Moravagine. Von Blaise Cendrars

"Moravagine" ist ein faszinierend beunruhigendes Werk und führt ins Zentrum der künstlerischen Moderne des 20. Jahrhunderts. Aber "Moravagine" ist auch immer noch, 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, ein eher verborgenes Buch. Dieser Krieg ist noch nicht vorbei, als 1917 Cendrars in einem Brief an Jean Cocteau seinen Plan annonciert: "Ich sage Dir, ein Monster..." Und was zeitgemäß "Das Ende der Welt" heißen sollte, erscheint endlich 1926 als "Moravagine": Es ist der Name eines Amokläufers, eines Triebwesens, in dessen Name sich der Tod (la mort) und das Gebärende (le vagin) zwittrig vereinen. Moravagine, mehr Phänomen denn Person, ist ein Nomade seiner Wunschtriebe, eine Figur des Bösen, die die Ausschweifungen des Wahnsinns lebt, ein an der Sinnlosigkeit Verzweifelnder. Moravagine, so heißt der ungarische Adlige, der mit Unterstützung eines Arztes, des Erzählers Raymond, das Sanatorium Waldensee verlässt und mit ihm auf eine zehnjährige Reise geht: über Berlin in den russischen Revolutionsterrorismus, mit dem Schiff nach New York und weiter auf Goldsuche bis zu den Indianern , eine Flucht zum südamerikanischen Orinoko und zurück nach Paris, zu einem Flug um die Welt und in den Morphinismus.

ISBN 978-3-8477-0352-5     38,00 €  Portofrei     Bestellen

Wir kennen von Blaise Cendrars (1887-1961) Gedichte, Romane und Erinnerungen, Filmszenarios, Reportagen und Essays. Geprägt vom Ersten Weltkrieg und der eigenen Verletzung - der in Paris lebende Westschweizer Blaise Cendrars meldete sich 1914 als Freiwilliger bei der französischen Fremdenlegion -, ist Blaise Cendrars' "Moravagine" eine literarische Selbsterkundung, in der Leben und Literatur sich nicht mehr trennen lassen.

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Leseprobe des Verlags

Jenseits von Gut und Böse. Blaise Cendrars „Moravagine“ erliegt der Faszination seines Protagonisten. Rezension von Linda Maeding → literaturkritik 10/2014

»Kunstvoll verspielt und absolut moralfrei.« Blaise Cendrars war ein genialer Haudegen, bereiste schon mit 16 die ganze Welt, ein Abenteurer, der als Fremdenlegionär den rechten Arm verlor, der experimentelle Filme machte und seine innovativen Gedichte selbst druckte, der etwa 40 Bücher schrieb und es fertigbrachte, von einer blutrünstig-reißerischen Szene in eine berührende Naturbeschreibung zu wechseln. Nun ist in der ›Anderen Bibliothek‹ sein starker Roman »Moravagine« neu herausgekommen und hat Martin Lüdke beeindruckt. → Faustkultur ohne Datum

Monster im Spiegel. Muss man Blaise Cendrars’ Roman „Moravagine“ lesen? Unbedingt, sagt der Schriftsteller Oleg Jurjew: Das Buch ist einer der wichtigsten Spiegel, die der Europäer von heute vor die Augen bekommen kann. → FR 20.08.2014

→ Das Buch auf Wikipedia

 

Erstellt: 09.11.2019 - 07:53  |  Geändert: 02.12.2020 - 17:57