Schwefel, Wasser, Stoff. Von Bernd Goebel

Tropische Humanexperimente und die fragile Allmacht der Pharmakonzerne.

Einem Medizinskandal auf der Spur (der wenige Jahre nach Veröffentlichung dieses visionären Kriminalromans beinahe harmlos erscheinen könnte), reist ein marxistischer Literaturprofessor nach Mexiko. In einem Hotel am Rand des Urwalds recherchiert er für eine explosive Dokumentation über die Machenschaften des Konzerns mit dem zynischen Namen Humanity Pharm. Doch seine Redseligkeit und Schwäche für das andere Geschlecht machen ihn verwundbar. Als ein Tropensturm die ehemalige Hazienda mit dem Schwefelbecken von der Außenwelt abschneidet, schlägt der Mörder zu.

ISBN 978-3-8260-6317-6     16,80 €  Portofrei     Bestellen

Unter den internationalen Gästen ist auch der Ex-Kommissar Empedokles Emil Zapata. Nach dem Tod seiner Frau dem deutschen Winter entflohen, hat er Erholung dringend nötig. Nur widerwillig übernimmt er die Ermittlungen. Musste der Literat seinen Humanismus mit dem Leben bezahlen? Oder handelt es sich um ein Familiendrama – die Verstrickungen im komplizierten Privatleben des Professors setzen sich bis in die Gänge des Hotels fort. Der Verdacht fällt auf den indigenen Gärtner, doch Zapata will nicht an seine Schuld glauben. Die Ermittlungen führen ihn mitten ins Drama der Ureinwohner und bis an den Rand des Abgrunds. Am Ende überlebt er nur, da er sich selbst entwaffnet. Es bleibt die bedrückende Einsicht in die Quasi-Allmacht multinationaler Konzerne – aber auch die Hoffnung, dass sich ihr Terror als überraschend fragil erweist, wo Menschen sich den Idealen der Wahrheit, Gewaltlosigkeit und Gerechtigkeit verschreiben.

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Textauszug:

"Sogar eine Verschwörung hat Di Stéfano ins Spiel gebracht", bemerkte Juan Antonio. "Erinnern Sie sich? Verschwörungstheorien sind ja immer schnell bei der Hand und schwer zu widerlegen."
    "Verschwörungstheorie ist nicht gleich Verschwörungstheorie", belehrte Zapata seinen Freund. "Wenn es wahr ist, dass es Verschwörungen gibt - und wer könnte das bestreiten? -, sind einige dieser Theorien wahr. Viele mögen falsch sein. Aber Täuschen, Vertuschen und anderes Irreführen sind doch an der Tagesordnung in unserer Welt. Der schlechte Ruf solcher Theorien spielt dem Establishment in die Hände. Am meisten denen, die von der Ignoranz der Masse leben. Und das sind weiß Gott nicht wenige. Wenn Sie heute einen unliebsamen Kritiker loswerden wollen, genügt es, ihn als Verschwörungstheoretiker hinzustellen. Und sei er noch so scharfsinnig, die Menschen fallen darauf rein. Er ertrinkt im Mainstream, oder die Medien schlagen ihn tot. Am Ende glaubt der Mafiajäger selbst, dass die Mafia nicht existiert."
    Juan Antonio hob die Augenbrauen. "Ja, da haben Sie nicht ganz Unrecht."
    Er schluckte. "So habe ich das noch gar nicht gesehen."

 

Erstellt: 23.07.2019 - 05:37  |  Geändert: 13.05.2022 - 16:26