Unbestritten ist die gesellschaftliche Linke in keinem guten Zustand. Der Zeitgeist weht inzwischen in der jüngeren Generation eher von rechts. Kein Grund zur Resignation, so die Autor*innen und Autoren in diesem Band, denn es gibt Gegenbewegungen.
Sozialismus ist immer noch erstens ein Programm gesellschaftlicher Aufklärung, mit dem diverse Denker*innen an den scheinbar unverrückbaren Fundamenten moderner kapitalistischer Gesellschaften rütteln. Zweitens erfordern die diversen Krisen die Ausarbeitung von Alternativen, um mehr soziale Gerechtigkeit durchzusetzen und schließlich zu einer Nachhaltigkeitsrevolution zu kommen.
🕊️Prof. Dr. Klaus Dörre: Sackgasse Kapitalismus und die sozialistische Nachhaltigkeitsrevolution🚀☮️
Quelle: Friedensregion Bodensee
auf YouTube (21.11.2023) 1:15:10
Vortragsaufzeichnung der Überlinger Friedenstage vom 27.10.2023🕊️
Naturzerstörung und Klimakatastrophe können nicht innerhalb des Systems aufgehalten werden, das sie hervorgebracht hat und immer noch hervorbringt. Die Strukturen des Kapitalismus – vor allem der dem Kapitalismus inhärente Akkumulations- und Wachstumszwang, der zu immer neuen Landnahmen führt -, treiben uns auf einen Abgrund zu.
Die Überwindung der ökonomisch-ökologischen Zangenkrise kann nur gelingen, wenn die ökologische mit der sozialen Frage zusammengedacht wird. Für die Verursachung von Naturverbrauch und klimaschädlichen Treibhausemissionen ist vor allem die sozioökonomische Ungleichheit innerhalb von Ländern verantwortlich. Weniger privater Konsum als Investitionen der Reichen treiben die ökologische Krise voran. Die Entscheidungsmacht ist in Deutschland bei 0.9% der Bevölkerung konzentriert.
Notwendig ist eine umfassende Demokratisierung der Wirtschaft. Demokratische Entscheidungen über Investitionen, Produktion und Distribution sind genauso nötig wie kollektive Eigentumsformen und eine demokratische Umverteilung zugunsten der Ärmsten und der Peripherie, um gesellschaftliche Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Eine neue internationale ökonomische Ordnung, die den Ländern des Südens nachhaltige Entwicklungschancen bietet, muss wie alle anderen Politikziele für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit durch transformatives Recht gestützt werden.
Es gibt nicht den einen Weg zu einem nachhaltigen Sozialismus. Strategiepluralismus ist notwendig. Das Neue entsteht in den Nischen des alten Systems. Systeme im Niedergang öffnen Gelegenheitsfenster, die kleinen Gruppen die Möglichkeit geben, Veränderungen durchzuführen. Druck von unten kann Eliten zu Verhaltensänderungen zwingen. Ein Drittel des weltweiten BIP wird bereits im Bereich genossenschaftlicher oder solidarischer Ökonomie erzeugt.
Erstellt: 23.09.2025 - 10:33 | Geändert: 23.09.2025 - 10:33