16.05.2025

Antisemiten! Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument deutscher und israelischer Außen-und Innenpolitik

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Der Vorwurf des Antisemitismus wiegt schwer, insbesondere in Deutschland. Hier mündeten die jahrhundertelange Verfolgung, Ausgrenzung und Ermordung jüdischer Gemeinschaften in Europa in der systematischen Vernichtung von sechs Millionen Juden im Nationalsozialismus.

Als Reaktion auf diese jahrhundertelange Verfolgung und Ausgrenzung entstand im 19. Jahrhundert die zionistische Bewegung. Sie verfolgte das Ziel eines jüdischen Staates – im Jahr 1948 realisiert in der Gründung Israels. Innerhalb des Judentums war der Zionismus stets umstritten – sowohl theologisch als auch politisch. Weil der Zionismus als Reaktion auf den europäischen Antisemitismus zu verstehen ist, verknüpft sich der Vorwurf des Antisemitismus heute immer auch mit Diskussionen um die israelische Politik. Ob und wann Antisemitismus und Antizionismus gleichgesetzt werden können, ist jedoch, auch in innerjüdischen Diskussionen, kontrovers.

Zu den Kritiker:innen dieser Gleichsetzung zählt der Historiker und Soziologe Moshe Zuckermann. Er ist emeritierter Professor für Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv. Ihm zufolge führt die Gleichsetzung von Antizionismus und Antisemitismus nicht nur zu einer Banalisierung realer Judenfeindschaft. Der Vorwurf des Antisemitismus dient gleichsam als innen- und außenpolitisches Herrschaftsinstrument, u.a. in Deutschland und in Israel. Der Vortrag und die anschließende Diskussion fand am 09.07.2024 an der Universität Kassel statt, Moshe Zuckermann wurde online aus Tel Aviv dazu geschaltet.

Sprache (Ton)
Deutsch
Laufzeit
1h 28min 48s
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Erstellt: 23.06.2025 - 15:02  |  Geändert: 07.07.2025 - 08:57

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Der israelisch-iranische Krieg begann am 13. Juni 2025 mit israelischen Angriffen auf die Islamische Republik Iran unter dem Codenamen Operation „Rising Lion“. Die Angriffe der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) und des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad richteten sich gegen Anlagen des iranischen Atomprogramms, militärische Einrichtungen im Iran sowie gegen hochrangige Kommandeure der iranischen Militärführung und iranische Kernphysiker. Der Iran begann noch am selben Tag mit Luftangriffen gegen Israel.

Wikipedia (DE): Israelisch-iranischer Krieg  |  Wikipedia (DE): Operation Rising Lion

Antisemitismus ist eine der verruchtesten Formen moderner Ideologien. Diese Behauptung bedarf heutzutage keines Nachweises mehr, zu katastrophal waren seine Auswirkungen, als dass sie in Abrede gestellt werden könnte. Die Ächtung von Antisemitismus ist ohne jeden Zweifel eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Problematisch und kontraproduktiv wird es dort, wo ein vermeintlich kritischer Diskurs in herrschaftliches Bekenntnis umschlägt, wo Anti-Antisemitismus politisch missbraucht wird, wo sich eine vermeintlich kritisch auftretende Rezeption als ideologisch entpuppt. Wenn beispielsweise Gegner der israelischen Vertreibungs- und Kriegspolitik wie Ilan Pappe oder Kritiker einer von ihnen identifizierten "Holocaust-Industrie" wie Norman Finkelstein unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den Antisemitismus Auftritts- und Diskussionsverbote erhalten, ist das eine demokratiepolitisch gefährliche Entwicklung. Mehr noch: Der Vorwurf des Antisemitismus dient israelischen Lobbies als Instrument, ihre Gegner mundtot zu machen, notwendige Debatten im Keim zu ersticken. Moshe Zuckermann wagt eine Analyse dieser Entwicklung.