Räte in München
Anmerkungen zum Umsturz und zu den Räterepubliken 1918/19

Im November 1918 hatten sich die Repräsentanten eines längst überlebten Feudalismus in Baiern aus dem Staub gemacht. Arbeiterinnen und Arbeiter, Soldaten und Bauern hofften, dass nun die neue Zeit ihnen nicht nur bürgerliche Freiheiten, sondern auch die Verbesserung ihrer trostlosen wirtschaftlichen Lage bringen werde. Eine Rätedemokratie jenseits der traditionellen Parteien sollte, anders als in einem formaldemokratischen Parlament, die direkte Einflussnahme auf die Gestaltung des Gemeinwesens garantieren.
Die Nutznießer der alten Zeit wollten zwar auf den König verzichten, nicht aber auf die Institutionen einer bürgerlichen Republik, in der sie ihre Privilegien behalten konnten. Am Ende setzten sie sich durch. Mit Geld, mit Lügen, Intrigen, mit einer gezielten Propaganda und zuletzt mit Waffengewalt.
Der Autor:
Günther Gerstenberg, ein Angehöriger der "68er Generation", ist Schriftsteller und Künster. Er lebt in München. In den 1980er Jahren war er an der Gründung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung beteiligt. Seit einem Jahrzehnt ist er u.a. Mitarbeiter an dem Projekt „Protest in München 1945 bis in die Gegenwart“. 2017 veröffentlichte er zusammen mit Cornelia Naumann im Verlag Edition AV eine Sammlung von Dokumenten und 2018 sein Buch "Der kurze Traum vom Frieden" über den Münchner Arbeiterstreik gegen den Krieg im Januar /Februar 1918.
Erstellt: 14.06.2024 - 12:14 | Geändert: 09.07.2024 - 10:56