Marx-Engels-Werke (MEW) Band 2
September 1844 - Februar 1846
Engels/Marx: Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik; Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England; Artikel aus "The New Moral World", "Deutsches Bürgerbuch 1845 und 1846", "Rheinische Jahrbücher zur gesellschaftlichen Reform", "Das Westphälische Dampfboot".
Ein Briefing über die Grundgedanken der Marx-Engels-Werke, Band 2
Zusammenfassung
Dieses Briefing-Dokument fasst die zentralen Themen und Argumente zusammen, die in den Auszügen aus Band 2 der Marx-Engels-Werke präsentiert werden. Die Texte umfassen zwei Hauptpfeiler: eine tiefgreifende philosophische Auseinandersetzung mit dem deutschen Idealismus in „Die Heilige Familie“ und eine erschöpfende empirische Untersuchung der industriellen Gesellschaft in „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“. Zusammen bilden sie die Grundlage für eine materialistische Geschichtsauffassung und eine radikale Kritik der bürgerlichen Gesellschaft.
Die Kernaussagen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Kritik der spekulativen Philosophie: Die „kritische Kritik“ der Junghegelianer um Bruno Bauer wird als sterile, realitätsferne Spekulation entlarvt. Ihr Konzept eines abstrakten „Geistes“, der der passiven „Masse“ gegenübersteht, wird als eine säkularisierte Form der Theologie kritisiert. Demgegenüber wird die materialistische Position entwickelt, dass nicht Ideen, sondern die reale, materielle Tätigkeit der Menschen die Geschichte vorantreibt. „Ideen können überhaupt nichts ausführen. Zum Ausführen der Ideen bedarf es der Menschen, welche eine praktische Gewalt aufbieten.“
- Die Realität des „sozialen Krieges“: Die industrielle Revolution hat eine neue Klasse, das Proletariat, geschaffen, die unter systematisch erzeugten, unmenschlichen Bedingungen lebt. Die Beziehung zwischen Bourgeoisie und Proletariat ist nicht harmonisch, sondern ein Zustand des permanenten Konflikts – ein „sozialer Krieg Aller gegen Alle“. Die Bourgeoisie beutet das Proletariat aus und ist gleichzeitig blind für die katastrophalen sozialen Folgen ihres Handelns.
- Das Proletariat als historischer Akteur: Die Arbeiterklasse ist kein passives Opfer, sondern ein aktiver historischer Akteur, der durch verschiedene Phasen des Widerstands ein Klassenbewusstsein entwickelt. Diese Entwicklung reicht von individuellen Akten wie Verbrechen über kollektive Aktionen wie Streiks und Gewerkschaftsbildung bis hin zur politischen Organisierung im Chartismus.
- Die Unvermeidlichkeit der sozialen Revolution: Die inneren Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise – periodische Krisen, die Zentralisierung des Kapitals und die Verelendung des Proletariats – führen zwangsläufig zu einer sozialen Revolution. Diese Revolution zielt nicht auf eine bloße Umverteilung, sondern auf die Abschaffung des Privateigentums selbst und die Errichtung einer kommunistischen Gesellschaft.
- Internationalismus und Kommunismus: Die wahre Völkerfreundschaft kann nicht durch bürgerlichen Kosmopolitismus, sondern nur durch die internationale Solidarität des Proletariats erreicht werden, dessen Interessen über nationale Grenzen hinweg identisch sind. Der Kommunismus wird als rationale, humane Alternative zur irrationalen und verschwenderischen Konkurrenzgesellschaft dargestellt, die die Befreiung der gesamten Menschheit zum Ziel hat.
1. Philosophische Grundlegung: Kritik der „kritischen Kritik“
Die Auseinandersetzung mit der junghegelianischen Philosophie, insbesondere mit Bruno Bauer und seinem Kreis, bildet das Fundament für die Entwicklung einer materialistischen Weltanschauung. In „Die Heilige Familie“ wird die „kritische Kritik“ als Gipfelpunkt und zugleich als Farce der deutschen Spekulation dargestellt.
1.1. Abrechnung mit dem spekulativen Idealismus
Die zentrale These der Junghegelianer, dass der „Geist“ oder das „Selbstbewusstsein“ der treibende Motor der Geschichte sei und die ungebildete „Masse“ dessen träger Widersacher, wird scharf zurückgewiesen. Marx und Engels entlarven dies als eine Fortsetzung der Theologie mit anderen Mitteln.
- Geist vs. Masse: Die absolute Kritik verwandelt „den Geist“ und „die Masse“ in fixe, metaphysische Wesen. Dabei versäumt sie, den „Geist“ selbst zu hinterfragen, dessen eigene „spiritualistische Natur“ und „windige Prätentionen“ die Quelle von Phrasen und Selbsttäuschung sind. Die Masse wird lediglich als das Geistlose, als der „Gegensatz des Geistes“ definiert.
- Die Rolle der Ideen: Im Gegensatz zur idealistischen Auffassung, dass Ideen die Welt verändern, wird argumentiert, dass Ideen aus den materiellen Verhältnissen entstehen und nur durch die praktische Tätigkeit von Menschen verwirklicht werden können. „Ideen können nie über einen alten Weltzustand, sondern immer nur über die Ideen des alten Weltzustandes hinausführen.“
- Die wahre Triebkraft der Geschichte: Die Geschichte wird nicht als eine eigenständige Person oder ein metaphysisches Subjekt begriffen, das die Menschen als Mittel für seine Zwecke benutzt. Stattdessen ist sie „nichts als die Tätigkeit des seine Zwecke verfolgenden Menschen“. Der Fokus verschiebt sich vom reinen Denken zur realen, sinnlichen Erfahrung und zum lebendigen Menschen.
1.2. Die spekulative Methode am Beispiel von Eugène Sues „Les Mystères de Paris“
Die Kritik an der spekulativen Methode wird besonders deutlich an der Analyse von Herrn Szeligas Interpretation von Eugène Sues Roman. Szeliga löst reale soziale Verhältnisse wie „Verwilderung innerhalb der Zivilisation“ und „Rechtslosigkeit im Staat“ in die abstrakte Kategorie „das Geheimnis“ auf.
- Vom Konkreten zum Abstrakten: Reale Phänomene werden zu bloßen Erscheinungsformen einer metaphysischen Kategorie.
- Vom Abstrakten zum Konkreten (in der Spekulation): Nachdem Szeliga die Kategorie „das Geheimnis“ aus der wirklichen Welt erzeugt hat, erzeugt er nun die wirkliche Welt aus dieser Kategorie. „Das Geheimnis“ wird zu einem selbstständigen Subjekt, das sich in Romanfiguren wie Gräfinnen, Portiers und Notaren inkarniert.
Diese Methode, „die Substanz als Subjekt, als inneren Prozeß, als absolute Person“ zu begreifen, wird als das wesentliche Merkmal der Hegelschen Methode identifiziert und als Verkehrung der Wirklichkeit kritisiert.
1.3. Frühe Formulierungen des historischen Materialismus
In „Die Heilige Familie“ nähert sich Marx der Grundidee, „daß die Produktionsweise die entscheidende Rolle in der Entwicklung der Gesellschaft spielt“. Die Kritik an Proudhon, obwohl teilweise anerkennend, verdeutlicht diesen Übergang. Proudhon wird dafür gelobt, die „unmenschliche Wirklichkeit“ der ökonomischen Verhältnisse aufgedeckt zu haben. Seine Schwäche liege jedoch darin, dass seine Kritik „noch in den Voraussetzungen der Nationalökonomie befangen ist“ und die Wiederaneignung der Welt selbst noch unter der entfremdeten Form des Besitzes fasst.
2. Die empirische Basis: „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“
Friedrich Engels’ Werk liefert die detaillierte, faktengesättigte Untermauerung für die theoretische Kritik. Es ist eine erschöpfende Darstellung der sozialen Folgen der industriellen Revolution und des Lebens der neuen Arbeiterklasse. England wird als das „klassische Land“ für die Entwicklung des Proletariats beschrieben, wo dessen Zustände „in ihrer klassischen Form, in ihrer Vollendung“ existieren.
2.1. Die industrielle Revolution und die Entstehung des Proletariats
Engels zeichnet die Geschichte der industriellen Revolution nach, beginnend mit der Erfindung der Dampfmaschine und der Textilmaschinen.
- Technologischer Wandel: Erfindungen wie die „Jenny“, der mechanische Webstuhl und die Dampfmaschine revolutionierten die Produktion. Der Sieg der Maschinenarbeit über die Handarbeit war entschieden.
- Soziale Umwälzung: Dies führte zur Zerstörung der alten Lebensweise der Handwerker und Bauern, zur Trennung des Arbeiters von seinen Produktionsmitteln und zur Entstehung einer besitzlosen Klasse, des Proletariats.
- Urbanisierung: Die Bevölkerung wurde in den neuen Industriezentren konzentriert, was zum explosionsartigen Wachstum von Riesenstädten wie Manchester und Liverpool führte.
Bevölkerungswachstum ausgewählter Industriestädte
| Stadt | Bevölkerung 1801 | Bevölkerung 1831 |
| Bradford | 29.000 | 77.000 |
| Halifax | 63.000 | 110.000 |
| Huddersfield | 15.000 | 34.000 |
| Leeds | 53.000 | 123.000 |
2.2. Der „soziale Krieg“: Lebensbedingungen des Proletariats
Engels beschreibt die Zustände in den Großstädten als einen „sozialen Krieg, der Krieg Aller gegen Alle“, in dem das Kapital die Waffe ist und alle Nachteile auf den Armen fallen.
- Wohnverhältnisse: Die Arbeiterviertel sind geprägt von unvorstellbarem Schmutz, Enge und Mangel an sanitären Einrichtungen. Engels beschreibt detailliert die Slums von London (St. Giles, Whitechapel), Manchester (Ancoats, Little Ireland), Salford und anderen Städten. Die Häuser sind baufällig, die Kellerwohnungen feucht und unbewohnbar, und die Straßen ungepflastert und voller Unrat. Diese Elendsviertel sind oft durch die Bauweise der Stadt bewusst vor den Augen der Bourgeoisie verborgen.
- Nahrung und Kleidung: Die Arbeiter erhalten nur die schlechtesten Lebensmittel: altes, zähes oder halb faules Fleisch, verwelktes Gemüse und verfälschte Waren (z.B. mit Gips gestrecktes Mehl). Ihre Kleidung besteht aus Lumpen.
- Arbeitsbedingungen im Fabriksystem:
- Arbeitszeit: Überlange Arbeitstage von 12 bis 16 Stunden sind die Regel.
- Kinder- und Frauenarbeit: Frauen und Kinder werden massenhaft beschäftigt, da sie billiger sind und die Arbeit an den Maschinen keine große Körperkraft erfordert. Dies führt zur Zerstörung der Familienstruktur, da der Mann oft arbeitslos ist und von Frau und Kindern ernährt wird.
- Gesundheitliche Folgen: Die Arbeit führt zu körperlichen Deformationen, chronischen Krankheiten (Skrofeln, Lungenleiden) und einer allgemein geschwächten Konstitution. Engels bezeichnet die gesellschaftlich produzierten Bedingungen, die zu einem vorzeitigen Tod führen, als „sozialen Mord“.
- Unfälle: Ungesicherte Maschinen verursachen zahllose schwere Unfälle, die zu Verstümmelungen oder zum Tod führen. Die Fabrikanten tragen selten die Verantwortung oder Kosten.
- Tyrannei: In den Fabriken herrscht eine quasi-militärische Disziplin mit einem System von willkürlichen Geldstrafen und strengen Regeln, die jede persönliche Freiheit aufheben.
2.3. Die Rolle der irischen Einwanderung
Die Einwanderung von über einer Million verarmter Iren verschärft die Lage der englischen Arbeiterklasse erheblich.
- Konkurrenz: Als Konkurrenten, „der auf der niedrigsten Stufe steht, die in einem zivilisierten Lande überhaupt möglich ist“, drücken die Iren das Lohnniveau, insbesondere bei einfachen Arbeiten.
- Lebensstandard: Sie bringen ihre an extreme Entbehrungen gewöhnten Lebensweisen mit, was zur weiteren Verschlechterung der Wohn- und Hygienestandards in den Arbeitervierteln beiträgt. Engels führt die extreme Unsauberkeit, die Trunksucht und die Gewohnheit des Zusammenpferchens vieler Menschen in einem Raum teilweise auf den irischen Einfluss zurück.
3. Der Widerstand des Proletariats: Formen des Klassenkampfes
Engels stellt das Proletariat nicht als passives Opfer dar, sondern dokumentiert seinen vielfältigen Kampf gegen die Bourgeoisie.
- Frühe Formen: Das Verbrechen, insbesondere Diebstahl, wird als die „erste, rohste und unfruchtbarste Form dieser Empörung“ beschrieben. Die Zerstörung von Maschinen ist eine direktere, aber ebenfalls noch frühe Form des Widerstands.
- Gewerkschaften (Trades Unions) und Streiks (Turn-outs): Diese sind der „erste Versuch der Arbeiter, die Konkurrenz aufzuheben“. Ihr Ziel ist es, Löhne zu regulieren und Arbeitsbedingungen kollektiv zu verhandeln. Der Streik ist ihr Hauptkampfmittel. Obwohl sie oft Niederlagen erleiden, sind sie essenziell, um die Geldgier der Bourgeoisie in Grenzen zu halten und die Opposition der Arbeiter lebendig zu erhalten. Die detaillierte Beschreibung eines Streiks der Zimmerleute in Manchester illustriert die Taktiken beider Seiten, einschließlich des Einsatzes von „Knobsticks“ (Streikbrechern), juristischer Verfolgung und der Solidarität der Arbeiter.
- Chartismus: Der Chartismus wird als die entwickelte politische Form der Arbeiterbewegung dargestellt. Seine Hauptforderung ist die „Volkscharte“ mit Punkten wie dem allgemeinen Wahlrecht. Die Bewegung mobilisierte Millionen von Arbeitern, wie die Petition von 1842 mit 3,5 Millionen Unterschriften beweist. Nach der Insurrektion von 1842 trennte sich die Bewegung entschieden von der radikalen Bourgeoisie, was als entscheidender Schritt zur politischen Eigenständigkeit des Proletariats gewertet wird.
- Sozialismus: Der englische Sozialismus (Owenismus) wird als theoretisch fortschrittlicher, aber in der Praxis unwirksam kritisiert. Er sei zu abstrakt, pazifistisch und bürgerlichen Ursprungs, um die Arbeiterklasse zu erfassen. Die Zukunft der Bewegung liegt in der Verschmelzung eines von bürgerlichen Elementen gereinigten, proletarischen Sozialismus mit dem Chartismus.
4. Die Bourgeoisie: Analyse und Kritik
Die Texte zeichnen ein vernichtendes Bild der englischen Bourgeoisie, ihrer Ideologie und ihrer politischen Praxis.
- Heuchelei und Eigennutz: Die Bourgeoisie handelt ausschließlich aus Eigeninteresse, verkleidet ihre Motive jedoch mit philanthropischen und humanitären Phrasen.
- Die Anti-Korngesetz-Ligue: Sie kämpft für die Abschaffung der Getreidezölle unter dem Vorwand, das Brot für die Armen billiger zu machen. Das eigentliche Ziel ist jedoch, die Löhne zu senken, um die internationale Konkurrenzfähigkeit der englischen Industrie zu steigern.
- Das neue Armengesetz (1834): Diese Maßnahme, von der gesamten Bourgeoisie unterstützt, behandelt Armut als Verbrechen. Es schafft die Unterstützung außerhalb von Arbeitshäusern ab und verwandelt diese in „Bastillen“, in denen die Armen unter gefängnisähnlichen Bedingungen interniert werden, um sie abzuschrecken. Familien werden getrennt, die Nahrung ist schlecht und die Arbeit ist nutzlos und quälend.
- Die Bourgeoisie als herrschende Klasse: Sie kontrolliert den Staat, das Rechtssystem und die öffentliche Meinung. Das Gesetz ist für den Arbeiter „eine Rute, die ihm der Bourgeois gebunden hat“. Friedensrichter sind oft selbst Fabrikanten oder Grundbesitzer und urteilen im eigenen Interesse.
- Blindheit gegenüber den Konsequenzen: Trotz der offensichtlichen sozialen Krise und des wachsenden Grolls der Arbeiterklasse bleibt die Bourgeoisie sorglos und blind. „Daher die lächelnde Sorglosigkeit, in der sie auf einem Boden lebt, der unter ihren Füßen ausgehöhlt ist und jeden Tag einstürzen kann.“ Ihre Ökonomen, wie MacCulloch, wiegen sie mit der falschen Versicherung in Sicherheit, dass etwa die amerikanische Konkurrenz keine Gefahr darstelle.
5. Die kommunistische Perspektive und internationale Bewegung
Die analysierten Texte formulieren nicht nur eine Kritik, sondern auch eine klare Perspektive für die Zukunft, die in der kommunistischen Umgestaltung der Gesellschaft liegt.
5.1. Die Unvermeidlichkeit der sozialen Revolution
Die bestehenden ökonomischen Verhältnisse führen mit der Sicherheit eines mathematischen Satzes zu einer sozialen Revolution.
- Gründe: Periodisch wiederkehrende Handelskrisen, fortschreitende Zentralisation des Kapitals, wachsende Verelendung der Massen und die zunehmende Unfähigkeit der Bourgeoisie, das von ihr geschaffene Proletariat zu ernähren.
- Charakter: Es wird ein „offener Krieg der Armen gegen die Reichen“ sein, der das Privateigentum selbst und nicht nur dessen Verteilung angreift. Der Kommunismus wird dabei als das theoretische Prinzip angesehen, das über die bloße Erbitterung hinausgeht und die Revolution zu einer Sache der gesamten Menschheit macht, was ihre Brutalität mildern kann.
5.2. Die kommunistische Gesellschaft als Alternative
In den Elberfelder Reden und anderen Texten wird der Kommunismus als rationale Lösung für die Widersprüche der Konkurrenzgesellschaft präsentiert.
- Überwindung der Verschwendung: Eine kommunistische Organisation würde die enorme Verschwendung von Arbeitskräften beenden, die im Kapitalismus durch stehende Heere, die Produktion von Luxusgütern, eine große Zahl von Dienern und die Existenz von Arbeitslosen entsteht.
- Wohlstand für alle: Durch die rationale Organisation der Produktion und die Nutzung aller verfügbaren Arbeitskräfte könnte die Arbeitszeit erheblich reduziert (möglicherweise halbiert) werden, während gleichzeitig der allgemeine Wohlstand steigt.
- Vorbereitende Maßnahmen: Als Übergangsschritte werden eine allgemeine, polytechnische Erziehung auf Staatskosten, eine Reorganisation des Armenwesens durch landwirtschaftliche und industrielle Kolonien sowie eine stark progressive Besteuerung des Kapitals vorgeschlagen.
5.3. Internationalismus als Grundprinzip
Die Bewegung des Proletariats ist von Natur aus international.
- Gemeinsame Interessen: „Die Proletarier aber haben in allen Ländern ein und dasselbe Interesse, einen und denselben Feind, einen und denselben Kampf vor sich.“
- Überwindung der Nationalität: Im Gegensatz zur Bourgeoisie, deren Interessen national begrenzt sind, ist das Proletariat frei von nationalen Vorurteilen. „Die Proletarier allein können die Nationalität vernichten, das erwachende Proletariat allein kann die verschiedenen Nationen fraternisieren lassen.“ Das „Fest der Nationen in London“ wird als praktisches Beispiel für diese neue, auf der Demokratie basierende, proletarische Brüderlichkeit gefeiert.
5.4. Der Fortschritt der Bewegung in Deutschland
Engels berichtet in seinen Briefen an „The New Moral World“ vom „raschen Fortschritt des Kommunismus in Deutschland“.
- Verbreitung: Die Ideen verbreiten sich schnell, zunächst unter dem Bürgertum, das in Deutschland als „viel weniger eigennützig, viel unvoreingenommener und intelligenter“ als das englische beschrieben wird, weil es ärmer ist.
- Erwachen der Arbeiter: Die Bewegung beginnt auch die Arbeiterklasse zu erfassen, angestoßen durch Elend und die Aufstände der schlesischen und böhmischen Weber.
- Agitation: Öffentliche Versammlungen zur Diskussion der sozialen Frage, die Gründung von Vereinen und eine wachsende Zahl sozialistischer Publikationen zeugen von der Dynamik der Bewegung.
Erstellt: 15.11.2019 - 15:52 | Geändert: 07.11.2025 - 00:01
