07.04.2023

Harald Welzer über Medien, Journalismus & Ukraine-Krieg - Jung & Naiv: Folge 635

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Zu Gast im Studio: Harald Welzer, Soziologe und Sozialpsychologe. Er arbeitet heute als Publizist. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Richard David Precht das Buch "Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist" (S. Fischer Verlag, 2022).

Ein Gespräch über Haralds Buch über Massenmedien und Meinungsmache, gemachte Fehler und Ungenauigkeiten, "Selbstangleichung", institutionelle Analyse der Massenmedien, veröffentlichte Meinung vs. öffentliche Meinung, Repräsentationsdefizite, "Zeitenwende" in Politik und Journalismus, Talkshows, Medienkrise durch Verlust von Werbeeinnahmen und Soziale Medien, Haralds Sicht auf den russischen Überfall auf die Ukraine, Waffenlieferungen, Kriegsziele uvm.

Sprache (Ton)
Deutsch
Laufzeit
3h 6min 25s
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Erstellt: 29.08.2025 - 06:03  |  Geändert: 29.08.2025 - 06:03

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Was Massenmedien berichten, weicht oft von den Ansichten und Eindrücken großer Teile der Bevölkerung ab - gerade, wenn es um brisante Geschehnisse geht. So entsteht häufig der Eindruck, die Massenmedien in Deutschland seien von der Regierung oder »dem Staat« manipuliert. Aber die heutige Selbstangleichung der Medien hat mit einer gelenkten Manipulation nichts zu tun. Die Massenmedien in Deutschland sind keine Vollzugsorgane staatlicher Meinungsmache. Sie sind die Vollzugsorgane ihrer eigenen Meinungsmache: mit immer stärkerem Hang zum Einseitigen, Simplifizierenden, Moralisierenden, Empörenden und Diffamierenden. Und sie bilden die ganz eigenen Echokammern einer Szene ab, die stets darauf blickt, was der jeweils andere gerade sagt oder schreibt, ängstlich darauf bedacht, bloß davon nicht abzuweichen. Diese Angst ist der bestmögliche Dünger für den Zerfall der Gesellschaft.