Seepferdchen sind ausverkauft. Von Constanze Spengler. Rezension von Britta Kiersch

REZENSION
Seepferdchen sind ausverkauft. Von Constanze Spengler  Moritz Verlag ISBN 978-3-89565-391-9

„Wenn du ein Haustier hättest“, sagt Papa langsam, „würdest du dann ganz leise mit ihm spielen und mich nicht stören, bis ich mit der Arbeit fertig bin?“

Nachdem heutzutage immer mehr Menschen einen Teil ihrer Arbeit zu Hause erledigen, gibt es unter ihnen sicher viele, die sich in Mikas Vater wiedererkennen können. Der kleine Mika hat ja eigentlich nur ein paar Mal gefragt, wie lange sein Vater noch mit seiner Arbeit beschäftigt sein wird, denn er hatte ihm ja versprochen, an diesem Tag mit ihm zum Badesee zu fahren. Und ein Haustier hatte er ihm bisher nie erlaubt. Doch jetzt hofft er, dass Mika ihn dann in Ruhe weiter arbeiten lässt und Mika darf mit Papas Portemonnaie zum Zooladen gleich um die Ecke gehen, um ein Haustier zu kaufen. Dort entscheidet er sich für eine Wüstenrennmaus. „Natürlich darf das Kind eine Maus haben!“, ruft sein Vater ins Telefon, als der skeptische Mann aus dem Zooladen bei ihm anruft.

Der Käfig wird im Wohnzimmer aufgestellt und weil es der Maus so viel Spaß macht, baut Mika den ganzen Nachmittag lang viele Tunnel und Verstecke für sie. Aber am nächsten Morgen ist sie unauffindbar. Mika soll im Zooladen fragen, wie er die Maus wiederfinden kann. Dort haben sie Hundewelpen bekommen und mit ihrer feinen Nase können Hunde alles aufspüren. Also kauft Mika einen Hund und der findet die Maus ganz schnell. Danach spielen sie den ganzen Nachmittag wunderbar zu dritt. In der Nacht macht der Hund eine Pfütze ins Bad, er hat offensichtlich Mikas Kloerklärungen nicht verstanden. „Er ist ja auch noch fast ein Baby.“ Aber Mika hat eine gute Idee: Aus dem Zooladen holt er einen Seehund, der ist schon groß und kann im Badezimmer wohnen und aufpassen, dass alle richtig aufs Klo gehen.

So vergehen die Tage und Mika versammelt immer mehr Tiere in der Wohnung, mit denen er sehr viel Spaß hat, während sein Vater in aller Ruhe seiner Arbeit nachgehen kann. Am Sonntag - als Mikas Vater um halb elf endlich aufgestanden ist – verkündet er: „Ich hab die ganze Nacht gearbeitet, aber jetzt bin ich fertig. Heute können wir endlich zum Badesee fahren.“ „Aber nur, wenn die Tiere auch mitdürfen!“, antwortet Mika. „Welche Tiere?“, fragt Papa. Dann sieht er sich in der Küche um …

Zwei Besonderheiten sind mir an diesem farbenfrohen Bilderbuch besonders aufgefallen: Es gibt keine Mutter in der Geschichte - Vater und Sohn kommen gut zu zweit klar - und dieses beeindruckende Vertrauen, dass der Vater in seinen Sohn hat. Mikas Vater ist wohl das, was man unter tiefenentspannt verbuchen kann. Er braucht seine Ruhe für die Arbeit und ist deshalb bereit für Kompromisse. Mika nutzt den Spielraum, der ihm gewährt wird und findet eigenständig (das wird ja auch von ihm erwartet) Lösungen für auftretende Schwierigkeiten. Dass der Weg von einem Haustier zu einer unorthodoxen Herde so kurz ist, hat sein Vater wahrscheinlich nicht gedacht, aber er ist flexibel und außerdem tierlieb…

Für ihre beiden großartigen Bücher über den Hirschkäfer-Grill hat Constanze Spengler bereits meine ganze Hochachtung und auch für dieses Buch hat sie treffend und dem Text entsprechend sehr humorvoll Illustriert.

Sarah Jäger hat ein ausgezeichnetes Buch geschrieben. Und zitieren möchte ich den letzten Satz, der so großartig zusammenfasst, um was es der Autorin geht: „Man muss doch mal weit gucken … das braucht man doch mal.“

Britta Kiersch

Seepferdchen sind ausverkauft. Von Constanze Spengler

 

Erstellt: 06.03.2020 - 16:47  |  Geändert: 16.03.2020 - 13:05