Das Ende des Endes der Geschichte. Post-Politik, Anti-Politik und der Zerfall der liberalen Demokratie. Von Alex Hochuli, George Hoare und Philip Cunliffe

Covid-19, die Lockdowns und ihre Folgen haben einen Schlussstrich unter die vorangegangene Ära und die sie bestimmende Politik gezogen. Davon ist das Autorentrio überzeugt. Doch was kommt als Nächstes - und wie zerbröckelte der Neoliberalismus und verschwand die Politik der Mitte, die seit dem Ende des Kalten Krieges die Zentralräume der Welt beherrschten? Seither ist die politische Autorität des Neoliberalismus geschwunden, da er sich als unfähig erwiesen hat, den Lebensstandard der Mehrheit zu verbessern. Die Autoren schlussfolgern: So wie der Neoliberalismus eine unzureichende Lösung für die Krise der 1970er-Jahre darstellte, so wird auch das, was als nächstes kommt, die Krisen der 2010er-Jahre nicht lösen können. Was vielleicht eine Chance für einen neuen Sozialismus am Ende des Endes der Geschichte ergibt ...

ISBN 978-3-85371-498-0     19,90 €  Portofrei     Bestellen

 

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Covid-19, die Lockdowns und ihre Folgen haben einen Schlussstrich unter die vorangegangene Ära gezogen. Davon ist das Autorentrio überzeugt. Doch was kommt als Nächstes – und wie zerbröckelte der Neoliberalismus und verschwand die Politik der Mitte, die seit dem Ende des Kalten Krieges die Zentralräume der Welt beherrschten?

Im Jahr 1989 verkündete Francis Fukuyama das „Ende der Geschichte“. Mit dem Zusammenbruch des staatssozialistischen Modells hätten liberale Demokratie und Marktwirtschaft den endgültigen Sieg über ihren größten Gegner errungen. Die Öffnung neuer Märkte auf der ganzen Welt sollte der Globalisierung den Weg ebnen und alle ideologischen Konflikte in wachsendem Handel und Wohlstand untergehen lassen. Dies begründete eine Ära der Post-Politik und der Apathie der Bevölkerung.

Doch schon 2008 läutete die Finanzkrise ein Ende dieses Modells ein. Im Gefolge des Arabischen Frühlings zerbrachen im Nahen Osten die staatlichen Gebilde. Die geopolitische Rivalität zwischen China und den USA verschärfte sich. Politisch sehr unterschiedlich gelagerte Bewegungen wandten sich gegen die herrschenden Eliten, ein Phänomen, das Hochuli und seine Mitautoren als „Anti-Politik“ im Gefolge der Post-Politik begreifen.

Mit dem Brexit und der Wahl von Donald Trump im Jahr 2016 wurde der Liberalismus in eine tiefe Krise gestürzt. Seine politische Autorität ist geschwunden, da er sich als unfähig erwiesen hat, den Lebensstandard der Mehrheit zu verbessern. Für die nahe Zukunft prophezeien die Verfasser drei miteinander konkurrierende Ideologien. Erstens ein Modell des Staatskapitalismus unter einer Mitte-Rechts-Koalition. Zweitens die Technokratie einer neuen linken Mitte, die die kulturellen Aspekte des Neoliberalismus verteidigt, den sie zu verachten vorgibt. Einen Vorgeschmack darauf gibt die Corona-Krise, in der Linksliberale auf Abriegelungsmaßnahmen setzen. Drittens könnte die extreme Rechte erstarken, wenn sie die Abkehr der Massen vom neoliberalen Modell für die Hinwendung zum starken Staat zu nutzen weiß.

Die Autoren schlussfolgern: So wie der Neoliberalismus eine unzureichende Lösung für die Krise der 1970er-Jahre war, so wird Anti-Politik auch die aktuelle Krise nicht lösen können. Was vielleicht eine Chance für einen neuen Sozialismus am Ende des Endes der Geschichte ergibt …

Inhaltsverzeichnis

Stimmen zum Buch:

Abschließend ließe sich fragen, welche Gesellschaftsanalyse, vielleicht sogar Gesellschaftstheorie, für die Gegenwart und Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte. In Hinsicht auf die Position der Autoren des hiesigen Werks wäre es interessant, weiter danach zu fragen, wie sich die Welt durch den Ukraine-Krieg in diesem Sinne wieder neu formiert hat oder wieder neu formieren wird, worauf zur Zeit allerdings noch niemand eine abschließende Antwort geben kann. Stephan Wolting, Literaturkritik.de, 08.01.2023

Die verbreitetste Spielart der Antipolitik von unten sei die Korruptionsbekämpfung. Am Beispiel Brasilien zeigen die Autoren anschaulich, dass die Korruptionsbekämpfung als eine Form der Antipolitik zu autoritärem, nationalistischem Populismus führen kann: »Die mangelnde Bereitschaft der Linken, sich grundlegend zu politisieren, mit einem postpolitischen Status quo zu brechen, der erfolgreich von der PT verwaltet worden war, leitete die unvollständige Revolte vom Juni 2013 zu ihrer endgültigen Auflösung in der Wahl von Jair Bolsonaro 2018.« Man muss nicht mit allen Thesen der drei Autoren übereinstimmen, um das Buch als eine zentrale Untersuchung der gegenwärtigen politischen Lage wertzuschätzen. Hochuli, Hoare und Cunliffe bieten eine Grundlage zum Verständnis der aktuellen Krise, die Ansatzpunkte zum Neudenken linken politischen Handelns bietet. An so einer Analyse fehlte es bisher in der deutschsprachigen Linken. Ohne profunde Analyse ist es indes nicht möglich, das Potential der seit 2008 wiederkehrenden Protestbewegungen zu nutzen. Die Linke überließ dieses Aktionsfeld statt dessen rechten, im Grundsatz systemfreundlichen Gegeneliten. Ohne eine adäquate Antwort von links, so warnen die Autoren, macht die Antipolitik »den Weg frei für autoritäre Herrschaft«. Dieter Reinisch, Junge Welt, 10.10.2022

Der Brexit dient den Autoren von „Das Ende des Endes der Geschichte“ als gutes Beispiel dafür, dass der Nationalstaat als politische Organisationsform auch aus repräsentativer und partizipatorischer Sicht nicht ausgedient hat. Hans-Peter Roll, MAKROSKOP, Mai 2022

Selten haben wir eine Streitschrift in den Händen gehalten, der wir weitgehend zustimmen, obwohl sie sich auch gegen uns richtet. Die Neuen Zwanziger, Mai 2022

Die Autoren

Alex Hochuli, geboren 1985 in São Paulo (Brasilien), arbeitet als Publizist und wissenschaftlicher Berater.

George Hoare, geboren 1984 in Reading (England), lebt als Forscher und Autor in London.

Philip Cunliffe, geboren 1980 in Bournemouth (England), ist Dozent für Politik und internationale Beziehungen an der Universität von Kent.

 

Erstellt: 09.03.2023 - 08:07  |  Geändert: 01.06.2023 - 21:50