Ich gestehe
Der Prozess um Rudolf Slansky

Das Buch "Ich gestehe" (Originaltitel: "L'Aveu", 1968 auf Französisch veröffentlicht) ist die autobiografische Aufarbeitung des tschechoslowakischen Kommunisten Artur London, der als Opfer der stalinistischen Säuberungen in den 1950er Jahren in einem Schauprozess verurteilt wurde.
Historischer Hintergrund
Slánský-Prozesse (1952): London war einer von 14 Angeklagten (meist jüdische Parteieliten) im antisemitisch geprägten Prozess gegen Rudolf Slánský, Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Die Anklage lautete auf "trotzkistisch-zionistisch-titoistische Verschwörung" – eine Inszenierung unter Moskaus Einfluss.
Politische Säuberungen: Die Prozesse waren Teil stalinistischer Repressionen, um Kritiker zu eliminieren und Macht zu sichern. London, ehemals stellvertretender Außenminister und Widerstandskämpfer gegen die Nazis, wurde 1951 verhaftet.
Inhalt des Buches
Verhaftung und Folter:
London schildert, wie er durch physische und psychische Folter (Schlafentzug, Scheinhinrichtungen, Isolation) zu einem erzwungenen "Geständnis" gezwungen wurde.
Er beschreibt die Zerstörung der Persönlichkeit durch systematische Erniedrigung und die Manipulation von Schuldgefühlen ("Für die Partei opfern").
Der Prozess als Theater:
Die öffentlichen Geständnisse waren inszeniert, um die "Einheit der Partei" zu demonstrieren. London und andere mussten absurde Anschuldigungen (Spionage, Sabotage) "bestätigen".
Trotz Todesstrafe für Slánský erhielt London lebenslange Haft, wurde aber 1956 nach Stalins Tod entlassen und rehabilitiert.
Kritik am Stalinismus:
Das Buch enthüllt die Mechanismen totalitärer Justiz: Lügen, Angst und ideologische Verblendung.
London bleibt überzeugter Kommunist, kritisiert aber den Missbrauch der Ideologie durch stalinistische Willkür.
Themen und Bedeutung
Menschlichkeit unter Repression: Londons Bericht zeigt den Kampf um Würde in einem System, das Individualität zerstört.
Propaganda und Macht: Die Schauprozesse dienten der Einschüchterung der Bevölkerung und der Machtkonsolidierung.
Historisches Dokument: Als Zeitzeuge prangert London die moralische Korruption stalinistischer Regime an.
Rezeption und Vermächtnis
Das Buch wurde 1970 von Costa-Gavras verfilmt ("Das Geständnis" mit Yves Montand) und trug zur Aufarbeitung stalinistischer Verbrechen im Westen bei.
Es gilt bis heute als Schlüsseltext zum Verständnis der psychologischen Dynamik von Diktaturen und der Tragödie überzeugter Revolutionäre, die zu Opfern des Systems werden.
London starb 1986 im Exil in Frankreich. Sein Werk bleibt ein Mahnmal gegen politischen Fanatismus und Unterdrückung.
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Erstellt: 04.06.2014 - 08:00 | Geändert: 14.03.2025 - 12:57