Der letzte Satz. Von Robert Seethaler. Rezension von Britta Kiersch

REZENSION 
Der letzte Satz. Von Robert Seethaler.   Roof Music   ISBN 978-3-86484-657-1

Gustav Mahler befindet sich an Deck eines Schiffes auf der Reise von New York zurück nach Europa. Ein Schiffsjunge bringt ihm Tee, er soll sich um diesen Mann kümmern, der dort so traurig sitzt und er fragt ihn nach seiner Musik, aber der große Komponist erzählt dem Jungen von seinen Erinnerungen, über die Zeit in Wien und wie viel Anstrengung es ihn gekostet hat, dort zu arbeiten und die Musiker zu Höchstleistungen anzuspornen. Er erzählt von seiner Tochter und ihrem frühen Tod und was das mit ihm und seiner Ehe mit Alma, seiner großen Liebe, gemacht hat. Dass Alma und er sich daraufhin immer mehr voneinander entfremdet hatten, bis Alma sich in Gropius verliebte, diesen eingebildeten Schnösel.

Während Mahler auf dem Sonnendeck ruht, bleibt Alma unter Deck in ihrer Kabine und schickt immer wieder den Jungen hinauf. Gustav Mahler spürt, dass er am Ende seines Lebens angelangt ist, dass neben der Musik und seiner Liebe zu Alma geprägt war von Krankheiten und Selbstzweifeln. Diese Reise wird sein letzte sein und er zieht Bilanz. Der Österreicher Robert Seethaler hat die Gabe des unverwechselbaren Erzähltons, des Verdichtens und Matthias Brandt bringt diesen Text zum Klingen. Ihm gelingt es, diesem traurig-schönen Roman so viel Dynamik und Leben einzuhauchen, dass dann tatsächlich der Junge, der sein ganzes Lebend noch vor sich hat, ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt und man eigentlich am Schluss erwartungsvoll und freudig zurückbleibt. Dies ist eines der besten Hörbücher die ich kenne. Matthias Brandt liest, wird laut und wieder leise, baut seinen eigenen Rhythmus, entwickelt eine Spannung, einen Sog, macht Seethalers Text zu etwas Eigenem und ist deshalb so außerordentlich überzeugend.

Der letzte Satz. Von Robert Seethaler.

 

Erstellt: 02.12.2020 - 08:18  |  Geändert: 19.02.2021 - 15:24