Frisches Blut
Deutsche Geschichten

In dunklen, pointierten Krimi-Miniaturen beschreibt Doris Gercke die ganz normalen Verhältnisse, erzählt von Handlungen und Zufällen und Irrfahrten Einzelner in unserer Gesellschaft. Wir treffen auf Habenichtse, Huren, Heißsporne und Herzlose, betrachten den (Kriminal-)Fall des Lebens aus der Sicht von Hilflosen und Saturierten, Tätern und Opfern. Diese »Deutschen Geschichten« sind ein bisschen gemein, sie zeigen eine Welt ohne Hollywoodlösungen. Und doch ist die Lektüre ein großer Genuss für alle, die den finsteren Realismus einer erfahrenen und gewieften Erzählerin zu schätzen wissen. Das Verbrechen ist politisch, das Leben vergänglich.

ISBN 978-3-86754-235-7 2. Auflage 29.04.2019 15,00 € Portofrei Bestellen (Buch | Hardcover)

An einem launigen Spätsommermorgen begegnen wir dem Richter von Unna, folgen ihm durch seinen auf den Säulen von Routine und Respekt errichteten Alltag. Beiläufig enthüllt sich, wie der Blick eines an Macht gewöhnten Mannes die Welt kategorisiert. Wie er sich anmaßt, der Maßstab zu sein ... Frisches Blut, Der Richter von Unna, Die Huren von Hagen und weitere Geschichten: Gercke entführt mit ihren Kriminalstorys in die Wirklichkeit von Tätern und Opfern, von Betrügern, Randständigen und Outlaws aller Couleur. Wir erleben die Sicherheit der Sieger und schlüpfen in die Haut von Menschen, die Unauffälligkeit brauchen wie die Luft zum Atmen und deren Moral nicht die der Aufgehobenen ist.

Doris Gercke zeigt sich als erbarmungslos ehrliche Chronistin mit frugaler, fein justierter Ästhetik und leisem Galgenhumor. Lakonisch, voll scheinbarer Ruhe und Gelassenheit eröffnet sie Szenarien, die Widerhaken im Kopf hinterlassen. Mal episch, mal bissig, mal ganz nüchtern zeigt sie Menschen, die ihre Geschichte nicht aus freien Stücken, aber selber machen. Jede ihrer Erzählungen ist wie ein Film, das Ende meist noir. Es sind Facetten eines großen Gegenwartspanoramas ohne Optimismus, aber wahr und voller Leben.

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Pressestimmen

„Jetzt hat Doris Gercke, die gerade 82 Jahre alt geworden ist, nach 17 Krimis mit einer immer einzelgängerischer werdenden Bella Block und weiteren Romanen einen Band mit Geschichten vorgelegt, in dem eine verteufelt gute Schriftstellerin noch einmal zeigt, was sie draufhat. Frisches Blut sind diese 15 deutschen Geschichten überschrieben. Einige sind früher schon in Anthologien erschienen, andere sind unveröffentlicht, allen gemeinsam ist der lakonische, mal ins Sarkastische, mal ins Satirische schwingende, immer aber trockene Erzählton. Stark sind diese kurzen Geschichten. Und völlig frei vom vermeintlichen Auflösungszwang des Kriminalromans.“ – Tobias Gohlis, DIE ZEIT

„Doris Gercke zeigt sich auch in dieser Anthologie wieder als brillante Erzählerin, als Meisterin des schwarzen Humors und als kritische, realistische Chronistin mit feinem psychologischen Gespür, mit viel Sinn für Leerstellen und für schockierende Wendungen. Aus scheinbarer Belanglosigkeit entwickelt sie nicht ohne Bosheit abgründige Szenarien, die sukzessive jedwede behagliche Werte-Selbstgefälligkeit unterminieren.“ – Eva Petermann, Unsere Zeitung

„Die Kurzkrimis von Doris Gercke sind sprachlich extrem sorgfältig, mit kaum einem überflüssigen Wort und mitunter so lakonisch böse, dass man die Bösartigkeit oder auch die Unabänderlichkeit erst nach einigen Tagen realisiert. Die Verbrechen geschehen wie beiläufig und unabänderlich, wobei alle keine Chance haben. Ausgesprochen empfehlenswert.“ – P.S. (Schweiz), Krimi der Woche

„Die Geschichten spielen in den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands und gelegentlich auch außerhalb. Häufig zeichnet die Autorin ein recht düsteres Bild der Gesellschaft, dabei sind ihre Erzählungen von einer solchen Direktheit, dass die Lektüre wahrlich ein Genuss ist. Die Kurzkrimis entwickeln einen ganz eigenen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Ein Verbrechen kommt zwar in jeder Geschichte vor – aufgeklärt wird es aber nur selten. Bibliotheken aller Größen gerne wärmstens empfohlen!“ – ekz Bibliotheksdienst

Autoreninfos

Doris Gercke (* 7. Februar 1937 in Greifswald; † 25. Juli 2025 in Hamburg) war eine deutsche Schriftstellerin. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Krimibuchreihe Bella Block, die später vom ZDF verfilmt wurde. 1970 trat sie der DKP bei. Gercke fühlte sich mit der Friedensbewegung sowie dem Kampf gegen Neofaschismus verbunden, war allerdings kein Parteimitglied mehr. Sie nahm regelmäßig an Veranstaltungen wie den Ostermärschen, Demonstrationen und Konferenzen der linken Opposition teil. Sie veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Marie-Jo Morell.

Wikipedia (DE): Doris Gercke

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Erstellt: 11.08.2025 - 10:05  |  Geändert: 11.08.2025 - 10:13