Ignoranz als Staatsschutz? Von Max Frisch

Ignoranz als Staatsschutz? Von Max FrischIn seinem letzten Typoskript verarbeitete Max Frisch auf sehr persönliche Art und in einer für ihn typischen literarischen Form jenen Skandal, der die Schweiz 1989/1990 erschütterte: Fast eine Million Einwohner war während des Kalten Krieges vom schweizerischen Staatsschutz observiert worden.

ISBN 978-3-518-42490-2      20,00 €  Portofrei       Bestellen

Auf individuell angelegten Karteikarten oder "Fichen" hatte die Bundesanwaltschaft eine eigene Verdachtschronik produziert, deren grotesk banaler Charakter den Skandal nur verstärkte.

Frischs Arbeit an der eigenen Akte fand 1990 statt, im Vorfeld der umstrittenen 700 Jahrfeier der Eidgenossenschaft. Fast ein halbes Jahrhundert nach "Stiller" sah sich Frisch gezwungen, die Frage nach dem Verhältnis von Lebensgeschichten und Identität nochmals aufzunehmen. Er rückte dem Strandgut des analogen Überwachungsapparates mit Schere, Tacker und Schreibmaschine auf den Leib. Die dabei entstandene Collage ist die erschütternde Abrechnung mit der Ignoranz, nicht nur des Staatsschutzes. Und damit erweist sie sich als eminnent aktuell. Sie wird hier zum ersten Mal veröffentlicht.

Mehr Infos...

Wie Staatsschutz-Akten zum Protest-Akt werden Biografie – kein Spiel, sondern bornierter Behördenernst: Kurz vor seinem Tod empört sich Max Frisch über seine Staatsschutz-Akten. Und kommentiert sie, ironisch, sarkastisch und verbissen. → Welt 25.10.2015

Max Frischs letztes Werk Was seinen Überwachern entgangen. ist Ein Staat bespitzelt seinen berühmtesten Autor. Und der, immer schon besessen davon, was Identität ist, ärgert sich über Fehler in seiner Akte. Ein Gespräch mit dem Herausgeber von Max Frischs „Ignoranz als Staatsschutz?“ von Andreas Bernard → FAZ 06.10.2015

Max Frisch kommentiert seine Fiche Staatsschutz ahoi! Als Max Frisch im Sommer 1990 seine Staatsschutz-Akte erhielt, collagierte er daraus ein letztes Werk. Die Fiche mit seinen Kommentaren ist nun erschienen. → NZZ 03.10.2015

"Ignoranz als Staatsschutz" Wie die Schweiz Max Frisch bespitzelte Als unermüdlicher Beobachter und Kritiker in einem durchaus patriotischen Sinn äußerte sich Max Frisch zeitlebens über seine Heimat. Vielen galt er als politisches Vorbild und Vordenker, und sein Werk wurde mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft. Doch die offizielle Schweiz traute ihm - ungeachtet aller Ehrungen - nie so ganz. Als Frisch seine Fiche, seine Kartei, erhielt, das letzte offizielle Dokument der Schweiz über ihn, verschlug es ihm, dem Wortgewaltigen, buchstäblich die Sprache. → 3sat Kulturzeit

 

Erstellt: 13.10.2015 - 09:17  |  Geändert: 02.12.2020 - 18:02

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