Thomas Müntzer
Revolutionär am Ende der Zeiten. Eine Biographie

Revolutionär im Zeitalter des Bauernkriegs

"Gott ist gerecht, und die Christen sind frei." Thomas Müntzer wollte diese Grundeinsichten der Reformation auch politisch durchsetzen. Dafür schloss er sich dem Aufstand der Bauern an, wurde gefoltert und hingerichtet. Hans- Jürgen Goertz erzählt das Leben dieses Revolutionärs, der das Reich Gottes ganz nahe wähnte. Seine meisterhafte Biographie erinnert an eine unterdrückte Strömung der Reformation, die bis heute exisitert.

ISBN 978-3-406-82462-3 2. Auflage 29.01.2025 29,90 € Portofrei Bestellen (Buch | Hardcover)

Mit seiner mystischen Theologie und der Devise "Alles gehört allen" hat Thomas Müntzer über Jahrhunderte polarisiert. Der anfängliche Verehrer Martin Luthers wurde von diesem verachtet und angefeindet, in der Kirche wurde er totgeschwiegen. Die Anerkennung kam spät von anderer Seite: Friedrich Engels entdeckte den frühen Revolutionär, Heinrich Heine bewunderte den "heldenmütigsten und unglücklichsten Sohn des deutschen Vaterlandes", Ernst Bloch verehrte den "Theologen der Revolution", und die DDR versah ihre Fünf-Mark-Scheine mit Müntzers Konterfei. Jenseits der Kämpfe um Thomas Müntzer verortet Hans-Jürgen Goertz seine Theologie und sein Wirken in seiner Zeit und macht gerade dadurch deutlich, warum Müntzer bis heute die Gemüter erregt.

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Thomas Müntzer - ein revolutionärer Mystiker: Das Gedenken der Reformation konzentriert sich auf große Namen. Thomas Müntzer, der dem gemeinen Volk mehr zutraute als den hohen Herren, gerät leicht in Vergessenheit: In einer aufgewühlten, revolutionsschwangeren Zeit, kurz nach dem Ersten Weltkrieg und den Umwälzungen in Sowjet-Russland, begrüsste der Marxist Ernst Bloch den Prediger Thomas Müntzer über die Jahrhunderte hinweg als einen «Theologen der Revolution». Bloch war gewiss: «die Toten kommen wieder, ihr Tun will mit uns nochmals werden», denn «er und das Seine und alles Vergangene, das sich lohnt, aufgeschrieben zu werden, ist dazu da, uns zu verpflichten, zu begeistern, das uns stetig Gemeinte immer breiter zu stützen». Von Seifert derFreitag 12.04.2016

REZENSION: Am 1. November 1521 hätte die Wiedergeburt der christlichen Kirche beginnen können: so kündigte es zumindest ein deutscher Prediger namens Thomas Müntzer an, der sich damals in Prag aufhielt. Im Lande des berühmten Kämpfers für die Wahrheit Jan Hus werde die neue Kirche entstehen und ihren Siegeszug antreten. Diese Ankündigung blieb jedoch ohne bemerkbare Folgen; vielleicht auch, weil sie nicht öffentlich verbreitet wurde, denn von einer Bekanntmachung des "Prager Sendbriefes" gibt es keine Zeugnisse. Ganz anders erwies sich die Wirkung der "95 Thesen", die 4 Jahre davor Martin Luther in Wittenberg veröffentlichte. So wird an den 31. Oktober 1517 nächstes Jahr bundesweit feierlich erinnert - vom 1. November 1521 aber haben die meisten Menschen kaum etwas gehört. Dabei hat der Erfolg der Reformation die historische Erinnerung an verschiedene alternative Reformkonzepte durch Propagierung bestimmter Deutungsmuster und Unterdrückung konkurrierender Geschichtsbilder geprägt, und das gilt zuallererst für das reformatorische Werk Thomas Müntzers, eines der erbittertsten Gegner Luthers. Von Vasily Arslanov  Sehepunkte 15.05.2016

REZENSION: Aus Anlass des „Lutherjahrs“, das die evangelische Kirche 2017 zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags in Wittenberg ausgerufen hat, gibt es eine Menge von neuen Publikationen zu Martin Luther. In diesem Kontext hat Hans-Jürgen Goertz, seit 2008 Vorsitzender der Thomas-Müntzer-Gesellschaft, seine 1989 erschienene Biographie Thomas Müntzers grundlegend überarbeitet und neu herausgebracht: Über Luther ist sehr viel bekannt, über Müntzer sehr wenig. Hieran bewahrheitet sich wieder der Satz, dass die Geschichte immer die Geschichte der Herrschenden ist, denn die kirchliche Erneuerungsbewegung der Reformation wurde von einer Vielzahl von Personen initiiert. Auch Thomas Müntzer spielte hier eine wichtige Rolle. Luther war unter diesen Personen nur derjenige, der
sich letztlich aufgrund einer geschickten Fürstenpolitik machtpolitisch mit seinem Konzept der Reformation im Gebiet des deutschen Reichs durchsetzen konnte. Über Müntzers Leben gibt es viele Gerüchte und Spekulationen. Goertz fügt diesen keine neuen hinzu, sondern referiert sachgenau und kritisch über das, was man weiß, was man vermuten und worüber man spekulieren kann. [PDF] Von Thomas Heinrichs Humanismus aktuell 2015

Weitere Pressestimmen

"Das Referenzwerk schlechthin." Neue Zürcher Zeitung 

"Hans-Jürgen Goertz hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Schwarzweiß des Müntzer- Bildes aufzulösen." Peter Gauweiler, Frankfurter Allgemeine Zeitung 

"Eine in gleicher Weise anspruchsvolle wie spannende Lektüre." Robert Mizia, Lesart

Erstellt: 13.01.2016 - 12:37  |  Geändert: 27.05.2025 - 11:30