Februar 33. Der Winter der Literatur. Von Uwe Wittstock. Rezension von Manfred Kunz

REZENSION
Februar 33. Der Winter der Literatur. Von Uwe Wittstock   Beck Verlag   ISBN 978-3-406-77693-9

Die Machtergreifung der Ntionalsozialisten im Jahr 1933 ist historisch bestens erforscht und in zahlreichen chronologischen Berichten und analytischen historischen Überblickswerken vielfach in Buchform dokumentiert. eine völlig neue, vielfältige und überaus spannende Perspektive fügt der Literaturkritiker und Publizist Uwe Wittstock in seinem Buch „Februar 1933 – Der Winter der Literatur“ hinzu.

Wobei er die eine Perspektive inhaltlich und formal in ein multiperspektivisches Panorama weitet: anschaulich und packend entfaltet Wittstock ein buntes Mosaik der Ereignisse in den Wochen und Monaten nach dem Montag, 30. Januar 1933. Carl Zuckmayer, Joseph Roth, Else Lasker-Schüler, Thomas Mann, Bertolt Brecht, Heinrich Mann, Harry Graf Kessler, Carl von Ossietzky, Gottfried Benn, Klaus und Erika Mann
und viele weitere bekannte und renommierte Autoren der Weimarer Republik kommen mit Aufzeichnungen, Berichten, Erinnerungen, Tagebuchnotizen und Zeitungsberichten zu Wort.

Für den Leser perfekt nachvollziehbar verknüpft Wittstock auf tatsächlich perfekte Art und Weise die biographischen Zeugnisse zu einem disparaten Panorama, das gerade in seiner durch Belege erzeugten Vielfalt die unterschiedlichen Perspektiven auf die Februar-Wochen des Jahres 1933 aufzeigt. Man muss gar nicht lange suchen nach den Parallelen zu unserer Zeit: die wachsende spaltung der Gesellschaft, die Ratlosigkeit und den Niedergang der bürgerlichen Mitte, die wachsende Zahl des rechten Terrors, der zunehmende Judenhass und der Aufstieg nationalistischer und populistischer Regierungen in anderen Ländern. Parallelen, die mehr als nachdenklich machen und ein Grund mehr, dieses bewegende und lebenspralle Buch zu lesen.

Februar 33. Der Winter der Literatur. Von Uwe Wittstock

 

Erstellt: 11.12.2021 - 07:43  |  Geändert: 11.12.2021 - 08:06