Kerstin ist goldrichtig. Von Helena Hedlund. Rezension von Britta Kiersch
Kerstin ist goldrichtig. Von Helena Hedlund Woow Verlag ISBN 978-3-96177-086-1
Die Auszeichnung mit den Luchs des Monats Februar 2022 unterstreicht zu Recht die Qualität dieses Kinderbuchs über die 7-jährige Kerstin, die sich in einem Netz aus Lügen verstrickt und dadurch mit großem seelischem Druck zu kämpfen hat.
Kerstin liebt alles Goldene und hat bereits eine kleine Sammlung glänzender Fundstücke zusammengetragen. In der Schule findet sie einen goldenen Ring und behält ihn. Als die Lehrerin am nächsten Tag die Kinder bitten, nach ihrem verlorenen Ehering Ausschau zu halten, schafft Kerstin es nicht, die Wahrheit zu sagen. Sie schämt sich, dass sie sich nicht gleich nach dem Fund gemeldet hat, jetzt ist es doch irgendwie zu spät.
Kerstin verbringt viel Zeit mit Fatima aus ihrer Klasse, obwohl sie sich oft mit ihr langweilt, aber auch hier schafft sie es nicht, zu sagen, was wirklich ist, was sie wirklich denkt und möchte. Als in ein altes leerstehendes Haus in Kerstins Dorf Gunnar und seine Mutter einziehen, freundet sie sich mit dem Jungen an. Gunnar liebt ebenfalls goldene Sachen und die beiden bündeln ihre Sammlung in einem neuen Geheimversteck. Kerstin vertraut Gunnar irgendwann ihr großes Geheimnis mit dem Ring an, dann ist sie zumindest mit dem Schrecklichen nicht mehr ganz allein und hofft weiter, dass es nicht herauskommt. Immer wieder muss sie lügen und die Situation läuft mehr und mehr aus dem Ruder.
Diese Geschichte aus dem Schwedischen wartet mit einer unorthodoxen Lösung auf. Kerstin kommt relativ glimpflich aus der Geschichte heraus und das ist gut so, denn sie ist in meinen Augen durch ihre Ängste und Sorgen gestraft genug. Es gefällt mir außerdem, dass Kerstins Eltern nicht mit dem riesigen moralischen Zeigefinger über ihre Tochter herfallen, als sie von der Sache erfahren, sondern offen sind für einen anderen als den „klassisch-moralischen“ Weg und in erster Linie versuchen, ihr Kind zu verstehen. Natürlich bringen sie zum Ausdruck, dass Kerstins Verhalten falsch war und unterstreichen damit Kerstins Empfindungen, denn sie hat sich ja ohnehin die ganze Zeit schrecklich gefühlt, wusste nur keinen richtigen Ausweg. Aber jetzt sind sie für ihr Kind da und gemeinsam können sie die Situation lösen und die Probleme aus der Welt schaffen.
Eine Geschichte, die Mut macht eigene Wege zu gehen und ein Kind, das überzeugend echt, unperfekt und ungeschönt dargestellt wird.
Erstellt: 10.03.2022 - 06:33 | Geändert: 02.07.2022 - 06:58