Barbara stirbt nicht. Von Alina Bronsky. Rezension von Britta Kiersch

REZENSION
Barbara stirbt nicht. Von Alina Bronsky   Kiepenheuer&Witsch Verlag   ISBN 978-3-462-00072-6

Barbara Schmidt ist seit über 50 Jahren mit ihrem Mann Walter verheiratet. Jetzt ist Barbara ernsthaft krank und das ist eine echte Herausforderung für ihren Mann, der noch nicht einmal weiß, wie man die Kaffeemaschine bedient. Die erwachsenen Kinder, raten ihrem Vater eine hilfe einzustellen, aber das lehnt er rigoros ab. Er schafft das schon. Außerdem hat Walter sich von seinen Kindern, noch nie wirklich etwas sagen lassen.

Mit wachsendem Interesse beginnt Walter Schmidt sich Barbaras Küche untertan zu machen, sich das ABC des Planens, Einkaufens und des Kochens anzueignen indem er auf seine dröge Art in die Alltags-Fußstapfen seiner Frau tritt. Besonders in einem Koch-Forum im Internet, in dem Barbara unterwegs war, sorgt er für Verwunderung und Amüsement. Auch außerhalb der Küche, auf dem Markt, beim Metzger und dem Supermarkt wissen bald alle, dass er jetzt für alles andere zuständig ist. Keiner - allen voran seine Kinder - traut ihm zu, das hinzukriegen und alle belehrt Walter eines Besseren.

Das wirklich Besondere an diesem leisen und humorvollen Buch ist, wie Walter auf diesem Weg seiner Frau immer näherkommt. Indem er mit den Menschen spricht, die Barbara kennen und schätzen, erfährt er viel über ihren Alltag und ihre Interessen. Bewundernd stellt er fest, wie aktiv Barbara war und wie beliebt sie ist. Er kocht Gerichte, die sie sich wünscht, verfeinert Rezepte immer mit dem Ziel, dass es ihr schmeckt und sie ordentlich isst. Sie muss doch wieder zu Kräften kommen und gesund werden.

Walter ist ein Mann seiner Zeit, über Gefühle zu sprechen hat er nie gelernt und das wird er wohl auch nicht mehr. Aber er lernt viele andere Dinge, und es ist eine große Freude als Leser mitzuerleben, wie er sich freischwimmt und sich der Liebe zu seiner wunderschönen Barbara immer bewusster wird. Er bleibt ein störrischer alter Mann, aber er verlässt notgedrungen seine eingefahrenen Bahnen und öffnet sich nicht nur für neue Tätigkeiten, sondern auch für andere Menschen.

Barbara stirbt nicht. Von Alina Bronsky

 

Erstellt: 12.12.2021 - 10:10  |  Geändert: 02.01.2022 - 12:34