Die grausame Lust
Sadomasochismus als Ideologie

Popmusik, Werbung, Mode und Kulturbetrieb sind voll von Symbolen und Szenarien der grausamen Lust. Wann immer eine Hure dargestellt wird, ist es eine strafende Domina und das Geschäft mit Handschellen, Knebeln und Peitschen boomt. Akademiker und Intellektuelle sprechen ehrfürchtig von den Nachtseiten der Sexualität. Ulrike Heider geht in diesem Buch Philosophien und Ideologien auf den Grund, die sich um das Phänomen Sadomasochismus ranken.

ISBN 978-3-89657-033-8 19,80 € Portofrei Bestellen

Ihr Buch ist eine kritische und aufklärerische Erwiderung auf den erotischen Irrationalismus von Philosophen und Literaten wie dem Marquis de Sade, seinem Schüler Georges Bataille und seiner Schülerin Pauline Rèage, Verfasserin der Geschichte der O. Kritik erfahren auch der Vordenker der Postmoderne Michel Foucault, die Bestsellerautorin Erika Leonard und die Queer-Ikone Paul B. Preciado.

Als wiederkehrende Merkmale der Ideologien zu der mit Gewalt gepaarten Lust erkennt die Autorin meist unverblümte Misanthropie, autoritäres pädagogisches Konzept, blasphemisch getarntes Religionsbedürfnis und der Komplex von Schuld und Sühne. Schmerzen und Erniedrigungen dienen als Strafen wie einst im Mittelalter und die Erotik steht ganz im Bann ihres Verbots.

Die Befreiung der Sexualität unter unfreien, d.h. kapitalistischen Bedingungen war und ist das Gegenteil einer sexuellen Revolution im emanzipatorischen Sinn, die nie stattgefunden hat. Sie befördert heute ein Bild von der körperlichen Liebe, das von den schlimmsten Merkmalen der Gesellschaft, in der wir leben, geprägt ist, von Ungleichheit und Konkurrenz, von Macht, Ohnmacht und Machtkämpfen bis hin zum Krieg.

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe beim Verlag (PDF)

Ulrike Heider: »Sexualität spielte eine große Rolle« - Die Autorin Ulrike Heider über Sadomasochismus in der Linken, Joschka Fischer und die Kämpfe von 1968. [Interview] Mit Peter Nowak → nd 02.05.2023

»Die menschliche Sexualität ist grundsätzlich weder gut noch schlecht« - Von Marquis de Sade zur Verhandlungsmoral: In ihrem Buch »Die grausame Lust« erzählt Ulrike Heider die Geschichte des Sadomasochismus ideologiekritisch nach. Im Interview mit der »Jungle World« spricht die Autorin über linke Bewunderer von de Sade, die SM-Subkultur und über die Frage nach der Natur der Sexualität. [Interview] Von Marco Kammholz → jungle.world 16.02.2023

Pressestimmen:

Sadomaso: Erziehung zur Unfreiheit - In »Die grausame Lust« untersucht Ulrike Heider die Versprechen des Sadomasochismus. Ulrike Heider betrachtet das sexuelle Begehren im Spiegel der gesellschaftlichen Maskerade wie einst Marcel Proust in »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«. Während Proust literarisch seziert, geht Ulrike Heider ideologiekritisch vor. In ihrem Essay »Die grausame Lust« betrachtet Heider die Jahrzehnte von den 60er Jahren bis heute. Der aktuelle sadomasochistische Trend beginnt ihrer Ansicht nach in den 80er Jahren – als Begleiterscheinung des neuen Konservatismus. Von Elfriede Müller nd 26.04.2023

Ulrike Heider: Die grausame Lust - (...) „Dass Sadomasochisten, die einvernehmlich handeln, nicht diskriminiert werden dürfen, sondern auch akzeptiert und geschützt werden müssen, schien mir selbstverständlich. Die Frage aber, warum die Vorstellung von einer mit Gewalt gepaarten Sexualität und die Nostalgie nach der Sklavenhaltergesellschaft so hartknäckig sind, trieb mich um“ (S. 12). (...) Ich hätte mir insgesamt etwas mehr Distanz und weniger Polemik gewünscht, denn einzelne Aspekte halte ich durchaus für diskussionswürdig. In der hier dargebotenen Form stösst sie aber Aktivist_innen der Szene sicherlich eher vor den Kopf. Von Maurice Schuhmann Kultur und Politik 24. 03. 2023

Wer nicht hören muss, will fühlen - Lehrreich und unerfreulich: Ulrike Heider deutet in ihrer pointierten Studie „Die grausame Lust“ den Sadomasochismus als Teil einer kapitalistischen Unkultur. Von Micha BrumlikFrankfurter Rundschau 23.01.2023

«... ein schönes und prägnant geschriebenes Buch, dessen Lektüre nicht nur interessierten Laien und Kulturwissenschaftlern ans Herz zú legten ist, sondern insbesondere auch Sexualtherapeuten.» Florian G. Mildenberger, «Sexuologie» 30 (1-2) 2023

«‹Die grausame Lust› erinnert daran, dass die falsche Gesellschaft menschenfeindliche Tendenzen unablässig hervor bringt; dass diese Tendenzen sich in immer neue ideologische Gewänder kleiden und daher auch kein linkes, feministisches oder sonstwie progressives Selbstverständnis gegen sie gefeit ist...» Oliver Schott in «konkret», 4/2023

Die Autorin:

Ulrike Heider, Jg. 1947, wuchs in Frankfurt/Main auf, beteiligte sich dort an der Studentenbewegung und war in den 1970er-Jahren Hausbesetzerin. 1978 promovierte sie an der Universität Frankfurt als Politologin. Von 1976 bis 1982 lehrte sie an den Universitäten von Frankfurt und Kassel. Seit 1982 arbeitet sie als freie Schriftstellerin und Journalistin. 1988 übersiedelte sie nach New York und war dort Visiting Scholar an der Columbia University. Seit 2012 lebt sie in Berlin. Sie schrieb Bücher, Essays und Radiosendungen zu den Themen, Schüler- und Studentenbewegung, Anarchismus, afroamerikanische Politik und Sexualität, zum Beispiel: «Der Schwule und der Spießer. Provokation, Sex und Poesie in der Schwulenbewegung», Männerschwarm, Berlin, 2019, «Vögeln ist schön – Die Sexrevolte von 1968 und was von ihr bleibt», Rotbuch, Berlin 2014 und «Schwarzer Zorn und weiße Angst. Reisen durch Afroamerika », Fischer, Frankfurt am Main, 1996

Autoren

Erstellt: 02.08.2024 - 08:22  |  Geändert: 02.08.2024 - 08:51