Glückskind mit Vater von Christoph Hein

Was verdankt ein von der Mutter "Glückskind" genannter Sohn dem Vater? Der ist in dem neuen Roman, in dem Christoph Hein alle Register seiner erzählerischen Kunst und seiner geschichtsdiagnostischen Kompetenz entfaltet, eine unausweichliche Antriebskraft. Jedoch in einem alles andere als positiven Sinn: Der Sohn, in der entstehenden DDR lebend, muss seit seiner Geburt im Jahr 1945 vor dem kriegsverbrecherischen toten Vater sein ganzes Dasein im Fluchtmodus zubringen: psychisch, physisch, beruflich, geographisch, in Liebesdingen.

ISBN 978-3-518-42517-6     22,95 €  Portofrei     Bestellen

Es gibt zahlreiche Versuche, aus dem Schatten des Vaters herauszutreten: Er nimmt einen anderen Namen an, will in Marseille Fremdenlegionär werden, reist kurz nach dem Mauerbau wieder in die DDR ein, darf dort kein Abitur machen, bringt es gleichwohl, glückliche Umstände ausnutzend - Glückskind eben -, in den späten DDR-Jahren bis zum Rektor einer Oberschule - fast.

Am Ende erkennt er: Eine Emanzipation von der allgemeinen und der persönlichen Geschichte ist zum Scheitern verurteilt. Durch solche Verkettung von Vergangenheit und Gegenwart wird aus dem Glückskind ein Unheilskind. Gerade dadurch verkörpert er wie in einem Brennspiegel bis ins kleinste Detail die unterschiedlichsten Gegebenheiten Deutschlands in den politischen, gesellschaftlichen und privaten Bereichen. Ironisch-humoristisch, anrührend, ohne Sentimentalität oder Sarkasmus erzählt Christoph Hein ein beispiellos-beispielhaftes Leben in mehr als sechzig Jahren deutscher Zustände.

Mehr Infos...

Die Geschichte eines unglücklichen Glückskindes Von Michael Opitz → Deutschlandradio Kultur Lesart 21.03.2016

Deutschlandroman von Christoph Hein: Mein Vater, das Gespenst Von Christian Buß.Der Alte war ein Kriegsverbrecher, der Junge will die Welt umarmen. Christoph Hein erzählt in seiner großen Deutschlandchronik "Glückskind mit Vater" von der Unmöglichkeit, sich der Geschichte zu entziehen. → SPON 07.03.2016

 

 

Erstellt: 03.05.2016 - 08:13  |  Geändert: 02.12.2020 - 17:58

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