Wer, zur Hölle, ist der Staat?
Geständnisse, Fragen und Empörungen eines Pazifisten

1992 , Deutsch

Rolf Winter setzt sich in diesem Buch sehr kritisch mit der politisch-gesellschaftlichen Situation im heutigen Deutschland [1992], seinem – auf eigenen Kriegserfahrungen beruhenden – Engagement für den Pazifismus sowie mit seiner Kindheit im nationalsozialistischen Deutschland auseinander.

ISBN 978-3-89136-450-5 1992 vergriffen Mehr Infos (Buch) → d-nb.info

PFLICHTLEKTÜRE FÜR KRITISCHE STAATSBÜRGER

Der Autor klagt den Staat an, "die am höchsten entwickelte Stufe der Menschenvernichtung" zu sein, und plädiert nicht nur für die Verweigerung, sondern für die Verachtung des Kriegsdienstes, der, wie er schreibt, mehr Elend über die Menschheit brachte, als sich die Phantasie vorzustellen vermag.

Ein leidenschaftliches Plädoyer für den Pazifismus - die radikale Ablehnung jedes Krieges und jeder bewaffneten Streitmacht. Gleichzeitig ein einfühlsames Dokument der Humanität.

Der Autor erschoß an einem der letzten Kriegstage im Frühjahr 1945 einen Briten. 47 Jahre später kehrt er an den Tatort in Ostfriesland zurück. Aus der quälenden Begegnung mit der Vergangenheit wird eine Abrechnung mit der Gegenwart: Die Menschheit, so begreift der Autor, hat selbst nach 60 Millionen Toten des Zweiten Weltkrieges nichts gelernt, wie 40 Kriege beweisen, die gegenwärtig auf der Erde stattfinden.

Überall üben Staaten ihre "Wehrhoheit" aus und lehren junge Menschen das Töten. Während Staaten den gemeinen Mord mit schwerer Strafe bedrohen, vermitteln sie in den Kasernen - den, so der Autor, "Lehrwerkstätten des Tötens" - das Wissen, daß die Lebensvernichtung geboten sein kann, wenn der Staat sie befiehlt.

"Wer, zur Hölle, ist der Staat?" fragt der Autor, der keiner menschlichen Instanz das Recht zugesteht, Leben zu nehmen. Er beschuldigt die "Realpolitik", nicht nur die Völker der Erde jährlich um mehr als 1000 Milliarden Dollar zu bestehlen - soviel zahlen Staaten für ihre Rüstungsetats -, sondern Kriege eben dadurch unvermeidbar zu machen, daß sie nationale Streitkräfte unterhält.

Bei aller Schärfe der Argumentation und aller Radikalität ist das Buch gleichzeitig ein anrührend formuliertes Dokument der Humanität.

Autoreninfos

Rolf Winter (* 10. Oktober 1927 in Lübeck; † 29. September 2005 in Hamburg) war ein deutscher Journalist und Sachbuchautor. Er war Chefredakteur von Stern und GEO und Berater des Verlags Gruner + Jahr. Nach dem Skandal um die Hitler-Tagebücher half er, den lädierten Ruf des Stern wiederherzustellen. 

Wikipedia (DE): Rolf Winter

Autoren

Erstellt: 26.08.2025 - 07:22  |  Geändert: 05.09.2025 - 15:39