Nordirland zwischen Krieg und Frieden. Der gescheiterte Aufbau nach der Niederlage der IRA. Von Liam Ó Ruairc

Die Nordirland-Frage war der größte Stolperstein während der Brexit-Verhandlungen. Mit dem im Jahr 1998 unterzeichneten Karfreitagsabkommen wurden die Grenzposten zwischen der Republik Irland und Nordirland geräumt, nach dem Brexit könnten sie wieder aufgestellt werden. Das Abkommen beendete offiziell den 30-jährigen Bürgerkrieg, der über 3500 Menschen das Leben kostete.

Dass die Gründe für ein Wiedererstarken radikaler Kräfte, sowohl auf irisch-republikanischer als auch auf pro-britischer Seite, nicht im Brexit, sondern im Scheitern des Friedensvertrags liegen, erläutert der Belfaster Autor Ó Ruairc in seinem neuen Buch. Für ihn hat die „Befriedung“ durch das Karfreitagsabkommen die grundlegenden Probleme der Region nicht gelöst.

ISBN 978-3-85371-470-6     19,90 €  Portofrei     Bestellen

Es blieb bei der sektiererischen Teilung zwischen Protestanten und Katholiken und der Festschreibung einer Provinz Nordirland als Symbol des Machterhalts des Vereinigten Königreiches. Die Präsenz der britischen Armee zeigt dies deutlich. Dazu kommt eine katastrophale wirtschaftliche und soziale Lage.

Ó Ruairc führt durch die Geschichte der Region und beginnt mit der Teilung der Insel im Jahr 1920. Gegen die Benachteiligung der katholischen Minderheit bildete sich Ende der 1960er-Jahre eine Bürgerrechtsbewegung, deren blutige Niederschlagung zum bewaffneten Kampf der IRA auf der einen Seite und der britischen Armee und den loyalistischen Paramilitärs auf der anderen Seite führte.

Mit der Niederlage der IRA wurde der irisch-republikanische Kampf umgedeutet, weg vom Ziel einer vereinten sozialistischen Republik hin zum Bemühen um eine politische Teilhabe. Die Trennungen vor Ort blieben aufrecht bzw. verstärkten sich sogar. Während zur Zeit des Abkommens 22 Mauern protestantische und katholische Viertel voneinander trennten, stehen mittlerweile 88 dieser „Friedenslinien“ sinnbildlich für die Spaltung der Gesellschaft.

Die einstige Industriegegend ist heute einer der ärmsten Teile Europas, die Jugendarbeitslosigkeit explodiert. Nordirland ist auf dem Weg, eine gescheiterte Region zu werden.

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Die IRA auf Wikipedia

Gesetz der Teilung. Vor 100 Jahren wurde mit dem »Government of Ireland Act« die Spaltung Irlands festgeschrieben. Über die Vorgeschichte und den Kampf um die Unabhängigkeit der Insel. Von Dieter Reinisch → junge Welt 23.12.2020

Der Autor:

Liam Ó Ruairc, geboren 1975 in Belfast, studierte Politikwissenschaften an der dortigen Queen‘s University und war Redaktionsmitglied der Zeitschriften Fourthwrite und The Blanket. Er gilt als einer der besten Kenner der modernen irisch-republikanischen Bewegung.

 

Erstellt: 28.03.2020 - 09:04  |  Geändert: 28.08.2021 - 12:03

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