Wir hol'n jetzt unser Haus!
Über 50 Jahre Tübinger Jugendzentrum Epplehaus zwischen Hausbesetzung, Selbstverwaltung und Subkultur

Jugendzentrum Epplehaus Tübingen: ein Stück gelebte Utopie.
Bereits über 50 Jahre prägt mit dem Epplehaus ein einzigartiges Jugendzentrum die Geschichte und Menschen in Tübingen. Seit seiner Besetzung 1972 ist das Haus in der Karlstraße 13 ein Raum für politische Kämpfe, kulturelle Revolutionen und generationsübergreifende Selbstverwirklichung. Jenseits des politischen Mainstreams organisieren sich Jugendliche und Junggebliebene selbst – irgendwo zwischen Krisen, Plenum, Streitereien mit der Stadt und dem Traum von einer besseren Welt.
Hausbesetzungen, Selbstverwaltung und Subkultur
Als unverzichtbares Stück Zeitgeschichte erzählt dieses Sachbuch in vier großen Themenblöcken von der Historie des Hauses und dem jeweiligen soziokulturellen Kontext. Zentrale Aspekte des Buchs sind zudem gelebte politische Ideale sowie die Musik und Subkultur, welche das Leben im Epplehaus formten.
Exkurse wie zum Schwabenhaus, über die Jugendzentrumsbewegung oder ein Verzeichnis aller Tübinger Hausbesetzungen versprechen weitere interessante Einblicke.
Tiefgehende und unterhaltsame historische Aufarbeitung
Gemeinsam mit Gast-Autor*innen wie "Ton Steine Scherben"-Bassist Kai Sichtermann und vielen Zeitzeug*innen steigen Elias Raatz und Lucius Teidelbaum vom „Epplebeinturm“ herunter – jenseits von Selbstbeweihräucherung und einer „früher-war-alles-besser“-Nostalgie. Dieses Sachbuch liefert eine tiefgehende und unterhaltsame historische Aufarbeitung über das Epplehaus, einem schützenswerten Ort, dessen spannende Geschichte es wert ist, erzählt zu werden.
Mit Beiträgen von Marc Amann, Kai Sichtermann, Barbara Sichtermann, Gabi Erbis, Jochen Braun, Uwe "Crazy" Frank, Anke Gasser, Jürgen Hempel, Kai Heneka, Kai Herrmann, Freddi Hrůza, Oliver Lichtwald, Michael Löffler, Helene Merz, Dirk Neges, Rick Newton, Udo Nonner, Lena Pinto, Peter "Pete" Püschel, Larissa Roth, Gernot "Gerri" Rothhaar, Ulrike "Rika" Seibert, Christa Stengelin und Tobias Weckenmann.
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
Über die vier Themenbereiche des Buchs
1. „Von Jugendzentrumsbewegung und Hausbesetzungen“ bietet einen Einstieg und liefert neben der Geschichte der Hausbesetzung spannende Hintergrundinformationen, wie über die Historie des Schwabenhaus oder eine Chronologie aller Tübinger Hausbesetzungen.
2. „Das Epplehaus als Jugendzentrum“ fasst die Historie des Hauses ab 1968 bis 2025 zusammen und behandelt dabei beispielsweise Streitereien mit der Stadt, interne Probleme, die Professionalisierung durch Sozialarbeiter*innen, den Kinderladen oder das Frauencafé.
3. „Zwischen Politik und Interna“ gibt vielen Aspekten einen Raum, die für ein linkes Jugendzentrum unabdingbar sind: Basisdemokratie und Entscheidungsstruktur, Graffiti und Subkultur, Awareness und queeres Leben, klare Positionierungen und Antifa.
4. „Über Musik und Events im Haus“ sagt bereits alles Relevante zum thematischen Inhalt der unter dieser Überschrift gesammelten Kapitel: von Punkrock und Drum and Bass über Disco-Abende und Metalnights bis zu den Mittwochs- und Nachmittagskonzerten..
Mehr Infos unter www.analyse-subkultur.de
Pressestimmen
Lieber Leser in spe, ich sag's mal gleich: "Die Lektüre hat sich für mich gelohnt", so wie es sich die Herausgeber am Ende vom potentiellen Leser wünschen. Und dies sagt ein Oldie mit 85, der die 68er Jahre in Frankreich miterlebt hat und sich schon vom Titel des aufwändig gestalteten Text-/Bild-Bandes her in die eigene Zeit als Student in Göttingen zurückversetzt sieht: "Wir hol’n jetzt unser Haus! Über 50 Jahre Tübinger Jugendzentrum Epplehaus zwischen Hausbesetzung, Selbstverwaltung und Subkultur" (Edition Analyse & Subkultur 2025, Dichterwettstreit deluxe, 140 S., Hrsg. Elias Raatz & Lucius Teidelbaum) Ich schaue mir erstmal die Infos auf dem rückwärtigen Bucheinband an. Da fallen gleich 3 Fotos ins Auge: ein altes graues Haus, darunter ein rötlich angestrichenes renoviertes, und dann ein bunt bemaltes Haus. Besonders das 3. Foto hat’s mir angetan; wie ich später noch erfahre, von einem Kind treffend als "tätowiertes Haus" benannt. Daneben die 3 Kurzcharakteristiken "Jugendzentrum Epplehaus: ein Stück gelebte Utopie", "Hausbesetzungen, Selbstverwaltung und Subkultur", "Tiefgehende und unterhaltsame historische Aufarbeitung". Meine Neugier ist geweckt. Aber ich ahne bereits: eine geballte Ladung bebilderter Information erwarten nicht nur mich. Ich selbst hab den umfangreichen, Detail-gestützten Band natürlich mit zunehmender Spannung in mir aufgenommen, will dir aber hier den Spaß beim Lesen nicht vorab mit Einzelheiten verderben. Deshalb jetzt nur ein paar persönliche Eindrücke und Anmerkungen: Wer war denn nun der Namengeber für dieses Jugendzentrum? Ich stutze: Richard Epple, ein 1972 durch die Schüsse aus einer Polizeiwaffe verstorbener 17-jähriger Lehrling. Ich denke gleich an Benno Ohnesorg, der als 26-jähriger Student 1967 als Teilnehmer einer Demonstration in West-Berlin mit einem Pistolenschuss von einem Polizisten hinterrücks erschossen wurde. Bei den daraufhin bundesweit stattfindenden Demonstrationen war ich in Göttingen dabei. "Das Epplehaus lebt weiter", auch im 21. JH., so der Titel eines der insgesamt 40 Beiträgen dieses großformatigen Sammelbandes. Facettenreich wie in einem Kaleidoskop wird die Geschichte dieses Jugendzentrums lebendig und leserfreundlich eingefangen. Was für eine Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen, seit 1972 ausgesetzt der Politik und angefüllt mit Musik, Jugendarbeit und Selbstverwaltung! Ich stehe staunend vor der Leistung der beiden Herausgeber: Was für eine Mühe hat es gemacht, so viele Beiträger überhaupt erstmal ausfindig zu machen! Und dann auch noch dazu zu bewegen, als am Geschick dieses stets umkämpften Jugendzentrums betroffene Teilnehmer ihre Erinnerungen und Erfahrungen Preis zu geben - und dies in persönlicher, ausgewogener und sachlicher Art und Weise! Lieber Leser in spe, greif zu! Sonst geht ein herausragender Beitrag zur Geschichte der Jugendzentren an dir vorbei. Das Epplehaus steht zwar in Tübingen, steht aber als Beispiel stellvertretend überall in Deutschland. Eberhard Kleinschmidt (Literaturwissenschaftler und Lyriker) Online-Blog Epplehaus-Sachbuch 28.02.2025
[...] Für das größere Projekt eines Buches sei der Verein Epplehaus auf ihn zugekommen, erzählt Herausgeber Elias Raatz. "Eine so spannende Geschichte kann man sich nicht entgehen lassen.« Zusammen mit Lucius Teidelbaum hat er das Projekt in Angriff genommen. Es kam ein 140 Seiten starker reich bebilderter Sammelband dabei heraus, der viel mehr ist als ein Buch über ein Jugendzentrum. Es ist der lebendige Bericht über ein Stück Tübinger Stadtgeschichte. Viele haben dabei mitgewirkt. Neben Zeitzeugenberichten hat das umfangreiche Archiv im Epplehaus als wichtigste Grundlage gedient. [...] Nach wie vor könne man im Jugendhaus in der Karlstraße so sein, wie man möchte. Zumindest, wenn man nicht aus dem rechten Lager kommt. Denn auch an der politischen Ausrichtung hat sich über die Jahre nichts geändert. Das Jugendzentrum war und ist links orientiert und antifaschistisch. Irmgard Walderich GEA (Reutlinger Generalanzeiger) 16.01.2025
Auch Rebellen werden eines Tages museal. Im Tübinger Stadtmuseum sind jetzt Teile einer Bar aufgebaut. Von einem Ort, der einmal großen Teilen der Tübinger Stadtgesellschaft eher als Lasterhöhle suspekt war: dem Epple-Haus. Jetzt schafft das selbstverwaltete Jugendhaus es zu seinem über 50-jährigen Bestehen in die Dauerausstellung. "Weil es ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte ist, gerade zum Thema Hausbesetzungen oder Wohnungsproblematik", sagte Kurator Bruno Wiedermann-Kashepour am Mittwochabend [bei der Vorstellung des Sachbuchs zum Epplehaus im Stadtmuseum]. [...] Wo steht das Epple-Haus heute? Es ist mittlerweile sogar eine touristische Aktion, mit den slogan-übersäten Wänden ein beliebter Selfie-Spot. [...] "Es ist nach wie vor ein Ort, an dem viel geschieht, es ist nach wie vor ein Zufluchtsort", sagt Autor Lucius Teidelbaum. [...] "In jedem Fall ist es ein Ort zur Selbstverwirklichung und für Träume. Es ist unbequem und soll es bleiben – gerade weil die Zeiten schwieriger werden." [...] Zu dem 140-Seiten-Werk haben etliche Autorinnen und Autoren Beiträge beigesteuert, Marc Amman, einer der Podiumsgäste der Buchvorstellung, zum Beispiel eine Chronik aller Tübinger Hausbesetzungen. Die Herausgeber konnten sich auf ein mustergültiges Archiv im Epplehaus stützen. "Ein toller Fundus, in den ich tauchen konnte", sagt Elias Raatz. "Alles war da: Jedes Protokoll der Vollversammlungen, jeder Leserbrief, jeder TAGBLATT-Artikel". Und viele Fotos, die die Zeitreise mit dem Buch ermöglichen. Wolfgang Albers Südwest Presse & Schwäbisches Tagblatt 16.01.2025
Die Herausgeber
Der 1997 geborene Moderator, Autor und Künstler Elias Raatz gilt als kreativer Tausendsassa. Er liebt es, voller Leidenschaft die großen und kleinen Themen des Lebens durchzudiskutieren, egal in welchem Medium. Unter anderem leitet er mit dem Dichterwettstreit deluxe einen Kulturanbieter, der als Verlag und Eventveranstalter agiert. Auf und neben der Bühne kämpft er für eine solidarischere Welt. Elias Raatz studierte Germanistik und Medienwissenschaften in Tübingen, wo er auch lebt. Mehr unter: www.elias-raatz.de
Lucius Teidelbaum (*1984) ist das Pseudonym eines freien Journalisten, der seit 2003 in Tübingen ansässig und seit 2006 im Epplehaus ehrenamtlich aktiv ist. Dort arbeitete er über fünf Jahre am Einlass und ist bis heute in der Vortrags-Veranstaltungsgruppe „Input Tübingen“ aktiv.
Erstellt: 17.03.2025 - 07:22 | Geändert: 17.03.2025 - 08:13