Erstaunen. Von Richard Powers. Rezension von Christopher Franz

REZENSION
Erstaunen. Von Richard Powers   S. Fischer Verlag   ISBN 978-3-10-397109-5

Theo Bryne ist Astrobiologe. Als Forscher an einer amerikanischen Universität durchforstet er das Universum nach Anzeichen und der Grundlage für Leben, vielleicht auch nach Spuren von intelligentem Leben. Um seinen neunjährigen Sohn Robbie - hochbegabt, aber auch an deutlichen Symptomen des Asperger-Syndoms leidend - muss er sich nach dem Unfalltod seiner Ehefrau alleine kümmern. Seine Familie ist ihm keine Hilfe, würde diese doch nur zu gerne Robbies immer größer werdenden schulischen Probleme durch eine Medikamententherapie auf einfachem Weg aus der Welt schaffen. Doch genau diese Welt ist aus den Fugen geraten, und das nicht nur durch persönliche Schicksalsschläge ...

Die Romanhandlung spielt nur wenige Jahre in der Zukunft. Die wissenschaftsfeindliche Regierung in Washington stellt Theos Forschungen in Frage, bei all den Problemen auf unserem Planeten. All das, was heute schon vorausgesagt wird, bewahrheitet sich. Durch Klimaveränderung ausgelöste Dürren und Unwetterkatastrophen entziehen den Menschen langsam, aber stetig die Lebensgrundlage. Direkte Folgen sind gesellschaftliche und politische Instabilitäten, von denen Theo und wir Leser immer wieder aus den Nachrichten erfahren. Eine experimentelle Gehirntherapie soll Robbies zustand verbessern; anfangs wirkt sie auch und Robbie scheint seine Intelligenz und Energie auf eine Verbesserung unserer Welt fokussieren zu können.

Mit „Erstaunen“ hat Richard Powers (Pulitzer Prize für „Die Wurzeln des Lebens“) einen ungemein mitfühlenden Roman vorgelegt, in dem er uns einen Spiegel vorhält, mit allem, was wir jetzt schon wissen könnten, wonach wir unser Handeln orientieren müssten und was wir unbedingt verhindern sollten.

Erstaunen. Von Richard Powers

 

Erstellt: 10.12.2021 - 21:32  |  Geändert: 10.12.2021 - 21:34