Kapitalismus und Opposition. Vorlesungen zum eindimensionalen Menschen. Paris, Vincennes 1974. Von Herbert Marcuse

Peter-Erwin Jansen entdeckte die 1974 für Vorträge an der Pariser Reformuniversität Vincennes verfassten Manuskripte 2012 im Marcuse-Archiv an der Universität Frankfurt.
Trotz der veränderten Bedingungen im frühen 21. Jahrhundert haben Marcuses Vorlesungen nichts an kritischer Schärfe eingebüsst.
Politisch konkreter als noch im "Eindimensionalen Menschen" und erstaunlich aktuell stellt Marcuse hier die globalen Bedrohungen durch den entfesselten Neoliberalismus dar. Er zeigt konkrete Möglichkeiten auf, die für eine befreite Gesellschaft bereits in der bestehenden Industriegesellschaft vorhanden sind, die aber durch die kapitalistischen Machtverhältnisse blockiert werden.

ISBN 978-3-86674-559-9 18,00 € Portofrei Bestellen

Mehr Infos

Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Herbert Marcuses Kampf gegen das Konsumglück. Auch andere Denker haben den Kapitalismus so entschieden kritisiert wie Herbert Marcuse. Die starke Wirkung dieses Sozialphilosophen jedoch beruhte auf seinem anthropologischen Optimismus: In der Radikalität der Jungen sah er die Kräfte für eine „Große Weigerung“. Von Mathias Greffrath → Deutschlandfunk 29.07.2019

Rezension

„Der Übergang zu Sozialismus oder Neofaschismus“ drohe nach Herbert Marcuse (1898-1979) nicht nur in den USA sondern weltweit. Dieses diagnostizierte der neomarxistische Sozialphilosoph, der internationale Bekanntheit durch seine Werke „Triebstruktur und Gesellschaft“(1959) und „Der eindimensionale Mensch“(1964) erlangte, 1974 in seinen Vorlesungen an der Pariser Reformuniversität Vincennes.

Die diesen zugrundeliegenden Manuskripte wurden 2012 im Marcuse-Archiv der Goethe-Universität Frankfurt am Main von Peter-Erwin Jansen entdeckt, dem Herausgeber der „Nachgelassenen Schriften“ des Philosophen. Publiziert wurde die sechsbändige Nachlassausgabe im Verlag zuKlampen!, dem auch das Verdienst zukommt, Marcuses Pariser Vorträge erstmals in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Kapitalismus und Opposition. Vorlesungen zum eindimensionalen Menschen“ zugänglich zu machen. Der von Lisa Doppler, Peter-Erwin Jansen und Alexander Neupert-Doppler herausgegebene Band enthält außerdem ein aufschlussreiches Interview Marcuses aus „Le Monde“, ein Gespräch von Peter-Erwin Jansen und Detlev Claussen über den gesellschaftskritischen Klassiker „Der eindimensionale Mensch“, eine Kurzinformation zur Universität Vincennes, ein Vorwort der Herausgeber sowie einen guten Überblick über die Sozialphilosophie Marcuses von Roger Behrens.

Dass diese verdient in Philosophie und Sozialwissenschaften rezipiert zu werden, zeigen Marcuses Reflexionen über Neoliberalismus, über Postdemokratie, über Konsumkapitalismus, über die Ideologie postindustrieller Gesellschaft, über psychopolitische Mechanismen zur Ausschaltung von Opposition oder über die Notwendigkeit einer „Emanzipation der Sinne“. Lehrkräften der Fächer Philosophie, Ethik und Politik, die sich mit ihren Schülerinnen und Schülern im Unterricht mit der älteren Kritischen Theorie kritisch-reflexiv auseinandersetzen möchten, bietet das Buch eine gute Text-Grundlage.

Fazit: Herbert Marcuses „Kapitalismus und Opposition. Vorlesungen zum eindimensionalen Menschen“ ist ein Werk, das sich als hervorragende Einführung in seine Kritische Theorie eignet, die angesichts der Panökonomisierung der Lebensbereiche im digitalen Kapitalismus nichts an Aktualität eingebüßt hat. Dr. Marcel Remme

Der Autor:

Herbert Marcuse, geboren 1898 in Berlin, wurde nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg für kurze Zeit Mitglied eines Soldatenrates in Berlin. Ab 1919 studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie in Freiburg/Breisgau (u.a. bei Husserl und Heidegger). 1932 wurde er Mitarbeiter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und emigrierte 1934 nach New York, wo er am Institute of Social Research tätig war und Mitbegründer der Kritischen Theorie der Gesellschaft wurde. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Marcuse für den amerikanischen Geheimdienst, um die Kriegsanstrengungen der Aliierten gegen Nazideutschland zu unterstützen. Nach Ende des Krieges lehrte er an verschiedenen renommierten Universitäten der USA, wo er seine Werke »Triebstruktur und Gesellschaft«, »Vernunft und Revolution«, »Der eindimensionale Mensch« verfasste, die zu den grundlegenden Texten für die Studentenbewegung der sechziger und siebziger Jahre wurden. 1979 starb Herbert Marcuse während eines Deutschlandaufenthalts.

Herbert Marcuse auf Wikipedia

mehr zu Herbert Marcuse

Remote Video URL

Herbert Marcuse - Die befreite Gesellschaft ist möglich.
Kritik & Utopie Youtube 24.09.2021

Autoren

Erstellt: 12.02.2020 - 05:44  |  Geändert: 27.05.2024 - 06:47