Zeitschrift Marxistische Erneuerung Z. Nr. 144 (Dezember 2025)
Jugend in Bewegung

Editorial: 

Wer den derzeitigen politischen Orientierungen junger Menschen nachgeht, kann Überraschungen erleben. Kurz nachdem in den letzten Jahren Studien der Jugend politische Apathie und Anpassung attestiert hatten, zeigten die Ergebnisse der Bundestagswahl 2024 etwas ganz anderes: Abwendung eines Großteils der jungen Wähler:innen von den Regierungsparteien und besonders starkes Abschneiden der Partei Die Linke in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren, wo sie mit einem Anteil von 27 Prozent klar die stärkste Partei wurde.

Kommentare

Ulrich Busch zu (un)gleichwertigen Lebensverhältnissen 35 Jahre nach der deutschen Einheit - Florian Weis zu Umbrüchen im britischen Parteiensystem - André Leisewitz zum Klimaaufruf von Meteorologen und Pysikerin im Vorfeld des Klimagipfels von Belem. 

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Jugend in Bewegung

Zwischen Politikverdrossenheit, Schwermut und Kulturkampf: Politisierung junger Menschen am Rande der Zeitenwende

Finanzkrise, Klimawandel, Corona-Pandemie, Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, Inflation und Energiekrise bestimmen das Leben von jungen Menschen in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts. Zwar erlebten sie selbst noch bis zum Beginn dieses Jahrzehnts kaum etwas anderes als die Politik der Ära Merkel – die neoliberale Alternativ- und Aussichtslosigkeit, die längst alle gesellschaftlichen Bereiche erfasst hatte ... Frederik Schwieger

Kritik bürgerlicher Beforschung politischer Einstellungen und sozialer Lagen Jugendlicher

Im Folgenden werden Diskurs-Ausschnitte wissenschaftlicher und medialer Darstellungen jugendlicher Soziallagen und Einstellungen kritisch unter die Lupe genommen. Der Aufsatz versteht sich als Kritik verschiedener Jugendforschungs-Studien und ihrer Präsentationen in einflussreichen Medien ... Michael Klundt

Zwischen Verunsicherung und Aufbruch: Statements von Jugendorganisationen und Jugendvertretern – eine Collage

Wie werden Lage und Politisierung der Jugend in den Jugendverbänden und -organisationen selbst eingeschätzt? Die Z.-Redaktion hat verschiedene Zusammenschlüsse im Feld der Jugendverbände und Jugendorganisationen um kurze Einschätzungen gebeten, wie sie die Situation erleben, welche Themen junge Lernende und Lohnabhängige bewegen, welche Entwicklungen zu beobachten sind ...

Jung und rechts?

Sind Jugendliche und junge Erwachsene heute wieder empfänglicher für (extrem) rechte Einstellungen und deren jugendkulturelle Ausdrucksformen? Im Herbst 2024 wurde in den Medien von einer neuen Generation sehr junger Neonazis berichtet. Anlass waren die überregionalen Mobilisierungen neonazistischer und anderer extrem rechter Gruppen gegen die »Christopher Street Day« (CSD) Paraden in zahlreichen Städten ... Marcel Hartwig

»Das Hauptproblem ist der Unwille, Social Media zu priorisieren«: Politisierung von Jugendlichen über Social Media

Fabian Lehr ist marxistischer Blogger und Podcaster. Seit 2012 macht er politischen Content auf sozialen Medien. Wir haben mit ihm über die Politisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch Social Media gesprochen. Fabian Lehr im Gespräch mit Kim Lucht

Auszug: »Social Media priorisieren«: Über die Notwendigkeit linker Propaganda und die Politisierung von Jugendlichen mittels Social Media. Ein Gespräch mit dem marxistischen Blogger und Podcaster Fabian Lehr: In diesen Tagen erscheint Heft 144 der Zeitschrift Z. Marxistische Erneuerung mit dem Themenschwerpunkt »Jugend in Bewegung«. Wir veröffentlichen daraus redaktionell gekürzt und mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber ein Interview, das Kim Lucht mit dem Podcaster Fabian Lehr geführt hat. Von Kim Lucht junge Welt 24.11.2025

Billige Arbeitskräfte statt Zukunft: Ausbildung im Kapitalismus

Mehr als zwei Drittel der Auszubildenden zeigen sich mit der eigenen Ausbildung (sehr) zufrieden – so ließe sich der im August veröffentlichte Ausbildungsreport der DGB-Jugend1 auf den ersten Blick zusammenfassen. Unser Beitrag stützt sich auf die Position des SDAJ-Bundesvorstands zu diesem Report. Sophia Autenrieth / Jonas Schwabedissen

Kampf um die Hochschulen: Die herrschende Hochschulpolitik steckt in der Krise – die Zeit ist reif für linke Antworten

Die Hochschulen in Deutschland sind historisch ein Ort intensiver Klassenkämpfe, die Studierenden häufig ein Treiber politischen Protests und sozialen wie kulturellen Fortschritts gewesen. Das haben die 68er aufs eindrücklichste gezeigt, aber auch in der jüngeren Vergangenheit die Bildungsproteste gegen die Wiedereinführung der Studiengebühren im Rahmen der Finanzkrise 2007ff ... Luca Groß

Soziale Bewegungen

Streikmonitor: Arbeitskonflikte im ersten Halbjahr 2025

Das erste Halbjahr 2025 war erstmals seit 2020 durch eine Abnahme der Streikaktivitäten geprägt.1 Im ersten Halbjahr 2025 wurden 136 Arbeitskonflikte erhoben. Die hohen Zahlen aus den ersten Halbjahren der beiden streikintensiven Jahre 2023 (154 Konflikte) und 2024 (171 Konflikte) wurden nicht wieder erreicht ... Lioba Heck / Piet Heinrich / Luca Lüschen / Lena Wagner

Multipolare Weltordnung?

Die weltpolitische Bedeutung der Bandung-Konferenz

In der Diskussion um die Neuformierung der internationalen Weltordnung und den Auf stieg des globalen Südens unter dem Stichwort »Multilateralität« wird des Öfteren auf die Konferenz der Blockfreien vom 18. bis 24. April 1955 in Bandung (Indonesien) Bezug genommen. Wolfgang Abendroth wies dieser Konferenz eine »weltpolitische Bedeutung« zu ... Wolfgang Abendroth

Naher und Mittlerer Osten: Eine Region im Umbruch – doch wohin steuert sie?

»Peace in Middle East. Peace 2025« Unter diese Losung war das Gipfeltreffen gestellt, welches unter dem gemeinsamen Vorsitz von US-Präsident Trump und Ägyptens Präsident El-Sisi am 13. Oktober 2025 anlässlich der Unterzeichnung der Waffenstillstandsvereinbarung zum Gaza-Krieg im ägyptischen Scharm El Scheich stattgefunden hat ... Karin Kulow

Neue Konfrontationen – alte Mächte: Ukrainekrieg, Trump, möchtegernstarkes Europa – und der gelbe Elefant im Raum: China

Linke Gewissheiten der Zeiten der Blockkonfrontation haben sich 1989/91 erledigt. US-hörige Garantien einer unverrückbaren Weltordnung des bürgerlichen Parlamentarismus und der Marktwirtschaft, oder wer es lieber will, des Kapitalismus mit einer Führungsmacht in Washington zerstieben gegenwärtig, neue Konstellationen von Super- und Großmächten suchen eine demokratisierte Weltordnung und einen möglichst starken Platz für sich selbst ... Stefan Bollinger

Auf- und Abstiegsprozesse und Machtverschiebungen in der Weltwirtschaft

Die nachfolgenden Statements wurden auf der Gedenkveranstaltung für Dieter Boris in Frankfurt/M. am 7. März in einem Diskussions-Panel zum Thema »Weltordnung und globaler Süden« unter Moderation von Karin Fischer (Linz) vorgetragen. Siehe dazu auch den Bericht zur Tagung von Patrick Ölkrug in Z 142, S. 188-190 ... Jörg Goldberg / Alke Jenss / Artur Bleischwitz / Stefan Schmalz

Weitere Beiträge

Fausts Paradies: Sturmflut von 1825 und nordwestdeutscher Deichbau in Goethes »Faust 2«

»Verweile doch, du bist so schön!«2 So heißt das bekannte Zitat aus dem zweiten Teil der »Faust«-Tragödie (im Folgenden: »Faust 2«) – aber was genau ist so schön und soll ewig verweilen? Spoiler: Es geht um Wege aus der aktuellen Krise, um Frieden und Ausgleich mit der Natur in einer Welt der Kriege und Klimakatastrophen ... Jürgen Block

Gefolgschaft unterm Hakenkreuz: Ein altes Thema neu belebt

Ehe die Faschisten in Deutschland Regierungsgewalt ausüben konnten, fragten ihre Gegner und andere erstaunt, weshalb es einer Partei, deren Name schon erkennbar fünf völlig unzutreffende Begriffe enthalte und die in Diktatur und neuen Krieg führen werde, dennoch gelingen könne, so viele Anhänger, Mitläufer und Wähler zu gewinnen und sie sogar zu begeistern ... Manfred Weißbecker

Diskussion/Kritik/Zuschriften

Über die Mühen des Erkennens. Zu W. Schwarz, Z. 142 

Klaus Müller

Zeitschriftenschau/Aktuelle Debatten

Zeitschriftenschau/Aktuelle Debatten

Klaus Dräger zu "New Left Review": Israel nach Fordow; Jörg Goldberg zu "Economie & Politique": Trumps Zollpolitik und die Interessen des US-Kapitals; André Leisewitz zu "Berliner Journal für Soziologie": Deutsche Eliten; David Schuster zu "isw-Newsletter": Der Hauptwiderspruch im globalen Kapitalismus Klaus Dräger - Jörg Goldberg - André Leisewitz - David Schuster

Berichte

Kritische Theorie und der US-Kulturimperialismus

Critical Theory Workshop, 7. bis 25. Juli 2025, École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Paris Laurin Schulte

»Krieg dem Krieg«

Konferenz, Köln, 26. Juli 2025 Nikolai Waldenmaier

»Staat und Kapital in der BRD heute«

16. Marxistische Studienwoche, 11. bis 14. August 2025, Frankfurt am Main Elena Al-Taie / Levi von Kalben

Buchbesprechungen

Leo Kofler zur Ideologie des Spätkapitalismus: Leo Kofler: Soziologie des Ideologischen. Erweiterte Neuausgabe mit einem Nachwort von Christoph Jünke, Mangroven-Verlag, Kassel 2025, 188 Seiten, 20,00 Euro. Heiko Bolldorf

Mit »aufgeklärtem Realismus« in die neue Weltordnung? Peter Wahl / Erhard Crome / Frank Deppe / Michael Brie: Weltordnung im Umbruch. Krieg und Frieden in einer multipolaren Welt (= Neue Kleine Bibliothek. Bd. 346) PapyRossa Verlag, Köln 2025, 171 S., 14,90 Euro. Stefan Bollinger

Die »Vermarktlichung« Chinas: Isabella M. Weber: Das Gespenst der Inflation. Wie China der Schocktherapie entkam. Aus dem Englischen von Stephan Gebauer. Suhrkamp Verlag, Berlin 2023, 544 Seiten, 32,00 Euro. Georg Fülberth

Wie tickt die chinesische Volkswirtschaft? Rainer Land: Chinas gelenkte Marktwirtschaft. Hintergründe eines Booms. Promedia-Verlag, Wien 2025, 232 S., 23,00 Euro. Wolfgang Müller

Völkermord: Taten – Täter – Gerechtigkeit? Aert van Riel: Genozid (= Reihe Basiswissen – Politik/Geschichte/Ökonomie). PapyRossa Verlag, Köln 2025, 142 S., 12,00 Euro. Stefan Bollinger

Christoph Heins »Narrenschiff«: Christoph Hein: Das Narrenschiff. 6. Auflage. Suhrkamp Verlag, Berlin 2025, 751 Seiten, 28,00 Euro. Georg Fülberth

Mehr Demokratie – weniger Kapitalmacht. Das Memorandum 2025: Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik: Memorandum 2025. Mehr Demokratie – Weniger Kapitalmacht! Köln 2025, 363 Seiten, 19,90 Euro. Jürgen Leibiger

Ein »Wir« zwischen Einheit und Spaltung: Nicole Mayer-Ahuja: Klassengesellschaft akut. Warum Lohnarbeit spaltet – und wie es anders gehen kann. C.H.Beck, München 2025, 279 S., 26,00 Euro. John Lütten

Ökosozialismus: Christian Stache: System Update oder System Change? Glanz und Elend des Ökosozialismus, PapyRossa Verlag, Köln 2025, 334 S., 24,00 Euro. Hans Rackwitz