Der Nächste, bitte! Von Michael Escoffier. Rezension von Britta Kiersch

Der Nächste, bitte! Von Michael Escoffier   Moritz Verlag   ISBN 978-3-89565-403-9

Natürlich erinnern die Tiere im Wartezimmer des Arztes an Ernst Jandls Gedicht „fünfter sein“, das mit den wunderbaren Illustrationen von Norman Junge lieferbar ist. Doch dieses makabre Papp-Büchlein geht in eine ganz andere Richtung.

Der Arzt, der als ersten Patienten das Krokodil hereinbittet, verhält sich vorbildlich. Er nimmt sich Zeit für eine ordentliche Untersuchung und Diagnose. Die Kneifzange, die er dann holt, um die Ursache der Probleme zu beseitigen, macht dem Patienten zwar erst einmal Angst, aber sie erweist sich als das probate Mittel, um den Stil vom Lolli, der sich zwischen den Zähnen verkeilt hatte, herauszuziehen. Der gute Rat des Arztes: In Zukunft doch lieber den Stängel nicht mitzuessen.

Der Nächste wird hereingebeten und der erfahrene Bilderbuchleser wird bemerken, dass auf diesem Bild der Hase, der vorher noch auf dem grünen Sofa saß, verschwunden ist. Und nach der erfolgreichen Behandlung des Elefanten sitzt niemand mehr auf besagtem Sofa, als der Arzt freundlich den nächsten Patienten ins Sprechzimmer bittet. Es ist der Wolf, der über Bauchweh klagt und als der Arzt mit der Stirnlampe in dessen Schlund leuchtet, sich darüber wundert, was es da zu sehen gibt, versetzt ihm der Wolf hinterrücks einen Stoß und verschlingt ihn (in altbekannter Manier) mit einem Happs. Daraufhin bittet der Wolf, mit weißem Kittel nur notdürftig getarnt, das letzte wartende Tier ins Sprechzimmer.

Der hungrige, alles verschlingende Wolf ist seit langem eine bekannte Größe im Bilderbuch. Dass aber dieses Mal das Ende offenbleibt, gefällt mir besonders gut. Es gibt zig Möglichkeiten, die Geschichte zu Ende zu fantasieren, denn das letzte Bild zeigt das bestürzte Schaf, dass den Wolf im Arztkittel erblickt und wir können jetzt spekulieren, wie es mit der Situation fertig wird. Ob vielleicht der Elefant oder das Krokodil zur Hilfe eilen? Man weiß es nicht. Mir gefallen die Bilder, die vor Humor strotzen, und Körpersprache und Mimik der Figuren sprechen Bände.

Der Nächste, bitte! Von Michael Escoffier

 

Erstellt: 10.09.2021 - 10:00  |  Geändert: 10.09.2021 - 10:02

Themen: