Sankt Irgendwas. Eine Klassenreise, auf der etwas schrecklich schiefgeht. Von Tamara Bach. Rezension von Johanna

REZENSION 
Sankt Irgendwas. Eine Klassenreise, auf der etwas schrecklich schiefgeht. Von Tamara Bach   Carlsen Verlag   ISBN 978-3-551-58430-4

Eine 10. Klasse auf ihrer letzten gemeinsamen Studienfahrt, ein unausstehlicher Klassenlehrer, ein mürrischer, aber mitfühlender Busfahrer, eine irre Playlist voller Gute-Laune-Liedern und das alles wird in einem sehr persönlichen Protokoll festgehalten.

Die 10b fährt mit ihrem verhassten Klassenlehrer mit dem Bus nach Frankreich. Herr Utz, der sowohl das absolute Handyverbot als auch den Begriff Studienfahrt sehr ernst nimmt, führt die Klasse in der gemeinsamen Woche von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, ohne auf die Wünsche der Schüler einzugehen. Zu jeder Gelegenheit lässt er ein Hintergrundreferat halten. Weil er strenge und vor allem unnötig Bestrafungen verhängt und voller Sexismus und Vorurteilen steckt, wandelt sich die anfängliche Missgunst der Klasse bald in Hass um. Als Herr Utz dann eine Grenze zu viel überschreitet, ist sich die ganze Klasse einig, dass sie gemeinsam etwas tun müssen. Die Schüler, welche sich am Anfang noch relativ fremd sind, beschließen einen Schulterschluss gegenüber dem Lehrer.

Wie so oft beschreibt Tamara Bach eine alltägliche und fast schon simpel erscheinende Situation: Eine Klasse auf Klassenfahrt - was ist daran schon so besonders? Dabei begibt sie sich aber sowohl mit sprachlichen als auch perspektivischen Mitteln auf eine unglaublich tief und persönlich erscheinende Ebene, indem sie das Medium Fahrtprotokoll wählt. Dieses wird am Anfang noch von Schüler zu Schüler gereicht, aber wird schließlich von nur einem Schüler weitergeschrieben und beendet. Dabei nimmt das Protokoll eine sehr persönliche und fast schon Tagebuch ähnelnde Dimension an, da der Schüler neben Ereignissen auch hauptsächlich seine Meinungen und Reflexionen über die Klasse und die Lehrer dokumentiert. Auch die gelegentlichen Einschübe von anderen Schülern, die den Text mitlesen und auf diesen antworten, durchflechten das Buch mit witzigen und lebendigen kleinen Kommentaren. Ohne viele Worte werden zahlreiche verschiedene Persönlichkeiten skizziert, die dem Leser sehr schnell ans Herz wachsen. Der Einstieg und das Ende des Buches bieten eine zweite Zeitebene, da Bach das Buch mit einem Gespräch zwischen unbekannten Schülern beginnen lässt, die Gerüchte über die Situation der 10b austauschen, wodurch der Leser schon vor dem Geschehen darauf gespannt ist.

Tamara Bachs Stärke ist wie immer, eine eigentlich ereignisreiche Handlung auf das Nötigste zu minimieren und den Leser trotz der verhältnismäßig wenigen Worte in die Geschichte zu ziehen und diese sehr lebhaft zu gestalten. Bach scheint genau zu wissen, wie viele Worte sie braucht und gestaltet durch ihren sparsamen Umgang damit jedes Mal ein unglaubliches Leseerlebnis, das durch seine umwerfende Genauigkeit und philosophische Denkweise überzeugt.

Mich hat das Buch in seiner Schlichtheit und Realitätsnähe begeistert. Ich konnte mich perfekt in die Jugendlichen hineinversetzten, da ich auch gerade die 10. Klasse abgeschlossen habe und die geschilderten Gedankengänge meinen sehr ähnlich waren. Ich würde das Buch ab 14 empfehlen.

Johanna, 16

Sankt Irgendwas. Eine Klassenreise, auf der etwas schrecklich schiefgeht. Von Tamara Bach

 

Erstellt: 14.03.2021 - 08:38  |  Geändert: 05.05.2021 - 07:32