Helle Panke (Medienpräsenz)

47:03

Mitschnitt vom 17. März 2022 aus der Reihe "KLASSIKER LINKER WACHSTUMSKRITIK" Begrüßung: Alexander Amberger Ab 2:16 Vortrag Milo Probst Das jüngst in der Edition Nautilus erschienene Buch von Milo Probst „Für einen Umweltschutz der 99 %. Eine historische Spurensuche“ stellt zentrale Fragen hinsichtlich des Verhältnisses der Linken zur ökologischen Krise. Probst weist darauf hin, dass alle sozialen Kämpfe unter dem Vorbehalt der ökologischen Frage stehen. Denn was nützen politische und emanzipatorische Errungenschaften, wenn der Planet nicht mehr bewohnbar ist, auf dem diese stattfinden sollen? Unter „Umweltschutz der 99 Prozent“ versteht er eine globale Kooperation von verschiedensten antikapitalistischen Akteuren im Interesse allen organischen Lebens. Umweltzerstörung sieht er nicht etwa als Folge menschlicher Triebe. Die Hauptschuld liege beim Kapital, bei den Reichen, Mächtigen, Großkonzernen und deren Regierungen. An diese zu appellieren, wie es etwa Fridays for Future tun, »setze immer voraus, dass wir in einer vernünftigen Welt leben«. Real sei jedoch die Unvernunft, so Probst. Er sucht auch in der Geschichte des Öko-Anarchismus nach Ideen, Lösungen, Ansätzen für heutige Kämpfe. Wir haben ihn eingeladen, um erstmalig in Berlin seine Thesen zur Diskussion zu stellen.Mitschnitt vom 17. März 2022 aus der Reihe "KLASSIKER LINKER WACHSTUMSKRITIK"

Begrüßung: Alexander Amberger
Ab 2:16 Vortrag Milo Probst

Das jüngst in der Edition Nautilus erschienene Buch von Milo Probst „Für einen Umweltschutz der 99 %. Eine historische Spurensuche“ stellt zentrale Fragen hinsichtlich des Verhältnisses der Linken zur ökologischen Krise. Probst weist darauf hin, dass alle sozialen Kämpfe unter dem Vorbehalt der ökologischen Frage stehen. Denn was nützen politische und emanzipatorische Errungenschaften, wenn der Planet nicht mehr bewohnbar ist, auf dem diese stattfinden sollen? 
Unter „Umweltschutz der 99 Prozent“ versteht er eine globale Kooperation von verschiedensten antikapitalistischen Akteuren im Interesse allen organischen Lebens. Umweltzerstörung sieht er nicht etwa als Folge menschlicher Triebe. Die Hauptschuld liege beim Kapital, bei den Reichen, Mächtigen, Großkonzernen und deren Regierungen. An diese zu appellieren, wie es etwa Fridays for Future tun, »setze immer voraus, dass wir in einer vernünftigen Welt leben«. Real sei jedoch die Unvernunft, so Probst.
Er sucht auch in der Geschichte des Öko-Anarchismus nach Ideen, Lösungen, Ansätzen für heutige Kämpfe. Wir haben ihn eingeladen, um erstmalig in Berlin seine Thesen zur Diskussion zu stellen.

Vor 26 Jahren, am 15. März 1995, starb mit Wolfgang Harich einer der bedeutendsten DDR- Philosophen. Sein Leben war ähnlich facettenreich wie das Werk, das er hinterließ.
Als einer der ersten setzte er sich in der DDR bereits zu Beginn der 70er-Jahre mit ökologischen Problemen auseinander. In seinem 1975 erschienenen Hauptwerk "Kommunismus ohne Wachstum?" forderte er von der SED eine wirtschaftspolitische Kehrtwende, weg vom aussichtslosen Versuch, das westliche Modell im Hinblick auf Konsum und Wohlstand nachzuahmen und hin zu einer ökologisch verträglichen Lebens- und Produktionsweise. Das wäre nicht ohne Konsequenzen für das Leben der Bevölkerung gewesen. Eine solche Abkehr von Warenwelt und Konsumerwartungen, einhergehend mit einer anderen Lebensweise, wäre laut Harich kurzfristig nur durch autoritäre staatliche Maßnahmen durchsetzbar gewesen. Dies brachte ihm den Vorwurf ein, "Ökostalinist" zu sein. Doch erinnert sein Denken auch an heutige Ansätze einer ökologischen Transformation "von oben", wie sie teilweise z.B. von Andreas Malm vertreten wird.

Aus Anlass der Neuausgabe von "Kommunismus ohne Wachstum?" im jüngst erschienenen 14. Band von Harichs "Schriften aus dem Nachlass" wollen wir uns noch einmal seinen Kerngedanken widmen, aus damaligen Briefen und Texten vorlesen und diskutieren, ob das alles klimapolitisch noch aktuell sein kann, oder ob es doch eher ein Fall für interessierte Historiker ist.