Alternative Dänemark. Kosmopolitismus im westdeutschen Alternativmilieu 1965-1985. Von Detlef Siegfried

In den 1970er Jahren blickten viele junge, linksalternative Deutsche auf der Suche nach Alternativen nach Dänemark. Small is beautiful lautete Anfang der 1970er Jahre eine Alternative, als die »Grenzen des Wachstums« erreicht waren. Kleiner und überschaubarer, aber auch liberaler und egalitärer wirkte der nördliche Nachbar der Bundesrepublik. Dänemark ließ manche Blume der Alternativkultur erblühen: die Republik Christiania in Kopenhagen, die Tvind-Schulen mit ihren »Reisenden Hochschulen« in Asien und Afrika, das Festival von Roskilde.

ISBN 978-3-8353-5368-8     48,00 €  Portofrei     Bestellen

In Dänemark entstand eine der ersten Parteien der Neuen Linken, es hob das Verbot der Pornografie auf und gewährte Rudi Dutschke und seiner Familie Asyl. Auf der Suche nach Alternativen zur eigenen Nation, die sie für vergangenheitspolitisch kontaminiert, hierarchisch und undemokratisch hielten, blickten viele junge, linksalternative Deutsche nach Dänemark. Ihre Wahrnehmungen und Praktiken entsprangen einem postnationalen Selbstverständnis, das Diversität nicht als Problem, sondern als Gewinn betrachtete. Detlef Siegfried untersucht, welche Rolle kosmopolitische Einstellungen in den transnationalen Beziehungen des westdeutschen Alternativmilieus spielten, und beleuchtet die Schwierigkeit, sich zwischen Europa und der Welt, der Region und der Nation zu orientieren.

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Pressestimmen:

„(...) Wenngleich sich Siegfrieds Arbeit auf die binationalen Kontakte zwischen deutschem und dänischem Milieu konzentriert, versteht sie sich zugleich als exemplarische Fallstudie, die prüfen möchte, inwiefern den auf Dänemark bezogenen transnationalen Praktiken des westdeutschen Alternativmilieus letztlich ein kosmopolitisches Selbstverständnis zugrunde lag." Von Ann-Judith RabenschlagH Soz Kult 26.10.23

Dänemark als Sehnsuchtsort der westdeutschen Alternativbewegung? Denkt man derzeit als linker Mensch an Dänemark, fallen einem vor allem die repressive Politik gegenüber nicht-dänischen Bürger*innen ein. Diese wurde von der dänischen Sozialdemokratie, die den Blick auf den Erhalt politischer Macht gerichtet hat und sich immer weiter nach rechts orientiert, vorangetrieben und umgesetzt. Angetrieben wurde sie dabei vom Aufstieg rechter Parteien. In politisch-gesellschaftlicher Hinsicht ist das Land kein Vorbild mehr für Linke, wenngleich es als Ort der Erholung noch immer taugt. Die ersehnte Entschleunigung beginnt in der Tat direkt mit dem Grenzübertritt und zeigt sich schon beim Autofahren. Der historische Blick macht deutlich, dass dies vor nicht allzu langer Zeit noch ganz anders war." Von Sebastian KlaukeRosa Luxemburg Stiftung 20.10.23

Der Autor:

Detlef Siegfried, geb. 1958, Professor für Neuere Deutsche und Europäische Geschichte an der Universität Kopenhagen. Er ist Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Humboldt-Forschungspreises. Veröffentlichungen u. a.: Bogensee. Weltrevolution in der DDR 1961-1989.(2021); Lebensreform um 1900 und Alternativmilieu um 1980 (Hg. mit David Templin, 2019); 1968. Protest, Revolte, Gegenkultur (2018).

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Erstellt: 14.01.2024 - 08:38  |  Geändert: 14.01.2024 - 09:18