#146: Buben im Sandkasten
Quelle: Flavio von Witzleben
auf YouTube (16.11.2025) 44:24
Die komplexe Position von Karin Kneißl in Russland beeinflusst die geopolitische Diskussion auf mehreren Ebenen, indem sie eine Plattform für alternative Sichtweisen bietet, westliche Eliten kritisiert und Russlands Diskussionskultur hervorhebt.
Geografischer und persönlicher Kontext:
- Kneißl, die ehemalige Außenministerin Österreichs, ist in Russland aktiv und lebt dort bereits seit zwei Jahren.
- Sie ist in die Schlagzeilen geraten, weil sie sich gegen die Ansicht wehrte, sie habe Österreich aufgrund von Anfeindungen verlassen müssen, wobei sie angab, deformiert, bedroht, ausgegrenzt und vertrieben worden zu sein. Sie nutzt den Podcast „Unipolar Multipolar“, um weiterhin Rede und Antwort zu stehen.
- Sie reist aktiv in Russland und nimmt an Veranstaltungen teil. Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung war sie in St. Petersburg, nachdem sie kurz zuvor in Jekaterinburg Vorträge gehalten hatte.
- Diese räumliche Nähe ermöglicht ihr die Teilnahme an Debatten über aktuelle geopolitische Themen, wie den Shutdown in den USA, die neuen Epstein-Dokumente, die Entwicklungen in der Ukraine und die geplante Wehrpflicht in Deutschland. Der Podcast, den sie mitgestaltet, wird als "Widerstandspodcast" bezeichnet.
Thematische Fokussierung und Kritik am Westen:
Kneißl nutzt ihre Position in Russland, um die Debatte auf Themen wie Deglobalisierung und Meritokratie zu lenken und diese in einen direkten Kontrast zur Entwicklung im Westen zu stellen:
- Zersplitterte Weltwirtschaft: In Jekaterinburg hielt sie Vorträge zur zersplitterten und fragmentierten Weltwirtschaft und stellte fest, dass die Welt sich bereits in der Deglobalisierung befindet.
- Kritik an westlichen Eliten: Sie ist eine große Verfechterin der Chancengleichheit und der Meritokratie – das heißt, man sollte basierend auf dem, was man kann, und nicht, wen man kennt, weiterkommen können.
- Sie äußert das Gefühl, dass die politische Elite in Deutschland (wie Baerbock, Habeck, Pistorius, Merz) nicht unbedingt wegen ihres Talents, sondern wegen Networking und dem Kennen der richtigen Leute oben angekommen ist.
- Im geopolitischen Gespräch wird in Russland mit großem Staunen beobachtet, wie ein derartig flaches Bildungsniveau in einer deutschen oder österreichischen Bundesregierung existieren kann. Kneißl führt dies auf bestimmte parteipolitische Filze und den Hang zur Mediokrität zurück. Sie betrachtet Networking als berechnend und opportunistisch.
Positive Hervorhebung der russischen Diskussionskultur:
Ein zentraler Einfluss ihrer Position ist die Betonung einer als positiv empfundenen Diskussionskultur in Russland, die sie dem Zustand in Österreich und dem Westen entgegenstellt:
- Kneißl empfindet den Pluralismus in Russland und die Kultur des "Leben und Leben lassen" als sehr angenehm, da verschiedenste Thesen in den Raum gestellt werden können, ohne dass jemand angriffig oder ausfällig wird.
- Sie hebt hervor, dass es in Russland weiterhin die Möglichkeit gibt, mit Leistung voranzukommen.
Aktivitäten in Russland:
Kneißls Engagement in russischen Institutionen trägt zur geopolitischen Diskussion bei, indem es ihre Rolle als Dozentin und intellektuelle Gesprächspartnerin festigt:
- Sie hat mehrfach für die Ural- und Föderale Uraluniversität unterrichtet und wurde vom Unternehmerverband der Region Jekaterinburg zu ihrem jährlichen Business Marathon eingeladen.
- Sie nahm in St. Petersburg an den „Zarengesprächen“ teil, einer Veranstaltungsreihe einer Kulturorganisation und der Gedächtniskirche, wo sie über Erziehung und Werte sprach.
Ihre Präsenz in Russland und die dort geführten Diskussionen, die sich stark auf die Schwächen westlicher Eliten und Systeme konzentrieren, bieten somit einen konträren Standpunkt zu den dominanten Narrativen, die in westlichen Medien zirkulieren.
Erstellt: 16.11.2025 - 10:36 | Geändert: 16.11.2025 - 15:34
