Marx-Engels-Jahrbuch 2004

Im Zentrum des Jahrbuches stehen neue biografische Forschungen: Neben zwei Arbeiten über Engels Reisen in die Schweiz 1893 und nach Heidelberg 1875 ist der Beitrag von Dlubek hervorzuheben. Der Autor skizziert den ersten Deutschlandbesuch von Marx nach seiner Ausweisung 1849 und veranschaulicht die Folgen der Emigration für sein theoretisches Verständnis: Die wissenschaftliche Orientierung am britischen Kapitalismus begründet zudem seine Sonderstellung in der organisierten deutschen Arbeiterbewegung. Die übrigen Detailstudien sind weitgehend historisch angelegt, wobei Welskopp aus seinem Vergleich der Marx’schen und sozialdemokratischen Interpretation des Marktes ein neues Verständnis von marktvermittelten Klassenbeziehungen im Zeitalter der Globalisierung fordert.

Frank Schale (FS)

Eine weitere Ausnahme ist der Aufsatz von Iorio, der die philosophischen Schwierigkeiten einer aktuellen Lektüre der marxistischen Liberalismuskritik veranschaulicht. Der Marxismus muss sich entweder als theologische Geschichtsphilosophie verstehen, was heute kaum mehr möglich ist, oder seine moralische Überlegenheit postulieren, womit er aber unter das eigene Verdikt fallen würde, statt wissenschaftlich nur noch utopisch zu sein. Lesenswert ist auch das im Jahrbuch erstmalig veröffentlichte Manuskript eines Rundfunkvortrages aus dem Jahr 1931 von Carl Schmitt über „Hegel und Marx“.

Erstellt: 13.12.2019 - 14:57  |  Geändert: 30.07.2024 - 08:12