24.09.2025

Gefährliche Nähe: Journalisten und der BND | NDR

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Journalisten als Agenten? Was nach dem Plot eines Hollywood-Films klingt, war vor nicht allzu vielen Jahren in Deutschland Realität. In mehreren Fällen haben Journalisten mit dem Bundesnachrichtendienst zusammengearbeitet. Vor allem investigativ arbeitende Journalisten nutzen regelmäßig auch Informationen von Geheimdiensten. Doch eine zu starke Nähe gefährdet die Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit von Medienschaffenden. 2006 wurde im sogenannten "Schäfer-Bericht" aufgedeckt, dass einige Journalisten sogar Kollegen bespitzelt hatten. Auch der BND selbst geriet ins Kreuzfeuer: der Nachrichtendienst hatte Journalisten in Deutschland umfangreich überwacht und ausgespäht.

Für die Dokumentation hat ZAPP-Reporterin Lea Eichhorn zentrale Akteure getroffen: Wilhelm Dietl, der neben seiner Arbeit als Journalist gleichzeitig elf Jahre lang im Geheimen für den BND gearbeitet hat. Den Autor Erich Schmidt-Eenboom, der über die Zusammenarbeit zwischen BND und Journalisten geschrieben hat und irgendwann und irgendwann selbst ins Visier des Auslandsgeheimdienstes geraten ist. Sowie den Investigativ-Chef des Business-Insider, Lars Petersen, der von Treffen mit dem BND erzählt und den freien Journalisten und Kommunikationsforscher Daniel Moßbrucker, der sich dem Thema in seiner Doktorarbeit widmet.

Die zentrale Frage: Wie nah dürfen Journalisten Geheimdiensten kommen, ohne ihre Glaubwürdigkeit und die unabhängige Berichterstattung zu gefährden?

00:00 Intro 
00:59 Wilhelm Dietl und der BND - Teil 1 
06:04 Der BND und Journalisten: “Ehmkes Liste” 
09:16 Erich Schmidt-Eenboom: Das schmutzige Angebot 
10:02 Besuch beim Bundesnachrichtendienst 
11:31 Investigativjournalist Lars Petersen 
13:23 Warum werden Journalisten zu Agenten? 
15:20 Vom BND ausgespäht 
17:46 Der “Schäfer-Bericht” 
19:03 Andreas Förster geht an die Öffentlichkeit 
21:16 Wilhelm Dietl und der BND - Teil 2 
25:27 Der BND im Kreuzfeuer 
26:52 Wie sieht es heute aus? 


 

Sprache (Ton)
Deutsch
Laufzeit
28min 31s

Erstellt: 27.09.2025 - 17:52  |  Geändert: 27.09.2025 - 18:11

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Der so genannte Journalisten-Skandal des Bundesnachrichtendienstes (BND) basiert auf der im Jahre 2005 in der Bundesrepublik Deutschland publik gewordenen Überwachung verschiedener, auch kritisch über den Geheimdienst berichtender, Journalisten in der Zeit von 1993 bis mindestens 1998.

Die Angelegenheit kam dadurch ans Tageslicht, dass einer der Betroffenen, der Publizist und Leiter des Weilheimer Friedensinstituts Erich Schmidt-Eenboom, sich im Juni 2005 an den BND wandte, um Aufklärung über seine Bespitzelung zu erhalten. Schmidt-Eenboom war durch eigene Recherchen auf die Überwachung gestoßen und einer seiner Bewacher hatte sich ihm offenbart. Im Juli 2005 habe er darauf zunächst von einem Beamten des BND offiziell erfahren, dass „sein Büro im Jahre 1994 durch eine Videokamera überwacht worden“ sei. Mittlerweile lägen ihm drei eidesstattliche Versicherungen früherer BND-Mitarbeiter über den Ablauf vor. Danach wurde das gesamte Weilheimer Friedensinstitut vom Kommando QC30 des BND videoüberwacht und alle Besucher identifiziert. 

Wikipedia (DE): Journalisten-Skandal

Gerhard Schäfer (* 18. Oktober 1937 in Stuttgart) war von 1989 bis 2002 Richter am Bundesgerichtshof. 

2006 führte ein Bericht, den Schäfer als Sachverständiger des Parlamentarischen Kontrollgremiums gem. § 2c PKGrG anfertigte, zum Bekanntwerden der Bespitzelung von Journalisten durch den Bundesnachrichtendienst. Am 30. Mai 2008 gab die Deutsche Telekom AG bekannt, dass Schäfer zur Aufklärung der Telekom-Bespitzelungsaffäre als Sachverständiger mit der Untersuchung des Sachverhalts beauftragt wurde. Im Jahr 2011 war Schäfer der Leiter der Untersuchungskommission, welche die Arbeit des Verfassungsschutzes und der Polizeibehörden im Kontext der Morde und Terroranschläge des rechtsextremen NSU untersucht hat

Wikipedia (DE): Gerhard Schäfer (Richter)

Wilhelm Dietl (* 13. September 1955 in Kötzting, Niederbayern) ist ein deutscher Journalist und Geheimdienst-Experte. Unter dem Decknamen „Dali“ bereiste er im Auftrag des BND die Länder des Nahen und Mittleren Ostens sowie Süd- und Zentralasiens und beschaffte dem BND so Daten zur militärischen Ausrüstung sowie zur politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der jeweiligen Länder. 1993 schied er aus dem BND aus. Nach seinen Insider-Veröffentlichungen zusammen mit Norbert Juretzko wurde Dietl vom BND observiert.[1] (sogenannte Journalistenaffäre) 

Wikipedia (DE): Wilhelm Dietl