher Aufsätze. Sie handeln von dem imperialistischen Entwurf unserer Welt und den Besatzungskriegen der USA gegen Afghanistan sowie dem Irak.
Zwölf dieser Artikel sind in diesem Buch enthalten. Zusammen bieten sie eine Fülle an Fakten und Analysen, die Hintergründe der US-amerikanischen Politik, Vorbereitung und Durchführung der beiden Kriege und das Wiederaufflammen des Widerstands in Afghanistan und dem Irak abdecken.
Eine ausführliche Einführung und eine kurze Anmerkung zur Festnahme von Saddam Hussein durch US-amerikanische Streitkräfte führen schließlich weiter bis in den Dezember 2003. Es folgt dann der Aufsatz „Der Imperialismus unserer Zeit“, Aijaz Ahmads bekannte theoretische Ausführung, in der er argumentiert, dass die USA seit dem Ersten Weltkrieg und der bolschewistischen Revolution eine konsequente Politik verfolgt haben. Eine, die auf die Zerstörung des Kommunismus, die Niederlage des Nationalismus der Dritten Welt und die Etablierung einer klaren und dauerhaften Überlegenheit der USA gegenüber Konkurrenten in der kapitalistischen Welt abzielte.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion starteten die USA eine globale Offensive, die zum Ziel hatte, die sozialistischen und antiimperialistischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts zunichtezumachen. Gleichzeitig diente diese Offensive dazu, klientilistische Staatsstrukturen in Asien und Afrika zu etablieren und die strategischen Ressourcen der Welt zu monopolisieren.
Nachdem Aijaz Ahmad diesen großen theoretischen Rahmen gezeichnet hat, ordnet er die Besatzungskriege in Afghanistan und im Irak in diesen Kontext ein, behandelt aber auch eine Reihe verwandter Themen: die völkermörderischen Sanktionen und heftigen Bombenanschläge durch die Allianz zwischen den USA und Großbritannien über einen Zeitraum von ungefähr zwölf Jahren; die heimtückische Rolle der UNO; das doppeldeutige Spiel der EU und den Währungskrieg zwischen Dollar und Euro; die Ölpolitik im Irak, im Nahen Osten bzw. im kaspischen Raum – und viele andere Fragen von grundlegender Bedeutung für das Verständnis des Imperialismus unserer Zeit.
[Vorabdruck des 3. Kapitels] Postkolonialer Imperialismus: Das 20. Jahrhundert brachte die Befreiung vom kolonialen Joch. Die ursprünglichen Ziele des antikolonialen Projekts befinden sich inzwischen aber im Niedergang. → Junge Welt 08.01.24
Der Autor:
Aijaz Ahmad, Jahrgang 1932, war ein marxistischer Philosoph, Literaturtheoretiker und politischer Kommentator. Er hat an verschiedenen Universitäten in den USA, Canada und Indien gelehrt. Unter anderem war er Professor am Nehru Memorial Museum und der Bibliothek in Neu Delhi und war Inhaber des Rajiv Gandhi Lehrstuhles an der Jawaharlal Nehru Universität, sowie des Khan Abdul Gaffar Khan Lehrstuhles an der Jamia Millia Islamia, beide in Neu Delhi. Seine Veröffentlichungen umfassen unter anderem: “Communalism and Globalization: Offensives of the Far Right (2004)”, “Afghanistan, Iraq, and the Imperialism of Out Time (2004)” und “Lineages of the Present – Ideology and Politics in Contemporary South Asia (2000)”. Er war renommierter Professor für kritische Theorie im Fachbereich vergleichende Literatur an der Universität Irvine, Kalifornien. Er starb am 09.03.2022.
Erstellt: 23.02.2024 - 07:34 | Geändert: 23.02.2024 - 07:48