07.01.2022

Bruno Jasieńskis "Pest über Paris"

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1928 veröffentlichte der polnische Autor Bruno Jasieński "Pest über Paris" als Fortsetzungsroman in der kommunistischen Tageszeitung L'Humanité. Das Buch schildert den Untergang einer kapitalistischen Metropole im Angesicht der Pest - und den Überlebenskampf einer Räterepublik, die sich ebenfalls als Reaktion auf die Seuche gründet. Ende 2020 hat der Verlag "bahoe books" die deutsche Übersetzung des Romans wiederveröffentlicht. Der Beitrag stellt den Roman und seinen Autoren vor und lässt dabei auch die Übersetzerin Elisabeth Namdar-Pucher und den Schriftsteller Vladimir Vertlib zu Wort kommen. Auszüge des Romans wurden von Tina und Konstantin vorgelesen. 

Sprache (Ton)
Deutsch
Themen

Erstellt: 05.03.2023 - 06:35  |  Geändert: 18.04.2025 - 16:39

verwendet von

Bruno Jasieński (eigentlich Wiktor Zysman; * 17. Juli 1901 in Klimontów bei Sandomierz (damaliges Kongresspolen); † 17. Dezember 1938 in Moskau) war ein polnischer Dichter der futuristischen Bewegung, Zeitungsredakteur und Theaterautor. Er war Kommunist und gehörte zu diversen literarischen Avantgarde-Zirkeln, bevor er sich der Politik und dem sozialistischen Realismus verschrieb. 1938 wurde er Opfer des Großen Terrors in der stalinistischen Sowjetunion, dessen Notwendigkeit er anfangs selbst gerechtfertigt hatte. Im Laufe seines Lebens lebte und arbeitete er in Polen, Frankreich, Deutschland und der Sowjetunion. 

Wikipedia (DE): Bruno Jasieński

 

Der Einstieg ist ein einziges Stakkato an futuristischen Allegorien und unglaublichen Adjektiven über den Hunger und den Zorn eines Pariser Arbeiters, der sich an den selbstzufriedenen und lethargischen Bürgern rächt, indem er die Pest verbreitet. Dem folgt ein fesselndes Portrat verschiedenster Gesellschaftsgruppen, ihrer Konflikte und ihrer Methoden, die Seuche zu ihrem Vorteil zu nutzen. Verdrangung und Verrat, Ausgrenzung der Infizierten, bis man selbst betroffen ist, Diebstahl, Ausbruch aus der Quarantäne, Rücksichtslosigkeit und Verzweifung treffen auf Empathie, Heldenmut und Hilfe und kulminieren in ein optimistisches und hoffnungsvolles Tremolo. Auch ein beilaufiges Portrat der frühen kommunistischen Bewegung in China macht diesen Roman zum Buch der Stunde von erstaunlicher Relevanz für die Gegenwart.