Indien
Öl ins Feuer. Graphic Novel
August 2013, Uttar Pradesh, Nordindien. Im mehrheitlich muslimischen Kawal erstechen zwei junge Hindus einen gleichaltrigen Muslim auf offener Straße. Die Täter werden daraufhin von einer aufgebrachten Menge ermordet. Nach Massenprotesten eskalieren die Ereignisse und es kommt zu wiederholten Überfällen der Angehörigen beider Religionsgemeinschaften aufeinander, die mehrere Dutzend Tote fordern und die Flucht Zehntausender Muslime zur Folge haben.
Für Joe Sacco, den berühmtesten aller Comicreporter, ist dieser Vorfall ein Archetyp dessen, was in Indien bereits zuvor geschehen ist und wieder geschehen wird.
In INDIEN: ÖL INS FEUER geht er den Fragen nach, welche Narrative Täter konstruieren, um ihre Beteiligung an der Gewalt zu erklären und welche Rolle Gewalt in einer Demokratie spielt.
Das bevölkerungsreichste Land der Welt ist unter Premierminister Modi seit nunmehr elf Jahren auf dem Weg in eine Hindu-Autokratie. Mit pointierter Schärfe nimmt Joe Sacco sich dieser bedenklichen Entwicklung an.
Interview
Ein politischer Comic über die Macht der Manipulation: Wie konnte es 2013 in der nordindischen Provinz Uttar Pradesh zu den gewaltsamen Ausschreitungen kommen? In der Comic-Reportage „Indien. Öl ins Feuer“ zeigt US-Journalist und Künstler Joe Sacco, wie Politiker Angst und Wut für ihre Zwecke benutzen. [Podcast 15:10] Mit Joachim
Joe Sacco nennt die Ereignisse, von denen sein Buch handelt, zu Anfang einen »vergleichsweise mickrigen Aufruhr«, was er historisch begründet: Als 1947 Indien und Pakistan unabhängig wurden, erfolgte die Teilung des Subkontinents, schreibt Sacco, »im Wesentlichen entlang konfessioneller Grenzen: Indien für die Hindus, Pakistan für die Muslime. Eine humanitäre Katastrophe: Über 12 Millionen Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben oder flüchteten (…) und Hunderttausende – vielleicht sogar eine Million – starben während des darauffolgenden Blutvergießens.« Dass sich der vielfach ausgezeichnete Comicjournalist trotzdem mit dem Thema beschäftigt, begründet er so: »Indien ist ein Paradebeispiel für religiös bedingte Spaltungen, die schon seit Jahrzehnten von der politischen Klasse ausgenutzt werden – um Feindbilder zu erschaffen, Ängste zu schüren und die Wählergruppen enger an sich zu binden.« Von Peter Lau Comic Report 27.10.2025
Pressenotizen Perlentaucher
Autoreninfos
Erstellt: 19.11.2025 - 06:20 | Geändert: 19.11.2025 - 06:45
