Die Ballade des letzten Gastes. Das neue Buch des Literaturnobelpreisträgers. Von Peter Handke

Von einem anderen Erdteil kehrt Gregor zurück in die Heimat. Das »vormalige Vieldörferland« ist eine städtische Agglomeration geworden, vertraut und zum Verirren fremd zugleich. Auch die Familie hat sich verändert: Zwar wartet der Vater wie früher mit den Spielkarten, doch hat die Schwester überraschend einen Säugling auf dem Arm. Er, der große, ältere Bruder, soll der Taufpate des Kindes werden. Vom jüngeren Bruder Hans bleiben derweil nur die Todesnachricht, vom älteren der Familie verschwiegen, und Erinnerungen, zum Beispiel an den Unfall in den Brennesseln. Selbst der Obstgarten ist ein anderer geworden, noch immer an Ort und Stelle, aber längst nicht mehr zu retten. Es zieht ihn also in die Straßen und Gassen, ins Kino, ins Fußballstadion, in den Wald, und er geht und geht immer weiter.

ISBN 978-3-518-43154-2     24,00 €  Portofrei     Bestellen


In Peter Handkes neuem Buch durchdringen sich Gegenwart und Vergangenheit, scheint das eine ins andere zu kippen, steht alles »auf Messers Schneide«. Auf seinem Weg zurück zur Familie, durch einstmals bekannte Landschaften hält der Erzähler immer wieder inne, Kindheitserlebnisse werden wachgerufen, innere Stimmen treten ins Zwiegespräch. Was einmal war, hat sich unwiderruflich verändert - und bleibt dennoch vertraut.

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Leseprobe des Verlags

Nicht dunkel genug. Akt des Widerstands: Peter Handkes »Die Ballade des letzten Gastes« Von Gerd Schumann → junge Welt 06.12.2023

Der Letzte an der Bar. Peter Handkes wilde und freie Wanderer-Figuren bleiben faszinierend. In seinem melancholischen Spätwerk „Die Ballade des letzten Gastes“ ist aber auch herauszuhören, welchen Preis sie für ihr Leben bezahlen. Von Jan Wiele → FAZ 25.11.2023

Ein Fest für Philologen. Kurz vor seinem 81. Geburtstag legt Peter Handke einen längeren literarischen Text vor, in dem sich vieles aus seinem Werk noch einmal bündelt. "Die Ballade des letzten Gastes". Von Knut Cordsen → NDR 01.11.2023

Einmal mehr beweist sich der Literaturnobelpreisträger in seinem neuen Werk als messerscharfer, oft auch witziger Beobachter. Es ist der Trauergesang eines herumirrenden Einzelgängers, dem der Tod im Nacken sitzt. Ein tief sitzendes Trauma wird zum Ausgangspunkt einer traumartigen Erzählung um Familie, Verlust und Natur. dpa → FR 30.10.2023

Handke ist in der „Ballade des letzten Gastes“ ganz klassisch. Immer wieder taucht sein Jähzorn auf, direkt neben dem Wunsch nach Einsamkeit. Es ist ein virtuoses Spätwerk. Von Alexander Wasner → SWR2 27.10.2023

Weitere Pressestimmen:

»Es ist ein Text, in dem Peter Handke erneut zeigt, wozu seine radikal subjektive Literatur befähigt: mittels Sprache, mittels eines Erzählens, das sich an keiner Stelle aufplustert, in eine Bewegung zu kommen, in der Gegenwärtiges und Vergangenes, Grauen, Geheimnis und Glanz in ihrer fürchterlichen wie friedvollen Verflechtetheit spürbar werden.« ORF 01.12.2023
 
»... ein eindringliches Plädoyer für all die vielen unterprivilegierten Frauen, die im Stillen einfach ihr Leben meistern – ein Roman von hoher zeithistorischer Relevanz und literarischer Qualität.« ORF 01.12.2023
 
»Man bewundert an diesem bei aller Vertrautheit überraschenden, hakenschlagenden Buch abermals die große Unabhängigkeit des einsamen Wandersmannes ...« Jan Wiele Frankfurter Allgemeine Zeitung 25.11.2023
 
»... [eine] Heilsgeschichte für das elende Zeitalter der Sprachverschwendung und der unablässigen Vergesellschaftung. ... Es finden sich schöne Bilder der Weltverlorenheit in dieser Erzählung, aber auch kleine, mitunter heitere Utopien ...« Hilmar Klute Süddeutsche Zeitung 31.10.2023
 
»Es ist eine Hymne auf die Literatur, auf sich selbst, auf die Welt. Es ist ein großes Buch!« Ö1 Exlibris 12.11.2023
 
»Ein virtuoses Spätwerk.« Alexander Wasner SWR2
 

Der Autor:

Peter Handke wird am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich; der Vater, ein Deutscher, war in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten gekommen. Zwischen 1954 und 1959 besucht Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studiert er in Graz Jura. Im März 1966, Peter Handke hat sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen, erscheint sein erster Roman Die Hornissen. Im selben Jahr 1966 erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks Publikumsbeschimpfung in Frankfurt am Main in der Regie von Claus Peymann.

Seitdem hat er mehr als dreißig Erzählungen und Prosawerke verfasst, erinnert sei an: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970), Wunschloses Unglück (1972), Der kurze Brief zum langen Abschied (1972), Die linkshändige Frau (1976), Das Gewicht der Welt (1977), Langsame Heimkehr (1979), Die Lehre der Sainte-Victoire (1980), Der Chinese des Schmerzes (1983), Die Wiederholung (1986), Versuch über die Müdigkeit (1989), Versuch über die Jukebox (1990), Versuch über den geglückten Tag (1991), Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994), Der Bildverlust (2002), Die Morawische Nacht (2008), Der Große Fall (2011), Versuch über den Stillen Ort (2012), Versuch über den Pilznarren (2013).

Auf die Publikumsbeschimpfung 1966 folgt 1968, ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt, Kaspar. Von hier spannt sich der Bogen weiter über Der Ritt über den Bodensee 1971), Die Unvernünftigen sterben aus (1974), Über die Dörfer (1981), Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land (1990), Die Stunde da wir nichts voneinander wußten (1992), über den Untertagblues (2004) und Bis daß der Tag euch scheidet (2009) über das dramatische Epos Immer noch Sturm (2011) bis zum Sommerdialog Die schönen Tage von Aranjuez (2012) zu Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße (2016).

Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove (unter anderem Meine Freunde), René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy.

Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen (auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten) erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen.«

2019 wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Peter Handke auf Wikipedia

 

Erstellt: 06.12.2023 - 06:32  |  Geändert: 06.12.2023 - 06:44

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