Pest über Paris. Von Bruno Jasieński

Der Einstieg ist ein einziges Stakkato an futuristischen Allegorien und unglaublichen Adjektiven über den Hunger und den Zorn eines Pariser Arbeiters, der sich an den selbstzufriedenen und lethargischen Bürgern rächt, indem er die Pest verbreitet. Dem folgt ein fesselndes Portrat verschiedenster Gesellschaftsgruppen, ihrer Konflikte und ihrer Methoden, die Seuche zu ihrem Vorteil zu nutzen. Verdrangung und Verrat, Ausgrenzung der Infizierten, bis man selbst betroffen ist, Diebstahl, Ausbruch aus der Quarantäne, Rücksichtslosigkeit und Verzweifung treffen auf Empathie, Heldenmut und Hilfe und kulminieren in ein optimistisches und hoffnungsvolles Tremolo. Auch ein beilaufiges Portrat der frühen kommunistischen Bewegung in China macht diesen Roman zum Buch der Stunde von erstaunlicher Relevanz für die Gegenwart.

ISBN 978-3-903290-35-8     20,00 €  Portofrei     Bestellen

Der Inhalt dieses Epos, das sich aus den realen Erfahrungen der Spanischen Grippe und der revolutionaren Stromungen nach dem Ersten Weltkrieg speist, wird an Dramatik nur vom Leben des Autors selbst übertroffen. Jasienski flüchtet 1924 aus Polen nach Frankreich, tritt dort der KPF bei, wird aufgrund der Veroffentlichung von Pest über Paris als Fortsetzungsroman in L'Humanite 1928 des Landes verwiesen und muss ins Exil in die Sowjetunion, wo er 1938 dem stalinistischen Terror zum Opfer fallt.

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Leseprobe des Verlags

Zitate:

„Die weißen Menschen lieben das Geld. Um Geld zu haben, muss man arbeiten. Die weißen Menschen arbeiten nicht gern. Sie haben es lieber, wenn andere für sie arbeiten. Dort bei ihnen arbeiten die Maschinen und ihre eigenen weißen Arbeiter für sie. Aber die weißen Menschen haben immer noch zu wenig Geld. Deshalb sind die nach China gekommen und haben alle Chinesen eingespannt, damit diese für sie arbeiten. Der Kaiser und die Mandarinen sind den weißen Menschen dabei behilflich. Deshalb ist das chinesische Volk in solcher Armut, weil es für die Mandarine arbeiten muss, für den Kaiser und vor allem für den weißen Menschen, die viel, viel Geld brauchen; deshalb bleibt dem chinesischen Volk nichts für sich selbst übrig.“ (S. 76–77)

„Der springende Punkt ist nicht die Hautfarbe und nicht die senkrechte Schnittlinie der Staatsgrenzen, sondern die waagerechte Schnittlinie der Klassen, die trotz aller Unterschiede in Sprachen und Sitten durch die Gemeinsamkeit der Interessen und Ziele zusammengeschweißt werden. Die Arbeitenden und Ausgebeuteten der ganzen Welt, das ist eine große Familie. Weiße und Gelbe leiden und kämpfen für dasselbe. Ähnlich ist es mit der Bourgeoisie. Nicht umsonst wirken die reichen Chinesen Hand in Hand mit den weißen Eindringlingen.“ (S. 95)

„Sklavinnen, Weibchen, mehr nicht. Darin spiegelten sich Jahrhunderte der Zurücksetzung, das Erbe von Generationen. Das Wort 'Frau' war ein Schimpfwort.“ (Pest über Paris, S. 100)

„Eure Wissenschaft, auf die ihr so stolz seid und die zu studieren wir herkommen, ist kein System von Werkzeugen des Menschen über die Natur, sondern ein System von Werkzeugen zur Herrschaft Europas über Nicht-Europa, ein System von Werkzeugen zur Ausbeutung der schwächeren Kontinente.“ (Pest über Paris, S. 120)

Der Autor:

Bruno Jasieński, geboren 1901 in Klimontów, Enfant terrible des polnischen Futurismus der Zwischenkriegszeit, Poet und Autor, Dichter und Kommunist.

Der Übersetzer:

Klaus Staemmler, geboren 1921 in Bromberg (Bydgoszcz) gestorben 1999 in München, hat seit den Sechzigerjahren als Übersetzer zur Entdeckung bedeutender polnischer Autoren beigetragen.

Der Autor auf Wikipedia

Bruno Jasieńskis "Pest über Paris"

Bruno Jasieńskis "Pest über Paris"
Wutpilger-Streifzüge Youtube 07.01.2022

 

Erstellt: 13.08.2022 - 17:39  |  Geändert: 09.04.2023 - 15:35

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