Journalisten-Morde in Gaza – die BILD sollte sich schämen
Am Sonntag starben sechs Journalisten bei einem gezielten Angriff auf ein Journalistenzelt in Gaza-Stadt. Darunter der prominente Al-Jazeera-Korrespondent und Pulitzerpreisträger Anas al-Sharif. Gezielt Journalisten zu ermorden, ist ein schweres Kriegsverbrechen, die Kritik an Israels Kriegsführung fällt dementsprechend hart aus. Eine Ausnahme macht dabei einmal mehr die deutsche BILD-Zeitung, die ihren ermordeten Al-Jazeera-Kollegen kurzerhand zum „Terroristen“ erklärte und dabei die von Journalistenverbänden und der UNO kritisierte israelische Taktik, kritische Journalisten als „Terroristen“ für vogelfrei zu erklären, eins zu eins übernimmt. Die „Kollegen“ von der BILD sollten sich schämen, wenn sie noch einen kläglichen Rest von Berufsehre in sich tragen.
Anas al-Sharif wurde 28 Jahre alt. Er war einer der letzten Korrespondenten, die noch regelmäßig aus Gaza berichtet haben. Der Al-Jazeera-Journalist, der selbst im Flüchtlingslager von Dschabaliya geboren wurde, war sicher nicht das, was man in deutschen Journalistenschulen als neutralen Beobachter bezeichnen würde. Al-Sharif verstand sich selbst als Stimme der Palästinenser in Gaza und als solche war er spätestens seit Beginn der israelischen Bombardierungen vor allem ein Chronist des Schreckens, der das unbeschreibliche Leid und den tausendfachen Tod, den die israelische Kriegsführung für die Menschen vor Ort mit sich brachte, einer weltweiten Öffentlichkeit zugänglich machte. Damit erfüllte al-Sharif eine ungemein wichtige Aufgabe, da Israel keine Journalisten – egal welcher Herkunft – in den Gazastreifen hineinlässt und die wenigen – meist palästinensischen – Journalisten vor Ort immer wieder mit Vorsatz und oft gezielt tötet. Von den 253 getöteten und ermordeten Journalisten in Gaza, die in der Wikipedia aufgezählt sind, sind ganze 234 Palästinenser; nur vier sind Israelis, die von der Hamas bei den Angriffen am 7. Oktober 2023 ermordet wurden. Was in Gaza passiert, soll offenbar in Gaza bleiben und nicht die öffentliche Meinung in Israel oder anderen Staaten „verunsichern“.
Je nach Quelle wurden mehr als 230 Journalisten in den letzten beiden Jahren im Gazakrieg vom israelischen Militär getötet – das ist mehr als in beiden Weltkriegen, dem Vietnamkrieg und den Kriegen in Jugoslawien und Afghanistan zusammen! Seit Beginn des Krieges führt Israel nicht nur einen Krieg gegen die Zivilbevölkerung, sondern auch gegen die Journalisten, die vor Ort über die Folgen der Kriegsführung berichten... Von Jens Berger. Nachdenkseiten 12.08.2025