Die Druckmacher
Wie die Generation Luther die erste Medienrevolution entfesselte

ERASMUS, LUTHER, DÜRER - WIE DIE PRINTING NATIVES DIE WELT VERÄNDERTEN

Der Buchdruck veränderte die Welt, doch es bedurfte einer zweiten Generation von «Printing Natives», die mit Ablassbriefen, Thesen, Diffamierungen und Sensationsmeldungen als Massenware einen tiefgreifenden Kulturwandel entfesselte. Der renommierte Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann zeigt in seinem anschaulichen, Augen öffnen den Buch, warum wir die «Generation Luther» besser verstehen, wenn wir die heutigen «Digital Natives» betrachten - und umgekehrt.

ISBN 978-3-406-78180-3 28,00 € Portofrei Bestellen

Die ersten Autos waren motorisierte Kutschen, der Computer diente als Schreibmaschine, und gedruckte Bücher setzten die handgeschriebenen fort: Innovationen werden zunächst in den gewohnten Bahnen genutzt, bevor eine zweite Generation die neuen Möglichkeiten ausschöpft. Thomas Kaufmann beschreibt, wie um 1500 eine junge Generation die Drucktechnik nutzte, um gegen die «Türkengefahr» zu mobilisieren, Ablassbriefe zu vertreiben und für eine «Reformation» der Kirche zu kämpfen. Drucker wie Aldus Manutius, Graphiker wie Albrecht Dürer, Humanisten wie Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin oder Theologen wie Martin Luther und Ulrich Zwingli vermarkteten sich auf Flugschriften und in Traktaten selbst und machten Druck: Gegner wurden in wachsenden Echoräumen diffamiert, Ereignisse zu Sensationen gemacht, um eine sich zerstreuende Aufmerksamkeit zu fesseln. Die Reformation war, wie Thomas Kaufmann zeigt, nur ein Teil dieses viel breiteren kulturellen Umbruchs. Schließlich veränderte die neue Technik die Art des Forschens und mit Enzyklopädien oder druckgraphischen Werken die Weise, wie Menschen die Welt wahrnehmen.

Echoräume, Filterblasen, Fake News: Was wir von der ersten Medienrevolution über die digitalen Medien lernen können - und umgekehrt. Ein frischer Blick auf die Welt an der Wende zur Neuzeit. Spannend und souverän dargestellt von einem der besten Kenner der Reformationszeit.

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Die Generation Luther und die erste Medienrevolution - Die "Druckmacher": Die Erfindung des Buchdrucks um 1450 hat die Welt verändert. Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann schaut auf die erste Medienrevolution und ihre Träger zurück: die Druckmacher. (...) Die Veränderungen und Herausforderungen, die die erste Medienrevolution mit den "Printing Natives" als intellektuelle Speerspitze hervorbrachte, ließen sich kaum steuern, so der Kirchenhistoriker. Dazu kam, "dass man dem geschriebenen und, mehr noch, dem gedruckten Wort mit besonderem Zutrauen begegnete". Das verbindet die erste mit der zweiten Medienrevolution: Bücher und Printmedien werden weiterhin als seriöse Informationsquellen betrachtet. Von Christiane Laudage domradio.de 31.10.22

Der anzuzeigende Bd., im C.H.-Beck-Verlag erschienen und damit auch auf ein breiteres Publikum ausgerichtet, behandelt keine Reformationsgeschichte im engeren Sinne. Eher geht es Thomas Kaufmann, dem (zusammen mit Volker Leppin) derzeit wohl besten Kenner der Lutherzeit, darum, die Generation des Reformators als Mediengeneration darzustellen und damit die Zeit vom ausgehenden 15. Jh. bis zu den 1520er-Jahren als nicht nur theol., sondern auch mediale „Sattelzeit“ (frei nach Reinhart Koselleck) darzulegen. Damit greift K. die an sich schon ältere Diskussion zwischen dem Zueinander von Medialität und Reformtheologie für die Jahre 1517 bis circa 1525 – man denke nur z.B. an Berndt Hamms Arbeiten zur Reformation als Medienereignis – wieder auf. [PDF] Von Florian Bock Uni Münster Oktober 2022

(...) Dazu nimmt er, wie Titel und Untertitel andeuten, eine aktualisierende Perspektive ein: "Eröffnen sich dadurch, dass wir durch die Erfahrungen des Medienwandels unserer Tage sensibilisiert sind, umfassendere und profundere Perspektiven auf die kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Folgen des Buchdrucks? Und umgekehrt: Erwachsen aus der Einsicht in die zunächst sukzessiv einsetzenden, dann umfassenden Veränderungen infolge der Verbreitung der Schwarzen Kunst Erkenntnisse, die Orientierungshilfen in unserer Gegenwart bieten könnten?" (9) In Anlehnung an den Begriff der "digital natives" des Medienpädagogen Marc Prensky konturiert er die "Generation Luther" des Untertitels als die "printing natives" der Geburtsjahrgänge der 1470er bis 1490er-Jahre, "für die der Umgang mit gedruckten Texten zu einer Selbstverständlichkeit geworden war." Ihre neue Weltsicht und Lebensweise bilden den erzählerischen Rahmen der folgenden Darstellung. Von Henning P. Jürgens sehepunkte 22 (2022)

Weitere Pressestimmen:

"Kaufmann zoomt äußerst präzise... . Gestochen scharfe Beschreibungen dieser Zeit, ihrer noch ganz anders tickenden Bewohnerschaft und der in vielen Zitaten wiedergegebenen Sprache sind es, die das Buch lebendig zu lesen machen... wie eine Zeitmaschine“ Falter, Andreas Kremla

"Thomas Kaufmann, Kirchenhistoriker in Göttingen, zieht zwischen beiden Medienrevolutionen interessante Vergleiche. Relevant!“ National Geographic History, Ausgabe 2 2022

Der Autor:

Thomas Kaufmann ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Göttingen, Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. 2020 wurde er mit dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet. Bei C.H.Beck erschienen von ihm u.a. "Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation" (2017) sowie "Martin Luther" (C.H.Beck Wissen 2017).

Autoren

Erstellt: 25.06.2024 - 08:14  |  Geändert: 09.07.2024 - 11:23