Die Psychoanalytikerin Anna Freud ist nicht nur Insidern ein Begriff. Als Dichterin aber kennt sie kaum jemand. Brigitte Spreitzer macht die literarischen Texte von Sigmund Freuds jüngster Tochter zum ersten Mal vollständig zugänglich und liest sie in der Einführung zur Edition als paradigmatische Dokumente der Auseinandersetzung einer jungen Frau aus dem assimilierten jüdischen Bürgertum mit den sozialhistorischen und kulturellen Bedingungen im Wien der Jahrhundertwende. Damit können wir sie als Teil eines historischen Prozesses begreifen, der durch das Ringen von Frauen um Zutritt zu Kultur, Bildung und Wissen gekennzeichnet ist.